Eisbären: Knapper Sieg gegen Ingolstadt bringt Tabellenführung

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Knapp mit 5:4 (2:2 2:1 1:1) setzte sich der EHC Eisbären am Donnerstagabend vor 3800 Zuschauern im Wellblechpalast gegen die Panther aus Ingolstadt glücklich durch und übernahm damit zumindest für 24 Stunden die Tabellenführung der DEL.



Wer erwartet hatte, dass die Bayern verunsichert und vor Ehrfurcht erstarrend im Sportforum auflaufen würden, sah sich getäuscht. Nicht nur ERC-Coach Ron Kennedy stand vor der Begegnung mit dem Rücken zur Wand - auch sein von der Fachpresse und den Trainerkollegen vor der Saison als Geheimfavorit eingestuftes Team war nach einem völlig verpatzten Saisonstart in der Pflicht. Und die Gäste erkannten ihre Situation, versteckten sich nicht. Dennoch waren es die Eisbären, die kurz vor Ablauf einer Strafe gegen Altstar Mike Stevens durch David Roberts mit 1:0 in Führung gingen (6. Spielminute).

So glatt wie es sich anhört, fand der Treffer von Roberts aber nicht seine Anerkennung auf der Anzeigetafel. Schiri Willi Schimm bemühte den Videobeweis und entschied trotz erheblicher Zweifel auf Tor für den Gastgeber. Durchaus möglich, dass die Panther deswegen Protest gegen die Spielwertung bei der DEL einlegen. Die Aussicht auf Erfolg fällt allerdings gering aus, denn frühzeitig in der Saison fällte die Liga nach einem identischen Vorkommnis im Spiel der Haie gegen die DEG eine Grundsatzentscheidung. Der Einspruch der Gelb-Roten wurde abgeschmettert und der Sieg der Kölner am grünen Tisch bestätigt. Der Mann im gestreiften Leibchen sollte im Verlaufe der Partie noch häufiger durch seltsame Entscheidungen auffallen. Dem international erfahrenen Referee gelang es nicht, eine für die Spieler berechenbare Linie durchzuziehen. Was ihm im ersten und zweiten Drittel noch strafwürdig erschien, ließ er vor allem im letzten Abschnitt ungeahndet laufen. Für die Berliner unangenehm, für die Panther bedauerlich. Nichts desto Trotz entsprang der vermeintliche Treffer einem tollen Solo des EHC-Stürmers.

Insgesamt entwickelte sich die Begegnung zu einem recht ansehnlichen Spielchen. Chancen auf beiden Seiten, eine davon vergab u.a. der wieder starke Pederson nach zehn Minuten. Fast im Gegenzug erzielten die Panther durch Nicki Mondt (Assists: Campbell/ Schinko) den Ausgleichtreffer für die Panther (11.). Danach hatten beide Goalies, Parent im Eisbären-Gehäuse und Jimmy Waite in dem der Ingolstädter, Gelegenheit sich auszuzeichnen. Auffällig, dass der sonst recht fangsichere EHC-Keeper übermäßig viele Schüsse gefährlich nach vorn abprallen ließ. Eine Schwäche, die „Bernie“ an diesem Abend nicht mehr ablegen konnte. Die doch recht lautstarke Forderung vieler Berliner Fans nach Nationalgoalie Oliver Jonas machten den Ex-NHL-Torsteher nicht gerade sicherer.

Die Eisbären entwickelten zum Glück genug Druck nach vorn, um denselben vom eigenen Tor fern zu halten. Die Hohenschönhausener konnten sich in der 17. Spielminute im Panther-Drittel festsetzen. Von Pederson gelangte der Puck zu Verteidiger Bergen, der täuschte einen Schlagschuss an, passte jedoch auf den am linken Pfosten völlig freistehenden Marc Beaufait und der netzte cool zur 2:1-Führung der Gastgeber ein. Der Vorsprung der Berliner hielt ganze 24 Sekunden, da zappelte die Hartgummischeibe ein zweites Mal hinter Parent im Netz. Und wieder hatte der Eisbärenkeeper keine gute Figur gemacht, erneut ließ er nach vorne abprallen, so dass Cameron Mann den Gästeausgleich erzielen konnte (Stevens/ Harney). Mit dem Stand von 2:2 ging es in die erste Pause.

