Eisbären: Peinliches Pokal-Aus gegen Kassel

Lesedauer: ca. 4 Minuten

Überraschend deutlich unterlagen die Berliner Eisbären den Kassel Huskies mit 2:4 (1:0; 1:2; 0:2) am Dienstagabend im mit 2500 Zuschauern nur spärlich besetzten Wellblechpalast. Damit verabschiedeten sich, die auch im DEB Pokal zu den Favoriten zählenden Berliner schon im Viertelfinale aus dem neugeschaffenen Wettbewerb. Die Vorstellung, die der DEL-Spitzenreiter dabei bot, war hochgradig enttäuschend.



„Entäuschend“ ist schon ein dezent gewählter Begriff im Gegensatz zu dem, mit welchen Attributen manch EHC-Fan die Leistung seines Teams kommentierte währenddessen er sich vom Gelände des Sportforums trollte. Nach dem vergangenen DEL-Wochenende mit furiosen Triumphen über Playoff-Anwärter DEG Metro Stars und schon 24 Stunden später beim Liga-Hauptkonkurrenten Frankfurt Lions, erwarteten die Fans auch den Pokal-Halbfinaleinzug gegen die zuletzt nicht sehr stabil wirkenden Nordhessen. Doch weit gefehlt:

Nur im ersten Spielabschnitt entfachten die Hauptstädter über einen längeren Zeitraum ihren schnellen Angriffswirbel, der die Gäste meistenteils in ihr eigenes Drittel zwang. Mehr als die 1:0 Führung durch Marc Beaufait (Assist: DuPont) in Überzahl in der 7. Spielminute sprang jedoch nicht heraus. Da die Huskies allerdings kaum mit einer nennenswerten Chance vor Oliver Jonas im Eisbärengehäuse auftauchten, erwartete der Berliner Anhang noch gelassen die beiden nächsten Drittel.

Die Eisbären meinten wohl, dass die knappe Führung gegen die bis dahin zurückhaltende Schlittenhunde leicht über die Zeit zu bringen sei und schalteten mehr als zwei Gänge zurück. Die Kasselaner ihrerseits schnupperten Morgenluft und spürten, dass es dem Kontrahenten wohl an der notwendigen Konzentration und Einstellung ermangelte und ergriffen ihre Chance beim Schopfe. In der 24. Minute glich Brousseau nach Vorlage von Drury und Retzer bei eigener Überzahl zum 1:1 aus. Nur zwei Minuten später ging der Gast durch Retzer gar mit 1:2 in Führung (26.- Brousseau). Danach züngelte noch einmal ein Flämmchen Berliner Ehrgeizes auf, denn EHC-Verteidiger Keith Aldridge gelang in der 33. Minute mit viel Glück der Ausgleich (Leask) zum 2:2. Backup-Goalie Jan Münster im Tor der Hessen hatte den Puck schon fast sicher, doch aus der Bewegung entglitt die Hartgummischeibe seinem Fanghandschuh und tropfte hinter die Torlinie. Wieder Hoffnung für die Eisbärenfans.

Im Schlussabschnitt spätestens hatte Husky-Coach Axel Kammerer sein Team so weit, dass es den Halbfinaleinzug mehr wollte als das nachlässig und überheblich wirkende Eisbären-Starensemble. Indikator dafür auch die Körpersprache der Spieler und Betreuer beider Mannschaften: Wenn man auf der Gästebank bei Schiedsrichterentscheidungen oder eigenen Tormöglichkeiten aufsprang und wild gestikulierte, so verfolgte die Eisbärenbank das Geschehen eher teilnahmslos. Plötzlich brachten die Kammerer-Schützlinge auch ihre Körper ins Spiel. So kam die Führung für die Gäste in der 51. Spielminute durch Daffner auch nicht von ungefähr. Peterson und Acker hatten das 2:3 vorbereitet. Die Eisbären hingegen kamen bei einer Überzahlsituation nicht zu einem einzigen Schuss aufs Gästetor. Bezeichnend! In der Schlussminute nahm EHC-Coach Pagé Oliver Jonas zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Wie nicht anders zu erwarten, nutzten die Huskies das zum 2:4 Schlusspunkt per empty net goal durch Kapitän Abstreiter. Die zehn mitgereisten Husky-Fans feierten ihre Mannschaft euphorisch, peinlich berührt und kopfschüttelnd verließ der Eisbären-Anhang den Wellblechpalast.

Das Resümee beider Trainer konnte dem Spielverlauf entsprechend nicht unterschiedlicher ausfallen. Axel Kammerer resümierte: „Ich bin hochzufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Insbesondere Torhüter Jan Münster hat sich für weitere Aufgaben empfohlen. Wir hatten die notwendige Einstellung.“ Befragt nach dem Stellenwert des DEB Pokals sagte der Trainer der Gäste: „Ja, ich will diesen Wettbewerb. Allein die immer wiederkehrende Frage nach dem Sinn des Pokals verhindert, dass der Pokal angenommen wird. Der Wettbewerb ist da, also muss er gespielt werden. Ich weiß nicht, wo da das Problem liegen soll.“

Pierre Pagé suchte erst gar nicht nach großartigen Entschuldigungen für diesen Fauxpas seines Teams: „Wir haben zuletzt zu viel gespielt, aber zu wenig hart trainiert. Meine Mannschaft braucht offensichtlich hartes Training. Weniger auf dem Eis, da sind wir auf Grund der vielen Spiele sowieso oft. Das bringt eh nichts. Fahrradfahren, Laufen und Krafttraining müssen wir öfter machen. Heute Abend werden wir damit beginnen und morgen früh machen wir weiter damit“, verkündete der Kanadier angefressen.

Vor der Halle diskutierten die Fans währenddessen durchaus kontrovers und manch einer stellte die Charakterfrage: „Die wollten doch gar nicht! Hauptsache die wollen, wenn es um die Meisterschaft geht.“ Andere trösteten sich nach dem Motto der Fabel vom „Fuchs und den Trauben“: „Ach na ja, war ja nur Pokal.“ So lange sich Teams so präsentieren, wie die Eisbären an diesem Abend, wird sich der Pokal sicher nicht durchsetzen. Die Fans werden zukünftig ganz zu hause bleiben. Wer aber „Premium“ sein will, kann sich nicht wie ein Fetzen aus der Krabbelbox präsentieren - auch nicht im als belanglos empfundenen Pokal. (mac/ovk/REK)


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