Eisbären: Ungefährdeter Sieg über Hannover - Erfolgsserie hält an
In dieser Woche war die Bundeshauptstadt für Eishockeyspieler aus Hannover kein gutes Pflaster: Erst fegten am Donnerstagabend die Eisbären Juniors in der Oberliga-Nord die Indians mit einem sensationellen 9:3 vom Eis und nur 24 Stunden später besiegten die „großen“ DEL-Eisbären die Scorpions mit 4:2 (1:0; 2:0; 1:2). Mit Jens Baxmann, André Rankel, Matthias Forster, Thomas Schenkel, Marvin Tepper, Kay Hurbanek, Norman Martens und Goalie Youri Ziffzer stellte Coach Pierre Pagé nicht weniger als acht Protagonisten des derzeit erfrischend aufspielenden Junior-Teams auf, und rechnet man noch Oliver Jonas und Alexander Barta hinzu, setzte der Vizemeister immerhin zehn Förderlizenzspieler gegen die Scorpions ein. Wenn auch hin und wieder etwas nicht klappte, standen die Young Guns dennoch samt und sonders ihren Mann. Lediglich Youri Ziffzer kam nicht in den Genuss von Eiszeit. Der Einsatz der „jungen Wilden“ wurde auch notwendig, da Stürmer-Routinier Mark Beaufait doch noch weiter mit einer Leisten- und sein Kollege Kelly Fairchild mit einer kürzlich erlittenen Handverletzung ausfielen.
Die 4400 Zuschauer im nicht vollständig besetzten Wellblechpalast bekamen von beiden Teams zwar keinen Leckerbissen in Sachen Eishockey, zumindest aber doch solide Hausmannskost vorgesetzt. Die gebeutelten Niedersachsen, die sich wider eigenem Erwarten und dem vieler Experten nach dem ersten Viertel der laufenden Saison auf dem vorletzten Tabellenplatz wiederfanden, mühten sich redlich um ein Erfolgserlebnis, standen aber am Ende, trotz zahlreicher Chancen, ein weiteres Mal mit leeren Händen da. So sah es nach dem Spiel auch der wiedergenesene Scorpions-Coach Gunnar Leidborg, indem er resümierte: „Meine Mannschaft hat gut gearbeitet. Wir hatten Chancen, aus denen mehr hätte rausspringen müssen als die zwei Tore - das war heute der Unterschied. Die Eisbären haben ihre Möglichkeiten genutzt und deshalb verdient gewonnen.“
Den ersten Spielabschnitt gestalteten beide Kontrahenten noch etwas zurückhaltender. Die Gastgeber hatten hier dennoch die besseren Möglichkeiten: So traf Sven Felski nach etwas mehr als fünf Minuten nur den Torpfosten. Zudem scheiterten unter anderem Marvin Tepper, Stefan Ustorf und Erik Cole am ordentlich seinen Job verrichtenden Ilpo Kauhanen im Tor der Gäste. In der 15. Spielminute schickte Hauptschiedsrichter Harald Deubert kurz nacheinander erst Ricard Persson für die Eisbären (Haken) und dann NHL-Verteidigerhüne Paul Mara für die Scorpions (unkorrekter Körperangriff) auf die Strafbank. Das Mehr an Platz auf dem Eis bei 4 gegen 4 nutzten in der 17. Spielminute dann die Eisbären durch Kapitän Steve Walker zum 1:0 Führungstreffer (Assists: Pederson/ Walser). Mit diesem knappen Vorsprung für den EHC ging es in die erste Pause.
Der Mittelabschnitt wurde dann doch bei weitem lebhafter. Die Gastgeber gingen hier allerdings recht verschwenderisch mit ihren Großchancen um, wie der von Sven Felski, welcher allein auf Kauhanen zulaufen konnte, aber ebenso vergab wie etwas später Stefan Ustorf gar bei eigener Unterzahl (Keller saß). Richtig Leben in die Hütte kam in der 31. Spielminute bei einer Rauferei, deren Hauptdarsteller auf Seiten der Hauptstädter Sven Felski (2+2 Minuten wegen unnötiger Härte) und Stefan Ustorf (2 Minuten) waren und bei den Scorpions Dan Lambert (2+2) und Marian Cisar (2 Minuten). Diese kleine Auseinandersetzung weckte den Kampfgeist in beiden Teams, Nutznießer blieben aber keine vier Minuten später die Eisbären, als Micki DuPont zum 2:0 für die Eisbären einnetzte (Walker/ Pederson). Nur zehn Sekunden vor Drittelende legte der EHC vorentscheidend durch Felski zum 3:0 nach (Persson/ Cole).
Den Schlussabschnitt begannen die Eisbären etwas verschlafen, wodurch Scorpion Robert Hock glücklich, und nach Videobeweis, der Treffer zum 3:1 gutgeschrieben werden konnte (42.- Morczinietz/ Serikow). Dumm, dass sich kurz danach sein Mannschaftskollege Frederik Öberg eine Strafe wegen Hakens einfing, was Derrick Walser prompt zur Herstellung des alten Dreitore-Abstandes nutzte - 4:1 (45.- Keller/ Shearer). Mehr als Ergebniskosmetik gelang den Gästen nicht mehr. Lediglich Dan Lambert nutzte eine Überzahlgelegenheit zum 4:2 (Cisar/ Öberg).
Sicherlich, die Scorpions spielten zwischenzeitlich zwar durchaus gefällig mit, der Sieg der Eisbären aber schien nie ernstlich in Gefahr zu geraten. Das Resümee von EHC-Coach Pierre Pagé fiel denoch durchwachsen aus: „Wir hatten heute zwar wieder viele Chancen, haben aber auch zu viele Gegenchancen zugelassen. Alles in allem war ich mit der Defensivarbeit trotzdem zufrieden, nur unser Angriff war etwas zu sorglos.“ Pagé betrieb auch Einzelkritik und lobte den permanent starken Einsatz von Denis Pederson, den er zu Recht einen „wichtigen Charakterspieler“ nannte. Auch Verteidiger Derrick Walser hob der EHC-Trainer hervor, dessen Treffer zum 4:1 im richtigen Moment fiel: „Mit Derrick geht es von Spiel zu Spiel weiter aufwärts.“ Und am Ende lobte Pagé noch einmal seine „jungen Wilden“: „Unsere Förderlizenzspieler laufen nicht einfach nur mit, sie tragen entscheidend zum Erfolg bei.“
Mit dem Sieg über die Scorpions gelang dem EHC Eisbären der fünfte volle Punkterfolg am Stück und damit sogar der Sprung auf Platz 3 der DEL-Tabelle hinter Spitzenreiter Kölner Haie und den Panthern aus Ingolstadt. Am Sonntag geht es zu deren Namensvettern nach Augsburg. Gelänge in der Fuggerstadt ein Sieg, wäre das die längste Erfolgsserie der Berliner in dieser Spielzeit. (mac)
EHC Eisbären Berlin - Hannover Scorpions 4:2 (1:0; 2:0; 1:2)
Torfolge:
1:0 - Walker (Pederson/ Walser) 16:12 EQ
2:0 - DuPont (Walker/ Pederson) 34:06 EQ
3:0 - Felski (Persson/ Cole) 39:50 EQ
3:1 - Hock (Morczinietz/ Serikow) 41:36 EQ
4:1 - Walser (Keller/ Shearer) 44:37 PP1
4:2 - Lambert (Cisar/ Öberg) 55:58 PP1
Zuschauer: 4400
Schiedsrichter: Deubert - Schröter/ Dierberg
Strafen: 16/ 18