Eisbären mit Overtime-Sieg über Scorpions
Die Eisbärenfans lieferten vor Beginn der ersten
Halbfinalbegegnung das Motto für das, was Scorpions und Eisbären in den
nächsten Stunden auf dem Eis folgen ließen: „Jetzt lassen wir die Fetzen fliegen!“,
stand auf einem riesigen Transparent vor der Fankurve geschrieben, während die
Ränge des ausverkauften Wellblechpalastes in die Farben Blau-Weiß-Rot getaucht
wurden. Es brauchte letztlich die Overtime, um den Sieger dieses mitreißenden
Play off-Spiels zu ermitteln. Die Eisbären hatten nach 39 Sekunden der
Nachspielzeit das glücklichere Ende für sich und gewannen Spiel 1 des
Halbfinales dennoch nicht unverdient mit 4:3.
Die Gäste aus Hannover brachten erwartungsgemäß den Schwung
aus ihrer gegen Ingolstadt gewonnenen Viertelfinalserie mit in die Hauptstadt
und präsentierten sich zunächst alles andere als müde. Mit Bedacht, wie in
Spiel 5 gegen Krefeld, wollten die Berliner zu Werke gehen. Doch offensichtlich
war das Team von EHC-Chefcoach Pierre Pagé doch etwas überrascht, wie munter
die Leinestädter zu Gange waren. Noch mehr überrascht zeigte sich der
Titelverteidiger, als die Scorpions binnen dreißig Sekunden durch Marty Murray
und Patrick Augusta sogar zweimal zustachen. Schon nach 10 Spielminuten führten
die Niedersachsen mit 2:0! Das Viertelfinal-Drama der Auftaktniederlage gegen
Krefeld drohte sich für die Berliner eine Runde später zu wiederholen.
EHC-Verteidiger Frank Hördler gab nach dem Spiel zu: „Die Tore von Hannover
brachten uns ganz schön durcheinander. Sie spielten auf jeden Fall intensiver
als unser Viertelfinalgegner Krefeld.“
Sichtlich beeindruckt suchte der Titelverteidiger nun nach seiner Linie
und kam auch zu einigen Einschussgelegenheiten, doch fand der Puck erst in der
Schlussminute des Anfangsdrittels den Weg ins Gehäuse von Scorpions-Keeper
Trevor Kidd. Mark Beaufait glückte in Unterzahl, was den Eisbären im Powerplay
nicht gelang – 1:2 (20.)
Auch im zweiten Abschnitt agierten die Hausherren weiter zu
kompliziert vor des Gegners Tor und eröffneten Hannover zudem
Kontergelegenheiten. Es war dann aber eine Überzahlsituation, welche Robert
Hock in der 29. Spielminute nutzte, um den alten Zweitore-Abstand wieder
herzustellen. Angetrieben von den leidenschaftlichen Anfeuerungen ihrer Fans
kam dann aber doch deutlich mehr Zug ins Spiel der Hausherren. Entsprechend
enthusiastisch fiel der Torjubel des Berliner Anhangs aus, als Verteidiger
Deron Quint auf 2:3 verkürzte (36.). Mit diesem Zwischenstand ging es dann auch
in die Pause.
Mit Beginn des Schlussdrittels folgte, was Pierre Pagé nach
dem Spiel veranlasste, den Charakter seiner Mannschaft zu loben. Die Eisbären
suchten geduldig nach ihrer Ausgleichschance, ohne blind anzurennen. Und zehn
Minuten vor dem vermeintlichen Ende wendete Verteidiger Frank Hördler ein
weiteres Negativerlebnis aus Sicht der Berliner ab und netzte nach Vorarbeit
von Florian Busch und Deron Quint zum 3:3 ein. „Ich habe mir bei dem Schuss zum
Ausgleich nichts weiter gedacht. Ausser, dass ich ihn einfach raufhaue.“,
meinte der junge Eisbären-Verteidiger nach dem Match.
Zum Siegtreffer in der regulären Spielzeit langte es aber
nicht mehr, obwohl die Gäste nun doch stehend „KO.“ wirkten. Steve Walker
setzte mit seinem sechsten Play off-Treffer nach 39 Sekunden der Overtime den
Schlusspunkt unter eine Partie, die wohl auch den neutralsten Zuschauer
begeisterte. „Mein Tor in der Overtime
war nicht besonders schön, aber das ist egal. Wir zeigten Charakter und kamen
nach den beiden Gegentreffern zurück ins Spiel. Ab dem zweiten Drittel sahen
die Scorpions auch etwas müde aus. Aber ich glaube nicht, dass das für Sonntag
noch eine Rolle spielen kann.“, analysierte der Eisbären-Kapitän danach
sichtlich erleichtert.
Hannovers Trainer Kevin Gaudet haderte mit dem Ausgang des
engen Spiels: „Ich hoffe, dass sich durch die Niederlage kein mentales Problem
für meine Mannschaft ergibt und wir am Sonntag unbelastet ins Spiel gehen
können. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles
gegeben. Berlin hatte am Ende einfach mehr Power.“
Pierre Pagé forderte für die Neuauflage am Sonntag: „Wir
müssen die Disziplin bewahren und die Kontrolle behalten. Vor allem aber müssen
wir im Powerplay den Preis bezahlen, auch wenn der teuer ist.“
Matthias Eckart/ Oliver Koch
EHC Eisbären Berlin – Hannover Scorpions 4:3 n.V. (1:2; 1:1;
2:1; 1:0)
Tore:
0:1 (08:58)
Murray – Tapper/ Guolla
0:2 (09:25)
Augusta – Köppchen/ Morczinietz
1:2 (19:36)
Beaufait – Felski/ DuPont – SH1
1:3 (28:29) Hock
– Morczinietz/ Augusta – PP1
2:3 (35:57) Quint
– Ustorf/ Walker
3:3 (50:00)
Hördler – Busch/ Quint
4:3 (60:39) Walker – Ustorf/ Pederson
Schiedsrichter: Deubert
Strafen: 14/ 16
Zuschauer: 4695 (ausverkauft)