Eisbären: Sieg gegen Lions – Knoten geplatzt?
Es dauerte geschlagene zwei Drittel, dann endlich fanden die
Berliner vor 4695 Zuschauern im heimischen Wellblechpalast den Weg zum 4:2-Sieg
über die Frankfurt Lions, einen ihrer schärfsten Konkurrenten um den direkten
Einzug in die Play-off.
Dabei gab es nach den ersten beiden Abschnitten wirklich
wenig, was auf ein Happy End für die einmal mehr unkonzentriert zu Werke
gehenden Hauptstädter hätte schließen lassen können. Sah auch Chefcoach Pierre
Pagé so: „Frankfurt war hier sehr kompakt und organisierte sein Spiel besser
als wir“. Folge war die 2:0 Führung der Gäste, die Jeff Ulmer mit seinen beiden
Treffern Ende des ersten (19.) und Mitte des zweiten Abschnitts (29.)
herstellte. Und die Lions hätten ihren Vorsprung sogar noch weiter ausbauen
können, ja eigentlich müssen, doch stellte sich ihnen hier der wieder von
Beginn an aufgebotene Berliner Goalie Daniar Dshunussow mehrfach erfolgreich in
den Weg. Der Anschluss zum 1:2 (38.) gelang dann etwas überraschend
Eisbären-Neuzugang Jeff Jillson bei einem Mann mehr auf dem Eis. Von Powerplay
konnte aus Berliner Sicht bis dahin kaum die
Rede sein, denn bei einigen Überzahlgelegenheiten zuvor kamen die
Hausherren selten in aussichtsreiche Position.
Es ist nicht überliefert, ob und wenn ja wer in der zweiten
Pause die richtigen Worte in der Eisbärenkabine gefunden hat, jedenfalls konnte
man den Eindruck gewinnen, dass nun eine völlig andere Heimmannschaft das Eis
betreten hatte. Plötzlich wurde um jeden Puck gekämpft, sich in Schüsse
geworfen und Zweikämpfe in weit größerer Zahl gewonnen als noch wenige
Augenblicke zuvor, Pässe fanden den gewünschten Empfänger und auch das Tempo
stimmte. Sie mag abgedroschen klingen die Floskel „vom Kampf ins Spiel zu
finden“, doch am Freitagabend wurde ihre Gültigkeit von den Eisbären bestätigt.
Es war ausgerechnet Denis Pederson, der den 2:2-Ausgleich schon nach 32
Sekunden nach Wiederbeginn erzielte und Kelly Fairchild drehte die Partie mit
seinem viertem Tor im vierten Spiel auf 3:2 (44.) für die Hauptstädter. Dann
aber bestand höchste Gefahr, dass das Spiel erneut kippen könnte, da
Hauptschiedsrichter Deubert Eisbär Patrick Jarrett per Spieldauer wegen Hohen
Stocks mit Verletzungsfolge vorzeitig zum Duschen schickte. Lions-Defender
Chris Armstrong war zum Glück für die Berliner unclever genug, sich wenig
später eine kleine Strafe einzufangen, so dass geraume Zeit dennoch ein
ausgeglichenes Kräfteverhältnis auf dem Eis herrschte. Die restliche Zeit
überstanden die Hausherren schadlos. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die Gäste
vom plötzlichen Einsatz der Hausherren überrascht zeigten und sichtlich ihre
Linie verloren. In der 47. Spielminute band Denis Pederson den Sack dann
endgültig zu, als er einem durchwachsen haltenden Ian Gordon den Puck zum
vielumjubelten 4:2 Endstand für die Eisbären in die Maschen setzte.
Lions-Coach Rich Chernomaz bedauerte es, dass sein Team den
Plan nicht bis zum Schluss befolgte: „Wir waren vierzig Minuten die bessere
Mannschaft, haben dann aber zu unkonzentriert agiert und Berlin konnte das
ausnutzen“.
Sein Gegenüber Pierre Pagé lobte den Auftritt seiner
Mannschaft im Schlussabschnitt: „Endlich haben wir mal gekämpft bis zum
Schluss. Oftmals zuvor haben wir genau das nicht getan. Wir brauchen Überraschungen.
Pederson war heute eine, er hat den Unterschied gemacht“.
Nationalstürmer Sven Felski verfiel in Anbetracht des Sieges
nicht gleich in Euphorie, als er einschätzte: „Wir mussten hart arbeiten für
diesen Sieg. Man kann nach einem Spiel noch nicht sagen ob der Knoten nun
geplatzt ist, aber ich hoffe es“. (mac/ ovk - foto by city-press)
EHC Eisbären Berlin – Frankfurt Lions 4:2 (0:1; 1:1; 3:0)
Tore:
0:1 (18:50) Ulmer – Kelly/ Podhradsky
0:2 (29:00) Ulmer – Taylor/ Podhradsky PP1
1:2 (37:59) Jillson – Beaufait/ C. Jarrett PP1
2:2 (40:32) Pederson – Quint/ Roach
3:2 (43:40) Fairchild – Felski/ Beaufait
4:2 (46:08) Pederson -
Ustorf/ Walker
Schiedsrichter: Deubert
Strafen: 15 (+Spieldauer P.Jarrett)/ 12 (+ 10 Smrek – Check
gg. Kopf/ Nacken)
Zuschauer: 4695 (ausverkauft)