Die Hauptstädter hatten es zu Beginn des Mittelabschnitts schwer ins Gästedrittel zu kommen und Druck auf Waite auszuüben. Möglichkeiten von Walker und Shearer blieben zudem ungenutzt. Die Audistädter machen es wenig später durch Alexander Polaczek besser: Von halblinks zog der Vierte-Reihe-Stürmer ab und überwand Parent. Zu viel freies Eis überließ die EHC-Abwehr dem Schützen und wieder sah der EHC-Goalie unglücklich aus, 2:3 (31.; Goodall/ Melischko). „Kämpfen und Siegen!“, skandierten die Eisbärenfans. Erhört wurden sie erneut von David Roberts. Aldridge zog Richtung Waite ab, auch der ließ prallen, der Puck schlitterte in Richtung Eisbärenbank, von dort kam Roberts gerade zum Wechsel aufs Eis und hämmerte die Scheibe kompromisslos zum 3:3-Ausgleich in die Maschen. Etwas mehr als zwei Minuten später agierten die Gastgeber in Unterzahl, Barta saß wegen Haltens. Schon wieder Roberts: Er erkämpfte den Puck an der gegnerischen blauen Linie, bediente per feinstem Flippass Denis Pederson und der ließ dem ERC-Keeper keine Abwehrchance, 4:3 (37.). Spiel gedreht, zweite Pause.

Im Schlussabschnitt wollten die Eisbären den Sack schnell zubinden. Die 44. Spielminute war gerade angebrochen, da war es - ja wer wohl - David Roberts, der die Scheibe hoch ins gegnerische Drittel zu Marc Beaufait lupfte. Der tanzte noch Waite aus und vollendete zum 5:3. Vorentscheidung? Denkste! Zu leger gingen die Berliner mit ihrer Zwei-Tore-Führung um. Nach einer Auszeit zeigten Kennedys Worte schnell Wirkung bei seinen Schützlingen: Über die Stationen Goodall und Harney gelangte der Puck zu Phil von Stefenelli, der zog hart ab und schon klingelte es zum 5:4-Anschlusstreffer für die nimmermüden Ingolstädter (52.). Wenig später der EHC noch mal mit dicken Möglichkeiten durch Walker, Leask und Roberts, doch Waite blieb Sieger.

Dann hatte Schiri Schimm wieder einen Auftritt: Der Ingolstädter Ast und EHC-Verteidiger Bergen kamen sich ins Gehege. Ast kam unglücklich zu Fall und blieb auf dem Eis liegen. Schimm wertete dies als Bandencheck mit Verletzungsfolge, macht 5 plus Spieldauer gegen Bergen. Zweifel sind auch hier angebracht. Die fünfminütige Strafe überstanden die Berliner ungeschoren und retteten den Sieg über die Schlusssirene.

Nach dem Spiel resümierte Gäste-Coach Kennedy: „Vier Tore auswärts geschossen - das müsste eigentlich zu einem Punktgewinn reichen. Uns fehlte heute lediglich das notwendige Glück, was die Eisbären beim 1:0 hatten. Wir waren dran, aber es hat nicht gereicht. Dennoch bin ich stolz auf die Leistung meiner Mannschaft“.

Eisbären-Trainer Pierre Pagé war schon weniger zufrieden: „Wir waren zwar da, aber nicht hundert Prozent. Ingolstadt war körperlich sehr stark und vor allem schnell im Passspiel. Das Beste an diesem Abend sind die drei Punkte“. Auf eine Torwartdiskussion wollte sich der Kanadier jedoch keinesfalls einlassen, trotz der schwachen Leistung Parents. Das Wechselspiel im Eisbären-Gehäuse findet also seine Fortsetzung. „Bei den kommenden Auswärtstouren, Sonntag nach Freiburg und am Donnerstag nach Augsburg, wird Oliver Jonas wieder zwischen den Pfosten stehen. „Wir haben zwei gute Torsteher, deren Leistungen bisher nicht unser Problem waren. Ich muss beide mit Einsätzen bei Laune halten“, beschrieb Pagé eines seiner Luxusprobleme. Die kurze Denkpause sollte der erfahrenere Parent allerdings nutzen, denn Jonas hat weiterhin gute Karten auf die Nr.1-Position. (mac/REK)


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