Eisbären siegen im Bruderduell
Der EHC Eisbären Berlin erobert mit einem deutlichen 5:1-Sieg (2:0; 2:1; 1:0) über die Hamburg Freezers im mit 4550 Zuschauern gut besuchten Wellblechpalast die Tabellenspitze in der Deutschen Eishockeyliga zurück. In einem zu Recht die Bezeichnung „Derby“ tragenden Spiel, setzten sich die Berliner verdient gegen die Hanseaten durch. Es war von tollen Spielzügen, verbissenem Kampf, technischen Leckerbissen, toller Stimmung auf den Rängen, bis hin zur zünftigen Rauferei alles geboten. Spielerisch überzeugte jedoch eher der Gastgeber, als die vor Saisonbeginn hoch eingestuften Freezers.
Keine neun Minuten waren absolviert, da ging der EHC mit etwas Glück 1:0 in Führung. Kapitän Steve Walker stocherte, aus einer etwas unübersichtlichen Situation heraus, den Puck im Nachsetzen über die Linie. Freezers-Goalie Boris Rousson machte dabei keine sonderlich gute Figur.
Die Hamburger vermittelten in der Folge öfter den Eindruck, dass ihnen manch Spielzug der Hohenschönhausener zu schnell ging. So dauerte es nur weitere vier Minuten ehe Stürmer Kelly Fairchild zum 2:0 (Leask, Pederson) für die Eisbären einnetzen konnte (13.). Auch hier bedurfte es einiger Hartnäckigkeit des Amerikaners in Diensten der Ostberliner, doch schlussendlich bugsierte er den Puck am erneut indisponierten Rousson vorbei ins Netz.
Die Hamburger blieben, bei ihren wenigen Versuchen im ersten Abschnitt zu Zählbarem zu kommen, erfolglos. Was an Schüssen aufs Tor der Bären kam, wurde von Nationaltorhüter Oliver Jonas souverän gemeistert. Erwähnenswert hier vor allem seine Glanztat bei einem Break der Freezers, Jonas parierte den Alleingang sensationell.
Die Gäste konnten sich sogar glücklich schätzen, dass es nur bei einem Zweitoreabstand zur ersten Drittelpause blieb, denn noch zweimal ertönte das typische „Pling“ vom Gestänge des Freezers Gehäuses.
Was den Hansestädtern im ersten Abschnitt nicht durch Geschick gelang, glückte ihnen im Mitteldrittel per Zufall: Jonas parierte zwei kurz aufeinander folgende Schüsse der Hamburger, wobei der letzte hoch gegen die Latte abgefälscht wurde, von dort an Jonas´ Schulter und ins Tor zum 2:1-Anschlusstreffer (24.) für die Gäste prallte. Den Treffer bekam Jacek Plachta (Assist: Washburn/Smazal) nach Videobeweis gutgeschrieben.
Bereits 120 Sekunden später war der alte Abstand wieder hergestellt: Rob Shearer raubte den Freezers ihre aufkommenden Hoffnungen, indem er einen Schuss vom äußerst aktiven Fairchild zum 3:1 Zwischenstand ins Tor der Hanseaten ablenkte.
Danach häufen sich die Strafen für beide Teams. Lobenswert, dass Schiri Aumüller durchaus bemüht war, stets den Verursacher von Raufereien härter zu bestrafen als den „in Notwehr“ Handelnden. Eine neue Qualität, die durchaus, nach all der Kritik gegen die pfeifende Zunft in den vergangenen Jahren, anerkennende Erwähnung finden soll! Warum sich die Freezers immer öfter als die Benachteiligten fühlten, bleibt ihr Geheimnis. Keine der gegen beide Teams ausgesprochenen Strafen war ernsthaft in Zweifel zu ziehen.
Beide Teams kamen nun auch zu Überzahlmöglichkeiten. Doch weder die Hamburger, noch die Berliner überzeugten in dieser Disziplin übermäßig. Ein Powerplay über mehrere Minuten, mit zwei Mann mehr auf dem Eis, ließen die Gastgeber so auch ungenutzt verstreichen.
Doch als die Gäste eine Bankstrafe wegen zu heftigen Reklamierens kassierten, gelang das unmöglich Geglaubte doch: Erneut ist es Fairchild, der nach Pass des immer stärker werdenden Denis Pederson, den Puck, unter wiederum gütiger Unterstützung vom Freezers-Goalie, in der 39. Spielminute zum 4:1 im Gästetor unterbringt. Die Vorentscheidung kurz vor der letzten Pausensirene!
Freezers-Coach Dave King hatte zudem genug Fehlgriffe von seinem Stammkeeper Rousson gesehen und brachte für die letzten zwanzig Minuten Back up Christian Künast. Zu Beginn waren die Hanseaten weiter um Resultatsverbesserung bemüht. Doch entweder agierten sie zu kompliziert oder aber ein Eisbären-Crack störte im letzten Moment entscheidend beim Torschuss. Hier sei die Leistung von Micki DuPont hervor gehoben, der sich wiederholt in Pässe und Schüsse warf und trotzdem noch kreativ im Spielaufbau mitwirkte. Aber auch Youngster Frank Hördler stand dem erfahreneren Kanadier diesbezüglich in nichts nach. Hördler scheint schon jetzt von der Patenschaft mit Verteidiger-Star Ricard Persson zu profitieren.
In der 47. Spielminute war es wieder so weit, die jungen Wilden im Eisbärentrikot brachten sich bei Trainer Pierre Pagé in Erinnerung:
Florian Busch und Alex Barta inszenierten einen Angriff, den André Rankel mit seinem zweiten Saisontreffer zum 5:1 Endstand abschloss.
Was soll man dazu noch sagen?!
Weitere Einschussmöglichkeiten auf beiden Seiten blieben ungenutzt.
Dafür übernahmen kurz vor der Schlusssirene die Hamburger die Rolle des schlechten Verlierers und provozierten Auseinandersetzungen, welche aber in Strafen für beide Teams mündeten. Brachte weder dem einen, noch dem anderen etwas. Außer enge Platzverhältnisse auf den Strafbänken.
Der Coach der Hamburger, Dave King, war sichtlich frustriert ob der Leistung seines Teams am Sonntagabend. Er konnte lediglich konstatieren, dass die Eisbären in allen Belangen, vor allem aber im Spiel eins gegen eins, überlegen waren. Kings Mimik sprach Bände.
Pierre Pagé war locker drauf und hatte auch allen Grund dazu. „Am Donnerstag in Nürnberg fehlte uns die Energie. Heute hatten 22 Mann die notwendige Power und waren bereit. Woher die Energie heute kam, weiß ich nicht. Manchmal ist sie eben da und manchmal nicht.“, sagte der Kanadier schelmisch grinsend. Dabei spielte der DEL-Coach wohl darauf an, dass ein Großteil seiner Youngster am Samstag im Kader der Regionalliga-Juniors standen (5:4 Sieg gegen Rostock). Er hatte offensichtlich erwartet, dass die Jungs nun „breit“ sein müssten, nachweislich war das Gegenteil der Fall.
Am kommenden Dienstag geht es für die Eisbären zum Pokalspiel nach Bietigheim gegen die Steelers. Dort erwartet die Pagé-Truppe ein starker Zweitligist. Gefürchtet wird sich aber nicht, Furcht ist in Hohenschönhausen dieser Tage ein Fremdwort. (mac/ovk/REK)