Eisbären: Sven Felski trifft zwei Mal beim Sieg über Hamburg
Gerade einmal 4000 Zuschauer pilgerten am ungeliebten Donnerstag-Spieltag in den Berliner Wellblechpalast, um sich das Duell zwischen dem Tabellenvierten aus der Hauptstadt und dem Achten des aktuellen DEL-Klassements, den Hamburg Freezers, anzuschauen. Dass die Ränge in nahezu allen DEL-Stadien bei den von Pay-TV-Sender PREMIERE donnerstags übertragenen Spielen eher dünn besetzt bleiben, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Extra Pech, dass das Management des EHC Eisbären gerade für diese Begegnung einen drei Euro teuren Topzuschlag erhob, was sicherlich noch einige Fans mehr dazu verleitete zuhause zu bleiben. Schade drum, denn so entging ihnen sowohl die aufwendige wie effektvolle Choreographie ihrer Fankollegen, als auch der verdiente 3:2- Sieg (0:0; 1:1; 2:1) des EHC über den Erzrivalen und Anschütz-Bruder aus der Hansestadt.
Das Auftaktdrittel hielt, obwohl torlos geblieben, schon einige Highlights bereit. Den guten Leistungen beider Torsteher, Boris Rousson auf Seiten der Gäste und Oliver Jonas im Eisbären-Gehäuse, war es geschuldet, dass am Ende des ersten Abschnitts für beide Teams noch eine Null auf der Anzeigetafel zu verzeichnen war. Für die Gastgeber hätten unter anderem Rob Shearer und Stefan Ustorf für die Führung sorgen können, beide scheiterten aber am Hamburger Goalie. Jeweils Alleingänge vom lauf- und technisch starken Brandon Reid und NHL-Oldie Jim Dowd entschärfte Jonas ebenso souverän. Ohnehin sahen die Schützlinge von Coach Dave King in steilen Pässen an die gegnerische blaue Linie ein probates Mittel, um die bekanntlich recht offensiv agierenden Eisbären zu überrumpeln. Davon versuchten sie noch häufiger Gebrauch zu machen, was immer mal wieder für entsprechend brenzlige Momente vor Jonas sorgte.
Der überraschende Führungstreffer für die Freezers fiel nach nur 47 Sekunden nach Wiederbeginn. Das allerdings aus einer recht unübersichtlichen Situation vor dem Eisbärentor heraus, als die Hartgummischeibe zunächst mehrfach abgefälscht wurde und Craig Johnson sie schlussendlich unter Jonas hinweg über die Linie stocherte - 0:1 (Assists: Dowd/ Purdie). Selbst Hauptschiedsrichter Willi Schimm wollte sich dann doch lieber per Videobeweis von der Rechtmäßigkeit des Treffers überzeugen und erkannte Johnsons achtes Saisontor erst danach an. Fünf Minuten brauchte es bis die Eisbären eine adäquate Antwort auf die Gäste-Führung fanden. Um so fulminanter fiel die dann aber nach einer schnellen Passfolge über die Stationen Walser und Keller aus, denn als der Puck endlich bei Nationalstürmer Sven Felski angekommen war fackelte der nicht lange und zog knochentrocken ab - 1:1 (27.). Manch einer rieb sich ob dieser explosionsähnlichen Aktion von „Felle“ die Augen. Rousson nicht weniger, denn der sah den Puck erst wieder als er schon im Netz zappelte. In der 38. Spielminute war es erneut Sven Felski, der per Flippass seinen jungen Mannschaftskollegen Kay Hurbanek bedienen wollte, doch leider missglückte dieser Versuch, so dass der Förderlizenzspieler die Hartgummischeibe nicht kontrolliert in Richtung gegnerisches Tor bringen konnte. Also blieb es zur zweiten Pausensirene beim Zwischenstand von 1:1.
Im Schlussdrittel gewann die Partie der beiden Anschütz-Klubs nach einer Strafe gegen Freezers-Verteidiger Sasa Martinovic deutlich an Fahrt, denn kurz darauf kam EHC-Defender Shawn Heins mit Rousson in Kontakt, der sich seinerseits darauf auf dem Rücken liegend wiederfand. Wie nicht anders zu erwarten, schnellte Schiri Schimms Arm nach oben. Auf dem Weg zur Strafbank meinte Johnson seinen Goalie noch rückwirkend rächen zu müssen, was wiederum, ganz Teamplayer und seinem von den Eisbärenfans scherzhaft gemeinten Spitznamen „Hooligan“ gerechtwerdend, Stefan Ustorf auf den Plan rief, der seine „Meinung“ zum Geschehen auch noch einbringen wollte. Am Ende der Szene fanden sich alle Diskutanten folgerichtig auf der Strafbank wieder. Jedoch kamen die Gäste mit dieser Überzahlsituation nicht so recht zu Rande. Zu allem Übel vertändelte der Hamburger Shane Peacock den Puck im Angriffsdrittel, die sich Denis Pederson schnappte und sich schnell in Richtung Freezers-Gehäuse auf und davon machte. Peacock setzte dem Eisbärenstürmer nach, konnte ihn aber nur noch mit unfairen Mitteln und auf Kosten eines Penaltys stoppen, den Pederson schlafwandlerisch sicher durch Roussons Schoner hindurch zur erstmaligen Eisbären-Führung einnetzte- 2:1 (48.). Die Eisbären meinten nun, dass die Zeit gekommen sei, den Sack zuzubinden. Alexander Barta und Florian Keller setzten in der 50. Spielminute erneut Sven Felski in Szene, der wiederholte was ihm schon im Mitteldrittel so gut gelungen war: Mit einem wie an der Schnur gezogenen Flachschuss überwand er den nun doch etwas konsternierten Gäste-Keeper zum zweiten Mal - 3:1.
