Eisbären: Penalty - Niederlage gegen Pinguine
Mit Eishockey - Catenaccio entführten die Krefeld Pinguine zwei wichtige Punkte im Kampf um einen Playoff-Platz beim DEL-Tabellenführer, dem EHC Eisbären Berlin. Mit 1:2 (1:1; 0:0; 0:0; 0:1) siegte der Vorjahresmeister aus dem Rheinland nach Penaltyschießen.
Dennoch bauten die Berliner ihre Spitzenposition auf fünf Punkte auf Verfolger Frankfurt aus.
Es war das Spiel des Robert Müller, dem jungen Nationaltorwart im Trikot der Krefeld Pinguine. Dessen Coach Butch Goring lobte seinen Schlussmann nach der Begegnung gebührend. 46 mal visierten die von Anfang an überlegenen Eisbären das Gehäuse der Seidenstädter an. Doch Müller schien bis zu Alexander Bartas viertem Saisontreffer, nach toller Vorarbeit von Florian Keller, zur 1:0 Führung (12. Spielminute) für die Berliner schier unüberwindlich. Danach bissen sich die Spieler von EHC-Coach Pierre Pagé am gebürtigen Bayern die Zähne aus. Sein Gegenüber und Konkurrent im Nationalmannschaftstor, Oliver Jonas, hatte da weit weniger zu tun. Gerade 24 mal nahmen die Krefelder das Eisbärengehäuse aufs Korn. Zwingende Möglichkeiten hatten jedoch Seltenheitswert. Nur Terry Yake konnte den seit Wochen formstarken EHC-Goalie per Abstauber, nach Vorlage von Alexander Dück, zum 1:1 Ausgleich (15.) bezwingen. Meistertrainer Butch Goring hatte sein Team weit defensiver eingestellt als zuletzt. Er sagte dazu: „Wir haben vorher mehr mit Forchecking gespielt, waren damit aber nicht erfolgreich. Jetzt habe ich die Mannschaft tiefer ins eigene Drittel zurückgezogen. Das hat zwei Drittel lang gut funktioniert. Im Schlussabschnitt war ich doch ziemlich aufgeregt. Die Eisbären haben uns fast erdrückt, aber es hat zum Glück und Dank Robert Müller gereicht. Er hat seit langer Zeit sein bestes Spiel abgeliefert. Ich bin wirklich sehr glücklich über diese zwei Punkte!“
Die Eisbären mühten sich die gesamte restliche Spielzeit über, das Abwehrbollwerk der Pinguine zu durchbrechen. Ließen sich die nicht sehr flink wirkenden Defender der Gäste noch ein ums andere mal umkurven, war da immer wieder der überragende Müller im Weg. Weder bei 5 gegen 5, noch während den drei Überzahlsituationen gelang den Eisbären ein weiterer Treffer.
Im Mittelabschnitt brach plötzlich Jubel im Eisbärenlager aus, als Florian Keller aus Nahdistanz abgezogen hatte und den Puck im Netz gesehen hatte. Doch Schiri Willi Schimm versagte dem vermeintlichen Treffer nach Studium der Videoaufzeichnung seine Anerkennung.
Das Schlussdrittel bestand aus einem permanenten Sturmlauf der Gastgeber. Nicht nur Teufelskerl Müller war einem Erfolg der Eisbären im Weg, auch sie selbst standen sich mitunter im selben. Viele Einzelaktionen bestimmten das Spiel des Tabellenführers, welche den Gästen die Abwehrarbeit erleichterten. Zudem ließen es die Pagé-Schützlinge oft an der notwendigen Präzision fehlen. Dennoch machte der EHC-Coach nach dem Spiel einen nicht unzufriedenen Eindruck: „Wir haben diese Saison schon einige Spiele gewonnen, in denen wir schlecht gespielt haben. Heute haben wir gut gespielt und verloren. In Hamburg hatten wir 29 Chancen, heute gegen Krefeld 33 richtige. Wenn man sich gegen zwei defensive Gegner über 60 Chancen erarbeitet, kann man als Trainer nicht sauer sein.“
Am Ende musste also das Penaltyschießen zur Entscheidungsfindung herhalten. Und dabei hatten die Pinguine nicht nur einen warmgeschossenen Robert Müller auf ihrer Seite, sondern auch treffsichere Schützen. Für die Rheinländer versenkten Beaucage, Guillet, Yake und die jüngste Neuerwerbung des Meisters, der zuletzt in Russland aktive Ex-NHLer Alexander Selivanov den Puck im Netz. Der Neuzugang bekam auch das Game Winning Goal gutgeschrieben. Für die Eisbären traf lediglich Denis Pederson.
Pierre Pagé, sowieso kein Freund des Penaltyschießens, sagte dazu: „Na ja, in Amerika wäre es ein Unentschieden gewesen. Hier ist es eine Niederlage. Mir wäre lieber, es würde, wie in der NHL, ein fünfminütige Verlängerung mit jeweils 4 Spielern geben.“ Sein Gegenüber Goring kommentierte diese Forderung lachend: „Danke, ich nehme heute dann doch lieber die zwei Punkte.“
Da die unmittelbare Konkurrenz patzte, ist für die Berliner nichts Schlimmes passiert. Der gewonnene Punkt half sogar die Führung im Klassement auszubauen. Es gab am späten Freitagabend also nur Gewinner im Hohenschönhausener Sportforum. Vor allem Goring dürfte sich als solcher fühlen, denn er stand nach dem bisherigen schlechten Saisonverlauf der Pinguine schon fast auf dem Abstellgleis.
Für die Eisbären geht es am Sonntag zum nächsten Kellerkind, den Iserlohn Roosters. Eins scheint aber klar: Einmal am Wochenende „Krisenbewältiger“ zu sein reicht! (mac/ ovk/REK)