Eisbären sind das 9plusultra!Hockeyweb-Reporter Ronald Toplak berichtet seit 30 Jahren über die Eisbären

4 Spiele in 6 Tagen. Zuvor eine extrem schwere Halbfinal-Serie gegen die Adler Mannheim. Über die volle Distanz. Mehr als ein Tag zur Regeneration blieb nie. Zudem wechselte stets das Heimrecht, so dass ständig zwischen Berlin und München gependelt wurde. So genannte Back-to-back-Spiele. Das ist ein-, nicht neunmalig. Für mich ein grenzwertiger Sprint. Ein Mammutprogramm, das jeglichen Prinzipien des Leistungssports widerspricht. Mit Risiken für die Gesundheit der Spieler.
Doch der Zeitdruck ließ keine Alternative zu. Corona-Ausbrüche. Hauptrundenverlängerung. Zudem beginnt die WM schon am 13. Mai. Was für eine Terminhatz. Im Februar stimmten die Gesellschafter der 15 Klubs für die Ausdehnung der Hauptrunde, erklärte Gernot Tripcke. Zufrieden ist anders. Aber dem DEL-Boss waren die Hände gebunden. "Das sind die Ausläufer der Corona-Saison. Dass das nicht ideal ist, wissen wir, aber ich kenne keinen, der uns sagen könnte, wie es besser gewesen wäre.“
Umso mehr ziehe ich meinen Hut vor den Eisbären. Kraft. Wille. Disziplin. Gegen diese Spieler wirken Shaolin-Mönche unbeherrscht.
Wie es der Zufall will, feiere ich 2022 Jubiläum. Ich berichte seit 30 Jahren über den EHC. In der ersten Geschichte ging es 1992 um Peter Schiller. Der Ex-Nationalspieler, der leider viel zu früh verstorben ist, war einer der ersten Top-Stars aus den alten Bundesländern, der nach Hohenschönhausen wechselte. Ich habe seitdem sehr viel erlebt. Ein Buch würde nicht ausreichen, um alles aufzuschreiben. Das würde eher eine Enzyklopädie werden. Als Schiller zum EHC kam, hießen die Bären noch offiziell Dynamo, waren lange der Prügelknabe der deutschen Eliteklasse. Niemals hätte man damals daran gedacht, dass sie heute Vorzeigeklub und vor allem DEL-Rekordchampion sind. In guten wie in schlechten Tagen. Mich erfüllt es mit Stolz, dass ich ein Teil davon sein durfte. Zwar nur als Reporter. Aber immerhin. Dieser Klub lebt seinen Traum. Mit! Jedem! Atemzug! Trainer. Betreuer. Jeder Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Die Spieler. Wie der grandiose Kapitän Frank Hördler. Die personifizierte 9. Der einzige EHC-Profi, der bei allen DEL-Titeln dabei war. Als ich ihn kennenlernte, war er praktisch noch ein Kind. Inzwischen führt er mit seinen 37 Jahren das Alter ad absurdum. Oder Torwart Mathias Niederberger, für den der Begriff Hexer eine Untertreibung wäre. Ausgerechnet bei seinem künftigen Arbeitgeber war der Nationalkeeper beim gnadenlos effizienten 5:0 im vierten Finale der Matchwinner. Neben dem dreifachen Torschützen Matthias White.
Nicht zu vergessen die Fans. Gegen diesen Anhang wirkt die Loveparade wie ein statischer Langweiler. Die Eisbären sind ein Gesamtkunstwerk. Einen Teil herauszuheben, würde nicht allen gerecht werden. Zusammen heißt das Zauberwort. Zusammen sind wir stark. Eine bärenstarke Symbiose. Einmalig. In der DEL.
Satt ist man an der Spree noch lange nicht. Mein neues Motto: Ich will Euch siegen zehn. Zum Leidwesen der Konkurrenz. Der EHC ist nimmermüde. Und so könnte es im kommenden Frühjahr in der Hauptstadt heißen: "Ohhhhh, wie ist das zehn!" Das wäre einfach zehnsationell!