Eisbären: Mit längerem Atem zum Sieg über Krefeld
Herrschte nach dem knapp gewonnenen Dienstagsspiel gegen die Kassel Huskies rund um das Berliner Sportforum sichtlich Katerstimmung, so sah die Eisbären-Welt am späten Sonntagnachmittag schon wieder etwas freundlicher aus: Hatte der Überraschungserfolg des Pagé-Teams in Mannheim auf Seiten des EHC-Anhangs bereits für versöhnliche Töne gesorgt, so fand die „Beziehungspause“ zwischen Fans und Mannschaft nach dem zwar sicher nicht glanzvollen, aber doch recht ungefährdeten 4:2-Heimsieg (1:2; 1:0; 2:0) über die Krefeld Pinguine vor 4300 Zuschauern im Wellblechpalast ein recht harmonisches Ende. Weder Pfiffe noch Schmährufe drangen an die Ohren der Spieler, die sich dann auch verdientermaßen gemeinsam mit den Fans über die neun Punkte aus den letzten drei Spielen freuen durften. Dass sich noch während des DEL-Spiels eine recht große Anzahl EHC-Fans mit zuvor georderten Bussen in Richtung Deutschlandhalle auf den Weg machte, um das Juniors-Team im Oberliga-Derby gegen den Lokalrivalen BSchC Preussen zu unterstützen, sollte so auch nicht mehr als Protestaktion verstanden werden, wie bereits am Tag zuvor im Fanforum der Eisbären zu lesen war. Schließlich wurden von der schätzungsweise 200-köpfigen Eisbärendelegation dann sogar noch EHC-Marketingchef Billy Flynn und Manager Peter John Lee in der Deutschlandhalle gesichtet.
Der Beginn der Begegnung zwischen Eisbären und Pinguinen ließ zunächst aber nicht auf das beschriebene Happy End schließen, denn in der 3. Spielminute gingen die Rheinländer in Überzahl ironischerweise durch Ex-Eisbär Steffen Ziesche mit 0:1 in Führung (Assists: Herperger/ Wright), Derrick Walser schmorte da auf der Strafbank. Das dominierende Team stellte jedoch von Anfang an der Gastgeber, der in der Folge zu einer ganzen Reihe von Ausgleichschancen kam, aber, wie im weiteren Spielverlauf auch, immer wieder am bestens aufgelegten Robert Müller im Tor der Gäste scheiterte. In der 12. Spielminute wurden die Bemühungen der Hauptstädter endlich einmal belohnt: Ebenso schnörkellos wie NHLer Erik Cole die Aktion zum zwischenzeitlichen Ausgleich einleitete, schloss diese Stürmerkollege Sven Felski mit einem humorlosen Schuss in die Maschen ab - 1:1. Etwas überraschend ging der KEV in der 16. Spielminute erneut in Führung: Vom Bullypunkt kam die Hartgummischeibe zurück zu Daniel Kunce, der zog hart ab und Chris Herperger fälschte zur 1:2-Pausenführung für die Gäste ab.
Den Mittelabschnitt begannen die Eisbären in Unterzahl, woraus die Pinguine allerdings kein Kapital schlagen wussten. So bemängelte Krefelds neuer Coach Bob Leslie nach der Begegnung nicht zufällig das ausgesprochen harmlose Powerplay seiner Mannschaft und lobte dagegen das der Eisbären, obwohl die aus ihren Möglichkeiten bei numerischer Überlegenheit auch keinen Vorteil ziehen konnten, aber dennoch die Gäste streckenweise kräftezehrendem Druck aussetzten. Der Ausgleichstreffer für die Berliner fiel dann als beide Teams mit gleicher Anzahl Spielern agierten und die Seidenstädter entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit zu offensiv und ohne Absicherung nach hinten in Richtung Eisbären-Gehäuse unterwegs waren: EHC-Defender Micki Dupont schickte Florian Keller mit einem Steilpass ins entblößte Gästedrittel und der versenkte den Puck im Alleingang unhaltbar für Müller zum 2:2 (23.). Die Eisbären hielten weiterhin das Heft des Handelns in ihren Händen und die Pinguine hatten es lediglich Nationalgoalie Müller und dem Torgestänge zu verdanken, dass es bis zur zweiten Pausensirene beim vorläufigen Unentschieden blieb, denn sowohl Kelly Fairchild als auch der mittlerweile gewohnt starke Stefan Ustorf, sowie Dupont, Leask, Keller und EHC-Kapitän Steve Walker hätten hier längst für eine Vorentscheidung sorgen können.
