Eisbären: Freude, Spannung und Sieg gegen Frankfurt
Mit einem 4-3 nach Penaltyschießen gewannen die Eisbären erneut zu Hause gegen den Meister Frankfurt. Solche Spiele sind wie Magneten. Nicht nur das sich am zweiten Weihnachtsfeiertag die Karten für ein Eishockeyspiel in Hohenschönhausen fast schon doppelt so gut verkaufen lassen wie sonst, nein wenn dann auch noch der Meister zu Gast ist, welcher zu einem vorangegangenen christlichen Fest den Berlinern den Titel entreißen konnte, füllt sich die Halle schon fast wie ein Selbstläufer. Die 4695 Zuschauer im restlos ausverkauften Wellblechpalast sahen aber eine dezimierte Eisbären-Auswahl, denn mit Steve Walker (Sperre aus dem vorangegangene Spiel), Florian Busch, Tobias Draxinger, Youri Ziffzer, Jens Baxmann und André Rankel (alle bei der U 20 WM) fehlten gleich derer sechs zum Stamm gehörende Spieler. Aufgefüllt wurde der Kader mit weiteren Förderlizenzspielern, so auch Hardy Gensel, der nach 1731 Kalendertagen gar sein DEL-Comeback, zumindest auf dem Spielberichtsbogen, gab.
Ebenfalls scheinen Ehrungen vor dem Spiel im Hohenschönhauser Sportforum fast zur Tradition geworden: Sven Felski bestritt bereits am Dienstag in Ingolstadt sein 500. DEL-Spiel und die Verantwortlichen rund um die Eisbären ließen es sich nicht nehmen, ihn dafür zu ehren. Ein eingerahmtes Trikot mit seinem Namen und der 500 als Rückennummer bekam er von Manager Peter John Lee überreicht.
Gespielt wurde aber auch noch und von Beginn an nicht mal uninteressant:
Die Stadionuhr zeigte noch nicht einmal drei gespielte Minuten an, als Stefan Ustorf und Denis Pederson den Frankfurter Goalie Gordon und Markus Jocher aus Frankfurter Sicht den Berliner Torhüter Jonas prüften. Der Druck aus Berliner Sicht ebbte im weiteren nicht ab, so dass Kelly Fairchild in der siebten Minute die Massen erstmals zum Jubeln brachte. Aus der halbnahen Distanz verwandelte er einen Abpraller von Gordon. Quasi ein Doppelschlag der Hausherren gelang nur 108 Sekunden später, als DuPont in Überzahl (Jocher saß für die Lions) den Spielstand auf 2-0 erhöhte. Ziemlich ruppig ging es im ersten Drittel weiter, was sich auf die Strafzeiten niederlegte. Zusammen zehn kleine Strafen sprach Schiri Hellwig nach den ersten zwanzig Minuten aus.
Zum Beginn des Mitteldrittels ging es genauso weiter. Diesmal nutzten die Cracks aus der Mainmetropole ihr Überzahlspiel (Beaufait musste für die Bären aufs Sünderbänkchen) effektiv, denn Joseph Murphy verkürzte auf 2-1 (23.). Den weiteren Verlauf kann man getrost als ein Festival der vergebenen Chancen bezeichnen. so scheiterten Felski, Cole oder Pederson mit hochkarätigen Chancen am immer besser aufgelegten Gordon. Trotzdem ließen sie nicht nach und bewiesen einen starken Willen nach vorne zu arbeiten. Zur Belohnung diesen Geistes bedienten sie sich einer Überzahl und ließen den Frankfurter Murphy nur ganze sechs Sekunden auf der Strafbank schmoren, als Derrick Walser in der 34. Spielminute den Vorsprung auf 3-1 ausbaute.
Alles andere als langweilig gestaltete sich das Schlussdrittel. Emotionsgeladen und spannend für alle Beteiligten ging es hart zur Sache. Zwar besaßen die Eisbären die höheren Spiel- und Chancenanteile, so z.B. durch Gelegenheiten von Felski (45.), Beaufait (48.), Persson (49.) oder gar Youngster Martens (50.) aber die Löwen zeigten sich effektiv und nutzten wieder eine Überzahl (Barta saß) zum 3-2 Anschlusstreffer durch Francois Bouchard (54.). Jetzt rochen die Gäste Lunte, und Manager Nethery, der für den aus familiären Gründen kurzfristig in seine Heimat geflogenen Chernomaz hinter der Bande stand, zog auch einige Register. So nahm er nach einer Auszeit bereits 74 Sekunden vor Spielende seinen Goalie vom Eis. Die Eisbären hatten zwar Scheibenbesitz und auch die Gelegenheit auf ein empty-Net Goal, vergaben aber den Puckbesitz leichtfertig. Eine Einladung für Peter Ratchuck, die er gerne zum Ausgleich 43 Sekunden vor Spielende annahm. Das Penalty-Schießen musste den Sieger ermitteln, welches die Berliner mit Treffer durch Felski und Pederson für sich entschieden. Frankfurt dagegen fand in Oliver Jonas seine unbezwingbare Konstante.
So sah es auch Pierre Pagé, der für den Nationalgoalie nach dem Spiel gar ein Lob übrig hatte.
Alles in allem waren Nethery und Pagé sich einig, dass es ein intensives, spannendes Spiel war, welches durch den vielen Körperkontakt gar Play-off Niveau hatte. In einem waren sie sich aber nicht einig, denn Nethery trat nach seinen Ausführungen mit einem Augenzwinkern von seinem Trainer-Posten zurück, während Pagé mit Eifer seinen Job weiter ausführt. Den Zuschauern wird es freuen, denn durch offensives und dadurch interessantes Eishockey fühlt man sich im Wellblechpalast nicht nur magnetisch angezogen, sonder sogar elektrisiert. (ovk)