Eisbären: Schwer erarbeiteter Sieg über Kassel
Die Eisbären-Macher sind zu beneiden! Trotzdem die Spiele gegen vermeintliche DEL-Underdogs in dieser Saison selten erbaulich waren und dort meist Schmalhans Küchenmeister war, pilgern die EHC-Fans dennoch treu und brav in den Wellblechpalast, so dass Stadionsprecher Uwe Schumann auch im Spiel gegen Kellerkind Kassel ein ausverkauftes Haus vermelden konnte. Sicher hatte das aber auch damit zu tun, dass viele unter den anwesenden 4695 Besuchern einen Blick auf Neuverpflichtung Olaf Kölzig erhaschen wollten. Der verfolgte den 3:2-Arbeitssieg (0:1; 2:1; 1:0) der Eisbären hinter der Plexiglasscheibe stehend in Nähe des Kabinengangs.
Noch vor dem Spiel feierten die Fans im Wellblechpalast den kürzlich errungenen 5:2 Sieg im Mannheimer Friedrichspark. Dass die Berliner jedoch so ihre Probleme mit schlechter platzierten Gegnern haben, hat sich zweifelsohne auch bis nach Nordhessen herum gesprochen. Ein Sieg in der Hauptstadt war also für die Huskies durchaus im Bereich des Möglichen und so traten die Mannen von Coach Milan Mokros, der seit kurzem mit Peter Ihnacak einen DEL erfahrenen Unterstützer an seiner Seite hat, dann auch auf. Zwar versuchten im ersten Drittel Persson (3. Spielminute), Shearer, Walker und DuPont im Dreierpack (4.), Sven Felski (5.) und Florian Keller (6.) Husky-Goalie Corey Hirsch zu überwinden, scheiterten aber mehrmals am gut aufgelegten Kasselaner Torwart. Die Nordhessen dagegen waren eigentlich nur in Überzahl offensiv und bei ausgeglichenem Kräfteverhältnis eher auf die Sicherung der eigenen Verteidigungszone bedacht. So war es nicht weiter verwunderlich, dass es eine Powerplay-Situation war, die Husky Mark Greig in der 14. Spielminute nach einem Pass von Daniel Corso nutzte, um den Puck zur etwas überraschenden 0:1-Führung für die Gäste in die Maschen zu lenken. Eisbären-Goalie Oliver Jonas hatte dabei nicht die geringste Abwehrchance, zeigte im weiteren Spielverlauf aber deutlich, dass er bestens gerüstet ist den Kampf um den Platz im EHC-Gehäuse mit Star-Goalie Olaf Kölzig aufzunehmen - Jonas zeigte eine sehr gute Leistung! Die Berliner ließen sich vom Rückstand zunächst nicht schocken und versuchten weiter Druck auf den Gegner auszuüben und den Ausgleich zu erzielen. Der wäre kurz vor Drittelende auch beinnahe gelungen, hätte der Schuss von Verteidiger Derrick Walser den Weg statt an den Innenpfosten ins Tor gefunden. Viele Beobachter hatten die Hartgummischeibe hinter der Linie vermutet, doch Hauptschiedsrichter Roland Aumüller war sich hier absolut sicher und verweigerte den lautstark geforderten Videobeweis. So ging es mit der knappen Gäste-Führung in die erste Pause.
Dass sich zahlreich vergebene Chancen rächen können, ist eine alte aber deshalb nicht weniger zutreffende Weisheit mit deren Richtigkeit sich die Eisbären gegen die Huskies einmal mehr konfrontiert sahen. Nach besten, aber halt verpassten, Torgelegenheiten von Erik Cole (22.) und Mark Beaufait (23.) nutzte NHL-Gastspieler Nick Schultz seine Chance in der 25. Spielminute und erhöhte auf 2:0 für die Gäste. Dieser Stich saß. Die Gastgeber ließen das allerdings nicht lange auf sich sitzen und konnten nur anderthalb Minuten später durch Denis Pederson auf 1:2 verkürzen. Danach hätte es für Kassel eigentlich gut laufen können, denn Referee Aumüller verteilte kräftig Strafen gegen die Hausherren und gab somit Oliver Jonas 118 Sekunden Zeit sein Können bei zwei Mann weniger auf dem Eis unter Beweis zu stellen - Kassel biss sich am jungen Nationaltorhüter regelrecht die Zähne aus. Olaf Kölzig wird es sehr wohl zur Kenntnis genommen haben, dass es ihm im Konkurrenzkampf mit einem so aufgelegten Jonas ebenso ergehen könnte wie den glücklosen Huskies.