Im Schlussabschnitt bot sich den Zuschauern kein anderes Bild, eher noch überlegener wirkten hier die Eisbären, ohne jedoch allzu viel Glanz zu verbreiten. Ab der 47. Spielminute sorgte Sven Felski in unüberlegter Weise dafür, dass die Gäste noch einmal Morgenluft schnuppern durften. Denn der Nationalstürmer handelte sich 2 plus 2 Strafminuten ein, da er unter den Augen von Hauptschiedsrichter Martin Reichert einen Gegenspieler mehrfach mit dem Stock bearbeitete. Die Krefelder blieben sich jedoch in ihrer Harmlosigkeit bei Überzahl treu, so dass die Hohenschönhausener diese Phase ohne negative Folgen überstanden. Die Eisbären dagegen hatten ihr Pulver noch nicht verschossen: In der 55. Spielminute verwandelte Derrick Walser einen Abpraller zur 3:2 Führung und erzielte damit nicht nur den vielumjubelten Gamewinner, sondern auch sein erstes DEL-Tor für die Eisbären (Assists: Ustorf/ Pederson). Keine zwei Minuten später band Youngster André Rankel mit einer feinen Einzelleistung den Sack mit seinem Treffer zum 4:2 endgültig zu, indem er erst KEV-Verteidiger Justin Kurtz schlecht aussehen ließ und dann den Puck auch noch um Robert Müller herum ins Netz bugsierte.
Nach dem Spiel gratulierte Gäste-Coach Bob Leslie den Eisbären zum Sieg und bekannte: „Das Ergebnis geht so in Ordnung. Die Eisbären waren die stärkere Mannschaft. Unser bester Spieler war Robert Müller.“ EHC-Trainer Pierre Pagé dankte artig und stellte dem Gästekeeper ebenfalls ein sehr gutes Zeugnis aus. Darüber hinaus richtete er aber seine Kritik in Richtung Sven Felski: „Er ist ein sehr guter und schneller Spieler, aber er hat sich nicht immer unter Kontrolle. Disziplin ist wichtig, ohne Disziplin können wir nicht gewinnen. Das muss er begreifen.“ Darüber hinaus lobte Pagé Stefan Ustorf, Denis Pederson, seine Youngster, diesmal allen voran André Rankel und auch NHL-Gastspieler Erik Cole. „Für ihn ist die Pause sehr wichtig und er wird danach noch viel besser sein. Außerdem ist seine Familie dann endlich in Berlin“, sagte Pagé über seinen Star.
Besonders bemerkenswert war an diesem Nachmittag, dass die Eisbären, aufgrund der Verletzung von Mark Beaufait und der Spieldauersperre für Rob Shearer nach dem heißen Match in Mannheim, mit lediglich acht ausländischen Cracks antraten und drei ihrer vier Tore auch folgerichtig von deutschen Spielern erzielt wurden. Hierin sah Pierre Pagé eine weitere Bestätigung für das Nachwuchskonzept der Eisbären: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ (mac)
EHC Eisbären Berlin - Krefeld Pinguine 4:2 (1:2; 1:0; 2:0)
Torfolge:
0:1- Ziesche (Herperger/ Wright) 02:41 PP1; 1:1- Felski (Cole) 11:08 EQ; 1:2 Herperger (Kunce/ Brulé) 15:30 EQ; 2:2 Keller (Dupont) 22:05 EQ; 3:2 Walser (Ustorf/ Pederson) 54:37 EQ; 4:2 Rankel (-) 56:41 EQ
Schiedsrichter: Reichert/ Brodnicki, Gemeinhardt
Zuschauer: 4300
Strafen: 16/ 18