Eisbären lassen bei Heimniederlage gegen Augsburg erneut Punkte liegen
Es schien am
Freitagabend einmal mehr für den Meister nur die Frage zu klären zu sein, wie
hoch der Sieg gegen die ums sportliche Überleben kämpfenden Augsburger Panther
ausfallen würde. Doch die Warnungen von EHC-Coach Pierre Pagé vor dem Spiel
bewahrheiteten sich: Die Fuggerstädter waren hungrig nach Punkten und
entsprechend motiviert. Am Ende nahm das Team von Trainer Paulin Borderleau
durch einen verdienten 4:3-Auswärtssieg drei wichtige Zähler mit auf den
Heimweg ins Schwäbische.
Zwar mussten die
Berliner im mit 4695 Zuschauern voll besetzten Wellblechpalast auf ihre
Stammkräfte Denis Pederson (gesperrt), Kelly Fairchild (Knieverletzung) und
Frank Hördler (Magen-Darm-Erkrankung) verzichten, dafür kehrte aber Stürmer
André Rankel nach mehrwöchiger Verletzungspause in den Sturm der Hauptstädter
zurück.
Frühzeitig wurde
deutlich, dass die Panther sich nicht einfach so ihrem Schicksal ergeben
würden. Sie suchten durchaus den Weg nach vorn, hielten ihr Spiel einfach und
wurden bereits in der 6. Spielminute in Überzahl mit der 1:0-Führung durch
Henderson belohnt. Danach sollte Augsburgs Goalie Rolf Wanhainen öfter in den
Mittelpunkt des Geschehens rücken. Der schwedische Keeper hatte allerdings
einen guten Tag erwischt und hielt seinen Kasten unter anderem bei Versuchen
von Walker, Beaufait und Felski sauber. So blieb es nach zwanzig Minuten bei
der knappen Führung der Gäste.
Hatten sich die
Eisbären schon im ersten Drittel nicht mit Ruhm bekleckert, so wiesen sie im
Mittelabschnitt nach, dass es noch schlechter geht. Das jugendliche Ungestüm
eines Norman Martens endete vier Minuten nach Wiederbeginn wie schon häufiger
in den zurückliegenden Spielen auf der Strafbank. Einen Querpass von Arvids
Rekis versenkte Scott King im darauffolgenden Powerplay zum 2:0 für die
Augsburger im Eisbären-Gehäuse (26.). Das Penaltykilling der Hauptstädter war
quasi nicht existent, so dass King mit seinem zweiten Treffer des Abends keine
zwei Minuten später – Derrick Walser saß hier gerade seine Strafe wegen Haltens
ab - den Vorsprung der Panther sogar auf 3:0 schraubte. Man muss schon fast von
einer glücklichen Fügung sprechen, dass ein Netzwerkfehler zum
zwischenzeitlichen Ausfall der erst kürzlich installierten Stadionuhr und damit
zu einer längeren Spielunterbrechung führte. Die kleine Pause schien die
Hausherren zur Besinnung gebracht zu haben, denn bei einem Break von Felski gab
es sogleich die Chance zu verkürzen. Der schnelle Berliner wurde von einem
Augsburger Verteidiger jedoch nachhaltig am erfolgreichen Abschluss gehindert,
weshalb Hauptschiedsrichter Deubert auf Penalty entschied. Felski mimte aber
den Rächer und marschierte für zwei Minuten auf die Strafbank. Ein Rückfall in
längst überwunden geglaubte Zeiten. Löblich dagegen, dass Stefan Ustorf die
Verantwortung für den Sololauf Richtung Wanhainen übernahm. Dass er scheiterte,
passte indes ins Bild, das verunsicherte Berliner nun abgaben. Die Strafe
folgte prompt: Einmal mehr in Überzahl agierend erzielten die Gäste in der 33.
Spielminute durch Yarema das 4:0. EHC-Coach Pagé griff nun tief in die
Trickkiste, um seine Schützlinge aus ihrer offensichtlichen Lethargie zu
erwecken: Als gleich zwei Panther-Cracks (Yarema, Rekis) mit Strafen belegt
wurden, nimmt Pagé seinen bemitleidenswerten Goalie Pöpperle, der häufig von
seinen Teamkameraden allein gelassen wurde, für einen sechsten Feldspieler vom
Eis. Die ungewöhnliche, aber zuletzt trainierte Maßnahme zog: Felski
verwandelte zum 1:4 (38.). Das machte bei den Eisbärenfans, die
zwischenzeitlich geschockt nahezu verstummt waren, wenigstens ein wenig
Hoffnung auf den Schlußabschnitt.
