Eisbären mit Glück zum zweiten Sieg über Krefeld
Am Sonntagnachmittag war der Eishockeygott auf jeden Fall
Berliner! Denn beim äußerst knappen 5:4-Heimsieg der Hauptstädter über erneut
tapfere Pinguine spielte der Faktor Glück eine Hauptrolle. „Vierzig Minuten
machten wir wieder ein sehr gutes Spiel gegen die Eisbären, die im letzten
Drittel das Tempo deutlich anzogen, was bei uns vermehrt zu Fehlern führte.“,
schätzte Gäste-Coach Teal Fowler danach treffend ein. Der scheidende Krefelder-Coach
lobte sein Team und blickte schon wieder nach vorn: „Wir bieten gegen einen
starken Gegner als Underdog doch sehr viel an. Wir müssen das Positive
mitnehmen und das Negative schnell verdauen, dann kann noch viel passieren.“
Das Positive aus Sichte der Pinguine war, dass sie die
deutliche 1:6-Niederlage vom Freitag vor eigener Kulisse offensichtlich sehr
gut verarbeitet hatten. Folge war, dass sich Spiel 3 der Viertelfinalserie
nahezu zu einer Kopie der ersten Begegnung entwickelte. Entschlossener, zielstrebiger
agierte der Vorrundenachte, während sich die Hausherren erneut selbst im Wege
standen. Wie schon am Mittwoch waren die Pinguine durch einen schnellen Konter
frühzeitig in Führung gegangen. Herberts Vasiljevs ließ Tomas Pöpperle im
Eisbärentor bei seinem Direktschuss zum 1:0 keine Abwehrgelegenheit. Allerdings
ließ die Antwort der Berliner diesmal nicht ganz so lange auf sich warten. Sven
Felski schloss einen Alleingang nach schönem Pass von Mark Beaufait zum 1:1 ab
(10.) In die erste Pause ging es dann für den EHC aber mit einem Rückstand,
denn Mike Pudlick netzte zum 2:1 für die Rheinländer ein (16.). Einen drauf
setzte noch Rob Guillet, als mit Frank Hördler und Deron Quint gleich zwei
Eisbären Strafen abbrummen mussten -1:3 (18.). Der Jubel im proppevoll
besetzten Gästeblock kannte keine Grenzen mehr. Lange noch gaben die KEV-Fans
den Ton im ausverkauften Wellblechpalast an und unterstützten ihr Team
stimmgewaltig.
Mitte der zweiten Abschnitts hatten dann endlich wieder die
Eisbärenfans Grund zum Torjubel, in Überzahl - Ivo Jan hatte auf dem
Sünderbänkchen Platz genommen – markierte Mark Beaufait den Anschluss zum 2:3
(31.). Der Stimmungspegel sackte auf Berliner Seite nur wenige Sekunden später
jedoch wieder in den Keller, da KEV-Kapitän Chris Herperger den alten
Zweitore-Abstand wieder herstellte. Einmal mehr präsentierte sich die
Eisbären-Defensive als offenes Scheunentor, durch das die Krefelder nur
hindurch zu gehen brauchten. „Das war wieder so ein Spiel, mit dem der
Offensiv-Trainer in mir sehr zufrieden, der Defensiv-Trainer aber ziemlich
sauer ist.“, ließ Pierre Pagé hernach in sein Seelenleben blicken.
Vermutlich hatte Pagé in der zweiten Pause deutliche Worte
gefunden, denn die Gastgeber kamen mit zuvor ungekanntem Schwung aus der Kabine.
Und wieder war es ein Doppelschlag innerhalb weniger Sekunden, der die bis
dahin kompakt aufspielenden Pinguine auf die Verliererstraße brachte. Steve
Walker verkürzte zunächst auf 3:4 und nur zweiundzwanzig Sekunden später
überwand Denis Pederson Robert Müller im KEV-Gehäuse zum 4:4 (44.). Nun brannte
endgültig die Luft, die Eisbärenfans sorgten endlich für die gefürchtete
Wellblechpalast-Atmosphäre. Die erstmalige Führung der Berliner durch Micki
DuPont in der 48. Spielminute setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Fast aber
wäre dem Berliner Anhang der Jubel im Halse stecken geblieben, als Herberts
Vasiljevs in der 53. Spielminute den Pfosten des Berliner Tores traf. Banges
Hoffen setzte auf den Rängen ein, als nur dreißig Sekunden vor Schluss der Videobeweis
nach einem Krefelder Treffer herangezogen werden musste, doch erkannte das
Schiri-Gespann um Roland Aumüller auf Torraumabseits. Der Rest erstickte im
Sieges-Uffta der Eisbärenfans, deren Team nun mit 2:1 in der Serie führt.
Krefelds Coach Teal Fowler analysierte nach der
Schlusssirene: „Im letzten Drittel waren die Eisbären einfach sehr aggressiv,
sehr hungrig und sehr bereit, das Siel nun für sich zu entscheiden. Bei uns
dagegen häuften sich die Fehler, was auch vermehrt Strafen zur Folge hatte. Mein
Team hat aber den richtigen Charakter und wird auch das wegstecken.“
„Die älteren Spieler müssen unkomplizierter spielten und als
Leistungsträger dominanter auftreten!“, mahnte ein vom gerade erlebten
Nervenspiel gezeichneter Eisbären-Coach mit Blick auf Spiel 4 an. „Wir haben
das nächste Level noch nicht erreicht, was uns von den Krefeldern abheben
würde. Das aber ist notwendig, weil gerade die ersten Spiele in den Play off
sehr gefährlich sind.“
Gar nicht gut gelaunt war Sven Felski (Foto City-Press) nach dem Spiel. Vor allem der zum
Glück der Eisbären nicht gegebene Ausgleichstreffer der Pinguine kurz vor
Schuss machte ihm noch schwer zu schaffen: „Es kann nicht sein, dass uns so
etwas passiert, da hatten wir reichlich Glück! Mit dem Glück müssen wir aber
sparsam umgehen. Wir machen eindeutig zu viele Fehler und geben Krefeld im
Moment zu viel Zeit, sich Chancen zu erarbeiten! Ich hoffe, dass wir darüber
auch mal sprechen und nicht nur immer über das System. Es gibt einfach nichts
schön zu reden!“
Anmerkung:
Trauriges Ereignis abseits des Eises: Ein 67-jähriger Zuschauer erlag,
trotz längeren Wiederbelebungsversuchen, im ersten Drittel des Spieles einer
Herzattacke.
(Matthias Eckart/Oliver Koch)
EHC Eisbären Berlin – Krefeld Pinguine 5:4 (1:3; 1:1; 3:0)
Tore:
0:1 (07:38)
Vasiljevs – Guillet/ Hedlund
1:1 (09:56)
Felski – Beaufait/ Quint
1:2 (15:38) Pudlick
– Guillet/ Vasiljevs
1:3 (17:23)
Guillet – Vasiljevs/ Pudlick – PP2
2:3 (30:26)
Beaufait – Fairchild/ Felski – PP1
2:4 (31:16)
Herperger – Vasiljevs/ Guillet
3:4 (42:52)
Walker – Beaufait/ Felski
4:4 (43:14)
Pederson – Leask
5:4 (47:23) DuPont – Beaufait/ Felski
Schiedsrichter: Aumüller
Strafen: 20/ 22 (+ 10 Disziplinar Guillet; Herperger)
Zuschauer: 4695 (ausverkauft)