Eisbären: The Game is over - Niederlage in Spiel 4 - Frankfurt ist Meister
Dem EHC Eisbären Berlin gelang die Rückkehr in die Finalserie nicht. Mit 3:4 (0:1; 1:2; 2:1) verlor der Vorrundenerste gegen die Frankfurt Lions in der ausverkauften Eissporthalle am Bornheimer Hang und musste zuschauen wie Lions-Kapitän Paul Stanton den Meisterpokal für die Hessen in Empfang nahm.
Viel hatten sich die Berliner für das vierte Finalspiel vorgenommen, konnten aber davon nur wenig umsetzen. Ungewöhnlich nervös agierten die Hohenschönhausener am gestrigen Freitagabend in der Bankenstadt. Vor allem im eigenen Drittel produzierten die Schützlinge von Coach Pierre Pagé zu viele Fehler. Dank eines sehr gut aufgelegten Rich „Bernie“ Parent blieben diese Aussetzer lange ohne negative Folgen. Parent avancierte im Spielverlauf zum besten Berliner. Und auch im Aufbauspiel lief zunächst nicht viel zusammen, schon der erste Pass wurde zumeist von den lauffreudigen Lions abgefangen. Ein frühes Überzahlspiel (Magnusson - Unkorrekter Körperangriff) nach etwas mehr als zwei Spielminuten führte lediglich zu einer klareren Einschusschance, die Lions-Goalie Ian Gordon jedoch abwehren konnte - zu wenig. Die Hessen waren da zielstrebiger: Young für die Lions und Corriveau für die Eisbären marschierten für jeweils zwei Minuten auf die Strafbank, dann folgte ihnen auch noch EHC-Defender Keith Aldridge wegen Behinderung. Bei 4 gegen 3 Überzahl für den Gastgeber hatte EHC-Käpt´n Ricard Persson schon fast geklärt, da lief Kollege Steve Walker in den Befreiungsschlag des Schweden und vom Schlittschuh des Kanadiers prallte der Puck Lions-Stürmer Pat Lebeau auf den Schläger und der Top-Scorer netzte zum frenetisch umjubelten 1:0 ein (9. Spielminute - Assists: Belanger; Bouchard). Der Schock saß tief. Am Ende des Drittels hatten die Lions sechzehnmal in Richtung Parent abgezogen, lediglich achtmal visierten die Berliner das Gehäuse von Ian Gordon an. Ein Novum - waren es im gesamten Saisonverlauf doch in der Regel die Eisbären, die öfter aufs Tor schossen als der jeweilige Gegner.
Dasselbe Bild im Mittelabschnitt. Fahrig gingen die Eisbären zu Werke, zielstrebig und mit mehr Struktur im Spiel agierte das von Coach Rich Chernomaz bestens eingestellte Löwen-Rudel. Die zwingenderen Chancen erarbeitete sich der Gastgeber, vor allem auch hier die Mehrzahl solcher (Schussverhältnis 15:5). Fleiß, der sich in der 30. Spielminute begann auszuzahlen. Das Traum - Trio Lebeau, Belanger als Vorbereiter und Dwayne Norris als Vollstrecker besorgte das 2:0. Nur 36 Sekunden später zappelte die Hartgummischeibe zum 3:0 erneut hinter Parent im Netz. Harder und Young hatten für Gosselin aufgelegt und der versenkte den Puck konsequent. Schlimmstes stand nun zu befürchten, denn das Spielgeschehen änderte sich nur wenig. Dennoch gelang Steve Walker in der 37. Spielminute auf Vorlage von Jung-Nationalspieler Alex Barta der Treffer zum 3:1. Hoffnung kam im Eisbären-Lager auf, weil zudem Parent das Eisbärentor bis zur zweiten Pause sauber hielt.
Etwas entschlossener kamen die Berliner dann auch zum Schlussabschnitt aufs Eis zurück. Im Bemühen um den Anschluss vernachlässigten die EHC-Cracks fast zwangsläufig die Defensive. Das nutzte Mike Harder nach Vorarbeit von Jason Young zum scheinbar vorentscheidenden 4:1 (45.). Abschlachten lassen wollten sich die Eisbären dann aber wohl doch nicht, allein die Ehre gebot Widerstand gegen die drohende Niederlage. Alex Barta netzte in der 48. Spielminute zum 4:2 ein. Und weiter berannten die Eisbären das Drittel der Lions, die nun doch etwas weiche Knie zu bekommen schienen. Als David Roberts in der 52. Spielminute zum 4:3 Anschluss traf, schien das kurz zuvor noch unmöglich geglaubte doch noch realisierbar zu werden. Angriffswelle auf Angriffswelle rollte ins Lions-Drittel, doch mit Glück und Geschick verteidigten die Löwen den knappen Vorsprung bis zum Schluss und vollendeten „das Wunder von Frankfurt“ - Deutscher Meister 2003/ 2004 wurden die Frankfurt Lions. Radio Eiskalt und Hockeyweb gratulieren zum ersten Meistertitel!
In Berlin wird es in den kommenden Wochen, vielleicht sogar Monaten, um die Aufarbeitung des Geschehenen gehen. Viele Fragen sind zu beantworten - nicht zuletzt von Trainer Pierre Pagé, der zweifelsohne das talentierteste DEL-Team zur Verfügung hatte, es aber dennoch nicht zum Ziel führen konnte. Es bleibt abzuwarten welche Konsequenzen sich in der Hauptstadt aus der erneut verpassten Titelchance ergeben. Interessant zu beobachten dürfte es allemal werden, was sich in nächster Zeit rund um das Sportforum so alles tun wird.
Nichts desto Trotz bleibt festzuhalten, dass es sportlich wieder eine insgesamt erfolgreiche Saison für die Eisbären war. Lediglich das schmückende Sahnehäubchen blieb der Eishockey-Feinkost á la Eisbären Berlin versagt. Trends wurden gesetzt und damit das deutsche Eishockey weiter positiv beeinflusst. Nicht zuletzt der offensive Stil des nunmehrigen Vizemeisters fand z.B. in Nürnberg und eben auch in Frankfurt Nachahmer und machte an allen DEL-Standorten Begegnungen gegen die Eisbären zu attraktiven Sportveranstaltungen und erfreulichen Zahltagen für die Kassenwarte der gastgebenden Klubs. Bleibt zu hoffen, dass die Ost-Berliner diesen Weg weitergehen, der ja vor allem jungen deutschen Spielern zu mehr Akzeptanz verhalf und den Machern andernorts deutlich machte, dass sich Vertrauen in den Nachwuchs durchaus auszahlen kann.
Landläufig heißt es zwar, dass der Zweite bereits der erste Verlierer ist, dennoch gratuliert Hockeyweb und Radio Eiskalt den Berliner Eisbären, gerade wegen des zuvor Angeführten, zum Abschluss einer tollen Spielzeit 2003/ 2004!
Am Sonntag ab 14.30 Uhr haben die Fans der Eisbären um und im altehrwürdigen Wellblechpalast Gelegenheit ihre Stars bei der alljährlichen Saisonabschlussparty in den Sommerurlaub zu verabschieden. (mac/ ovk/ Radio Eiskalt)