Schlichtweg zum „Highlight“ kann man einen Boxkampf zwischen dem Berliner Stefan Ustorf und dem Kasselaner Ted Drury zum Ende des Mittelabschnitts hin erklären. Ja sicher, diese Aussage wird wieder einige Moralisten auf den Plan rufen, aber wenn Schiedsrichter, wie an diesem Abend Herr Aumüller, lieber harte aber faire Checks, wie zur Spielmitte den von Heins mit 2 plus 10 Strafminuten ahnden, um nur wenig später einen klaren Check von hinten mit anschließenden Kopfübersturz in die Bande gegen Ustorf zu ignorieren, sollte man sich nicht wundern, dass Spieler zur verbotenen Selbstjustiz greifen. Ganz klar, erst der ausgebliebene Pfiff Aumüllers nach einer mehr als gefährlichen, ahndungswürdigen Attacke legte die Lunte für den Ausraster des sonst sehr besonnenen Nationalspielers, der den Berlinern nun im nächsten Spiel fehlen wird, genauso wie Drury den Huskies. Ein deutliches Signal an sein Team hatte Ustorf damit dennoch gesetzt, denn auch ohne ihn glichen die Bären aus und das bei 5 gegen 3-Überzahl. Inzwischen war Herr Aumüller nämlich nach einer kurzen Phase des „Alleslaufenlassens“ in die der Konzessionsentscheidungen getreten. Micki DuPont zeigte sich an der blauen Linie hellwach und überwand den ebenfalls gut haltenden Corey Hirsch im Husky-Gehäuse zum vielumjubelten 2:2 Ausgleich, 43 Sekunden vor Drittelende.
Zu Beginn des Schlussdrittels hatten die Gastgeber weiter die größeren Spielanteile und quasi auch wieder Chancen am Stück - Beaufait, Keller und Walser wollten die Entscheidung erzwingen. Kassel war aber auch nicht „ohne“, so musste Oliver Jonas noch einige Male sein ganzes Können aufbieten, unter anderem als Christian Hommel versuchte ihn aus der Halbdistanz zu überwinden (49.). Erfolgreicher war da schon Steve Walker, der einen Abpraller von Hirsch abfing und zur erstmaligen Führung für die Gastgeber einklinkte - 3:2 (53.). Endlich, wie man es in vielen Gesichtern der 4695 Zuschauer im ausverkauften Wellblechpalast ablesen konnte. Auch als Husky-Coach Mokros seinen Keeper 46 Sekunden vor Schluss zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis nahm, gaben die Eisbären diese knappe Führung dann nicht mehr her. So war es zwar kein glanzvoller Sieg der Eisbären, aber dafür drei wichtige Punkte im Kampf um das Heimrecht im Play Off-Viertelfinale.
Gäste-Coach Milan Mokros zeigte sich nach der Begegnung auch recht zufrieden mit der starken kämpferischen Leistung seiner Mannschaft und bedauerte: „Der Gegner musste alles geben und wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Wir haben bewiesen, dass es in dieser Liga keine Underdogs gibt, nur die Tabelle ist etwas durcheinander“.
Pierre Pagé gab seinem Kollegen recht und schätzte ein: „Alles Teams sind sehr hungrig, auch Kassel und wir hatten wieder Probleme. Manchmal beginnen die Play Offs eben einen Monat früher, denn das hatte schon was von Play Off-Eishockey. Trotzdem kamen wir nach dem 0:2-Rückstand zurück und haben verdient gewonnen. Oliver Jonas hat einen großen Beitrag dazu geleistet!“
Nun geht es auch für die Eisbären erst einmal in die kurze Länderspielpause, in der gilt es sich für die letzte heiße Phase der Punkterunde zu präparieren, denn noch rangieren die Berliner auf dem 5. Rang hinter den Kölner Haien. Das Ziel lautet aber unter die ersten Vier zu kommen und dafür muss in Hohenschönhausen noch einiges getan werden. (mac/ovk - Foto: City-Press)
Eisbären Berlin – Kassel Huskies 3:2 (0:1,2:1,1:0)
Tore:
0:1 Greig 13:10 (Corso,Swanson) PP1
0:2 Schultz 24:03 (Swanson,Greig)
1:2 Pederson 25:36 (Cole) EQ
2:2 DuPont 39:17 (Walker) PP2
3:2 Walker 52:23 (Persson, Heins) EQ
Schiedsrichter: Roland Aumüller
Strafminuten: Berlin – 19 (6,11,2) + 10-Minuten-Disziplinarstrafe (Heins) + Spieldauerdisziplinarstrafe (Ustorf)
Kassel – 21 (8,11,2) + Spieldauerdisziplinarstrafe (Drury)
Zuschauer: 4695 (ausverkauft)