Nur wenig später fand Schiri Willi Schimm kein Gefallen an einem durchaus fairen, wenn auch harten Check von Rob Leask an Freezer Oravec, so dass der Nationalverteidiger auf der Strafbank Platz nehmen musste. Diesmal war das Powerplay der Hanseaten jedoch erfolgreich, da Brad Purdie einen Schuss von Peacock unhaltbar für Jonas zum 3:2-Anschlusstreffer abfälschte (52.). Die Freezers mühten sich dann allerdings erfolglos um den Ausgleich. DEL-Rekordspieler Jürgen Rumrich (578 Einsätze) scheiterte hier noch einmal an Jonas. Auch eine Auszeit und das Herausnehmen des Torwarts zugunsten eines sechsten Feldspielers führten nicht mehr zum dritten Hamburger Treffer. Gefeierter Held des Abends war Doppeltorschütze Sven Felski, der sowohl von Premiere zum Spieler des Tages gekürt wurde, als auch von den Fans auf den Rängen als solcher ausgemacht wurde und Ehrenrunden drehen durfte.
EHC-Coach Pierre Pagé räumte nach der Begegnung ein, dass sein Team sicher besser spielen könne, der Spielplan dafür allerdings ein zu hartes Programm bereit hält. Er lobte den Charakter seiner Nationalspieler, die nun zum Teil fünf Spiele in sieben Tagen absolviert haben und appellierte zudem an die Spielplaner von DEL und DEB: „Deutschland kann besser sein mit einem besserem Plan. Die Teilnehmer am Skoda- und Karjala-Cup hatten einen besseren Plan und mehr Pause. Unsere Nationalspieler sind müde, aber sie haben Charakter!“ Zudem hob Pagé die Leistungen insbesondere von Keller, Barta, Felski, Busch und Rankel hervor. Sein Hamburger Kollege Dave King resümierte: „Es war ein enges Spiel, ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft.“ In Anbetracht dessen, dass King, wegen Verletzungen und eigener Personalentscheidungen (Abgang Wayne Hynes nach Hannover), nur drei Sturmreihen zum Einsatz bringen konnte, die entsprechend viel Eiszeit hatten, kann man dem auch nur beipflichten. Nichts desto trotz waren das weit versöhnlichere Töne aus dem Munde des Freezers-Coaches, der zuletzt in Hamburg trotz all seiner NHL-Referenzen in die Kritik und den Verdacht geraten war seine Spieler nicht mehr zu erreichen. Die Leistung der Freezers im Spiel gegen die Eisbären widersprach jedenfalls vorläufig dieser These. Inwieweit die jetzt angeschlagene Tonart erhalten bleibt, wenn die Personaldecke der Hanseaten wieder etwas dicker wird, ist abzuwarten.
Der Sieg der Eisbären hatte allerdings auch einen hohen Preis, denn schon ab dem Mittelabschnitt mussten die Berliner ohne ihre NHL-Leihgabe Erik Cole auskommen, der sich vermutlich eine Rippenprellung zugezogen hat, die nach dem Spiel im Krankenhaus untersucht wurde. Der US-Amerikaner wird am Sonntag beim Spiel in Nürnberg fehlen. Dafür stehen die Zeichen für ein Comeback von Landsmann Kelly Fairchild günstig. (mac/ovk - Foto: City-Press)
Eisbären Berlin – Hamburg Freezers 3:2(0:0,1:1,2:1)
Tore:
0:1 Johnson 20:47 (Dowd/ Purdie)
1:1 Felski 26:56 (Walser/ Keller)
2:1 Pederson 47:06 (Penalty)
3:1 Felski 49:15 (Keller/ Barta)
3:2 Purdie 51:41 (Van Impe/ Peacock) PP
Schiedsrichter: Willi Schimm
Strafminuten: Berlin – 10 (2,0,8) - Hamburg – 8 (2,2,4)
Zuschauer: 4000