Eisbären-Goalie Pöpperle: Vom Nobody zum Meistertorwart?
„Pöpperle! Pöpperle!
Pöpperle!“, schallte es auch am vergangenen Dienstagabend aus tausend Kehlen
laut durch den Berliner Wellblechpalast. Selbst im entscheidenden Spiel um den
Einzug in das DEL-Playoff-Finale gegen die Hannover Scorpions nahm sich der
21-jährige Tscheche die Zeit, sich den Fans zuzuwenden und ihnen mit einem
kurzen Wink mit der Fanghand für die Anfeuerungen zu danken. „Pöppi“, wie die
Anhänger ihren jungen Keeper getauft haben, ist Kult unter den Eisbärenfans,
das Trikot mit der Nr. 1 im Fanshop ein Verkaufsschlager und sein Autogramm auf
Playercards und sonstigen Fanutensilien heiß begehrt.
Bekanntlich geisterten
zunächst Namen ganz anderer Kategorie als Gerücht durch das Sportforum bis die
Verpflichtung Tomás Pöpperles offiziell verkündet wurde: Felix Potvin etwa,
oder Fred Brathwaite, Byrone Dafoe und Jean – Sebastien Aubin erfüllten mit
ihrer Vita eher die Ansprüche der nach der Meistersaison doch etwas verwöhnte
Berliner Fangemeinde. Auch gegen diese Wunschvorstellungen hatten erst die
beiden jungen deutschen Goalies Daniar Dshunussow und Youri Ziffzer anzuspielen
und dann eben auch Tomas Pöpperle, was natürlich kein leichtes Unterfangen war.
Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten
jedoch schwamm sich Pöpperle frei, fand Bindung zur Mannschaft; stellte sich
auf das System der Eisbären ein, das sehr auf Offensive ausgelegt ist und daher
den Torhüter öfter der Gefahr von 1 gegen 1-Situationen aussetzt. Nach einigen
Spielen im Eisbärentrikot räumte Pöpperle auch ein, dass es zunächst nicht
einfach für ihn war, sich vom Spiel in der technisch geprägten tschechischen
Extraliga auf die nordamerikanisch-kämpferische DEL umzustellen. „Hier ist
einfach mehr Betrieb vor dem Tor und es kommen einfach viel mehr Schüsse auf
dich zu.“, hatte der einstige Nachwuchsnationalkeeper aus dem Land des
aktuellen Weltmeisters schnell erkannt.
Diese Einsicht schlug sich
schnell in verbesserten Leistungen und damit auch in den Statistiken nieder.
Am Ende der Punkterunde
belegte Pöpperle mit 92,92% gehaltener Schüsse Platz 1 der Statistiktabelle und
Rang 3 beim Gegentorschnitt (2,18). Dabei ließ er nicht nur seinen
NHL-erfahrenen Landsmann Roman Cechmanek von den Hamburg Freezrs hinter sich,
sondern auch Routinier Andrej Trefilov
(DEG) und Youngster Thomas Greiss (Köln). Mit einem der beiden Goalies wird es
Pöpperle mit seinen Eisbären in Kürze in der Finalserie zu tun bekommen. Die
Zahlen sprechen auch in den Playoff für den Tschechen im Trikot des
Titelverteidigers, nur beim Gegentorschnitt liegt der 36-jährige Russe (2,14)
in Diensten der DEG knapp vor Pöpperle (2,18). Gegen das Vorurteil, dass mit
tschechischen Torhütern hierzulande angeblich nichts zu gewinnen sei, kämpfte
Pöpperle bisher erfolgreich an. Es völlig zu widerlegen, fehlt allerdings noch
der letzte alles entscheidende Schritt.
Dass Zahlen nicht alles sind
und der junge Eisbärenkeeper wie seine Mannschaftskollegen in den Serien gegen
Krefeld und Hannover auch Schwächen offenbarte, weiß man in der Hauptstadt.
„Wir haben bisher noch nicht unser bestes Hockey gespielt, im Finale müssen wir
das aber, wenn wir unser Ziel erreichen wollen.“, schätzte der stets kritisch
auf die Leistungen seines Teams blickende EHC-Coach Pierre Pagé ein.
„Er war unser bester Penaltykiller.“, lobte
Manager Peter John Lee seinen jungen Goalie nach dem knappen Sieg in Spiel 2 in
Hannover. Tomas Pöpperle war da, als er am meisten gebraucht wurde. Das will
der ehrgeizige Tscheche auch im Finale sein, wenn es gilt, den Meisterpott vor
Zugriffen aus dem Rheinland zu verteidigen.
Matthias Eckart/ Oliver Koch
Foto: City-Press
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