Es ist nur zu
vermuten, aber die Standpauke Pagés in der Drittelpause muss heftig gewesen
sein. Jedenfalls zeigte seine Mannschaft nun endlich Herz und berannte von
Beginn an das Tor von Panther-Keeper Wanhainen, der nun alle Hände voll zu tun
bekam und einige blitzsaubere Saves ablieferte. In der 43. Spielminute war der
Schwede aber machtlos, als Christoph Gawlik einen überraschend strammen Schuss
von Rob Leask zum 2:4 abfälschte. So zielstrebig und schnörkellos hätte man
sich das schon früher gewünscht! Eisbären-Verteidiger Leask erreichte mit
seinem 200. Scorerpunkt zudem einen Karrieremeilenstein. Endlich sprang der
Funke vom Eis auf die Ränge über und wieder zurück; der Eisbärenanhang
peitschte sein Team stimmgewaltig nach vorn. Mehr als der Anschlusstreffer
durch Micki DuPont (56.) gelang den Hausherren aber nicht mehr. Auch weil Sven
Felski erneut nicht an sich halten konnte und sich unter den Augen von Schiri
Deubert ein Revanchefoul leistete, womit er seine Mannschaft just in dem Moment
schwächte, als die drauf und dran war den Ausgleich zu erzwingen. Die letzte
Gelegenheit, doch noch etwas wie ein kleines Happy End zu erreichen, vergab
Richard Mueller bei einem Break. Endstation war einmal mehr Wanhainen, der den
Überraschungssieg für seine Panther festhielt. (mac/ ovk)
Trainerstimmen:
Paulin Bordeleau:
Spiele gegen Berlin sind immer hart. Spiele in Berlin sind noch härter. Uns
trennen viele Punkte, aber ich sagte zu meiner Mannschaft, dass sie glauben
sollen das sie gewinnen können. Der Start meiner Mannschaft war optimal. Zum
Ende hin wurde es aber ziemlich eng. Ich wusste beim 4:0, dass dieses Spiel noch
nicht gewonnen war. Ich bin stolz auf mein Team und hoffe, dass dieser Sieg
meinen Spielern für den Rest der Saison mehr Selbstvertrauengeben wird,
wenn sie wissen, dass sie an einem bestimmten Abend mit ihrem Willen mit den
besten Mannschaften mithalten können.
Pierre Pagé: Wir haben im letzten Drittel gut gespielt, aber
das Spiel dauert sechzig Minuten. Wir haben immer gesagt, dass wir bei 5 gegen
5 besser spielen müssen. Heute war dies nicht so schlecht. Die Mannschaft war
im ersten Drittel so müde, aber im letzten Drittel nicht mehr. Sie müssen hart
arbeiten. Duisburg wird hungrig sein, Hannover ist hungrig und dann kommt
Ingolstadt. Die Mannschaft hat viel Charakter in den letzten sechs Spielen
bewiesen, das war unglaublich. Aber nicht nur auswärts zu gewinnen ist wichtig,
zu Hause muss auch gekämpft werden
Eisbären Berlin – Augsburger Panther
3:4 (0:1,1:3, 2:0)
Tore:
0:1 Henderson 5:23 (Eklund, Lindman) PP
0:2 King 25:27 (Rekis,Yarema) PP
0:3 King 27:05 (Savard, Girard) PP
0:4 Yarema 32:46 (Savard, King) PP
1:4 Felski 37:09 (Walser, Berehowsky) 6-3
2:4 Gawlik 42:27 (Leask)
3:4 DuPont 55:02 (Quint, Walker) 5-4
Schiedsrichter: Harald Deubert
Strafminuten: 28/ 26
Zuschauer: 4695 (ausverkauft)
Foto by City Press: Hielt auch gegen Eisbär Mark Beaufait seine Mannschaft im Spiel - Panther-Goalie Rolf Wanhainen