Eisbären in der Selbstkritik
Stefan Ustorf ist ein Mann der klaren,
aber bedachten Worte. So ist es natürlich nicht verwunderlich, dass
die Presseabteilung der Eisbären Berlin den Stürmer meist immer
dann zu den Medienvertretern schickt, wenn sie in Erklärungsnot
scheinen. So diktierte er am Samstag den Durchhalte-Willen seiner
Mannschaft in die Notizblöcke der Journalisten – zwei Tage später
lebte er ihn in Augsburg vor - , am gestrigen Mittwoch, nach dem
Ausscheiden aus dem Play-off Viertelfinale gegen die Augsburger
Panther, war es dann eine kurze Analyse.
Erst eine knappe Stunde nach Spielende
erschien Ustorf, bereits geduscht und im weißen Hemd mit
Sponsor-Aufdruck am Kragen vor den Berliner Pressevertretern. Fünfzig
Minuten zuvor verabschiedete er sich mit einem Gesicht zwischen Wut
und Enttäuschung von den Berliner Fans. Ein Abschied für immer war
es aber nicht: „Ich brauche keine Bedenkzeit. In der nächsten
Saison spiele ich hier wieder Eishockey!“. Wie im übrigen auch
Berlins Urgestein Sven Felski, der, nach eigenen Worten, mit einem
Aus im Viertelfinale seine Karriere nicht beenden möchte.
Einer der definitiv aber nicht mehr
nach Berlin zurückkehren wird, ist Denis Pederson. Der 34-Jährige
gab ja bekanntlich schon vor den Play-offs sein Karriere-Ende nach
dem Showdown bekannt. Ein Fakt, den auch Ustorf nicht kalt lässt:
"Bei mir im Vordergrund steht der Abschied von Denis Pederson.
Das ist eine Situation die tut mir Leid und so hätte es nicht kommen
sollen. Keiner von uns hat geplant das er so seine Karriere beenden
muss. Das tut weh im Augenblick!"
Und die gemischten Gefühle gingen, auf
die Saison zurückblickend, weiter: "Sicherlich haben wir eine
sehr gute Saison gespielt und können auch stolz darauf sein, was wir
in der regulären Saison gemacht haben. Aber die Play-offs haben nun
einmal ihre eigenen Gesetze. Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden
und wie gesagt, Augsburg hat hervorragend gespielt. Man hat uns auch
nicht die Möglichkeit gegeben, so zu spielen wie wir uns das
vorgestellt haben."
Natürlich ist Ustorf, ob der in den
Play-offs gebrachten Leistungen, sehr selbstkritisch und geht mit
sich und der Mannschaft hart ins Gericht: "Ich glaube nicht, das
irgendeiner von uns die Leistung gebracht hat, die er bringen hätte
können und die er auch wärend der regulären Saison gebracht hat.
Da siehst du wie eng die Liga beieinander ist." Ebenfalls sah er
das Momentum, in dem die Serie verloren wurde, am gestrigen Tag: „Wir
haben heute im zweiten Drittel Chancen, Chancen, Chancen gehabt und
haben die Tore nicht gemacht."
Dafür scheint die Zukunft aber
gesichert zu sein: „Diese Mannschaft ist auf einem guten Weg. Das
zeigt natürlich das Gewinnen nicht einfach ist und wir haben sehr
oft gewonnen hier in den letzten paar Jahren und vielleicht hat man
sich bisschen dran gewöhnt und hat gedacht, es geht von selber und
es geht halt nun mal nicht Einfach. Meister zu werden ist sehr sehr
schwer, dazu muss sehr hart gearbeitet werden. Aber diese Mannschaft
ist auf einem hervorragenden Weg. Wir haben Spieler wie TJ Mulock,
Dani und Alexander Weiß, Florian Busch. Das sind alles junge Leute.
Die Mannschaft ist eindeutig auf dem aufsteigenden Ast."
Und denen gibt Stefan Ustorf gleich
noch eine Aufgabe mit: „Wir diesen Sommer alle um so härter
arbeiten werden, damit wir nächstes Jahr auch wieder ganz vorn
mitspielen.". Vorher gilt es aber, noch einmal in eine innerer
Inventur zu gehen. Der Anfang wurde zumindest gestern schon gemacht,
glaubt man dem Eisbären-Routinier, wie er die Stimmung, eine Stunde
und zehn Minuten nach dem Spiel beschrieb: „In der Kabine ist die
Stimmung sehr schlecht. Die Mannschaft ist geknickt. Die Jungs sind
natürlich nicht gut drauf und machen sich Vorwürfe. Das ist ganz
klar."
Klare Worte von Stefan Ustorf!
Oliver Koch / Daniel Flister – Fotos
by City-Press