Eisbären: Fanproteste zeitigen erste Erfolge
Wie Hockeyweb berichtete, verließen am 12. Dezember im Spiel gegen die Hamburg Freezers mehr als 1000 Eisbärenfans, nach einem Aufruf durch den fünfköpfigen Fanbeirat, zu Beginn des Mitteldrittels aus Protest die Halle.
In der vergangenen Woche trafen sich Management und Fanbeirat zu einem verständigenden Gespräch.
In einem Offenen Brief an EHC-Geschäftsführer und Anschütz-Europa-Chef Detlef Kornett, begründete der Fanbeirat diese Aktion u.a. so: „Seit mehreren Monaten beobachten wir mit großer Sorge, dass seitens des Managements keinerlei Kommunikation mit den Fans mehr stattfindet. Dies geht einher mit Entwicklungen, die zunehmenden Unmut bei vielen Fans hervorruft. Insbesondere die Häufung der Erhebung von Topzuschlägen stößt auf großes Unverständnis.“
Ohne die Termine der zuschlagspflichtigen Spiele zu benennen und rechtzeitig anzukündigen, bediente sich das Management der Berliner bei Spielen gegen die Kölner Haie, Adler Mannheim, Krefeld Pinguine und Hamburg Freezers bereits viermal dieses unpopulären Preisinstruments. Das Spiel gegen die Panther aus Augsburg am 26.12. ist ebenfalls davon betroffen, wie im Zuge der Protestvorbereitungen bekannt wurde. Fünf Euro wird bei dieser Gelegenheit dem herkömmlichen Eintrittspreis zugeschlagen.
Am vergangenen Mittwoch fand also das erste Treffen zwischen den Fanvertretern und dem Eisbären-Management am Rande der U20 B-WM in offenbar konstruktiver Atmosphäre statt. Erste greifbare Ergebnisse wurden bereits vom Fanbeirat verkündet:
Die Verantwortlichen um Billy Flynn legten zuvor dar, in naher Zukunft den „break even point“ erreichen zu wollen, das heißt, sich in gewissem Maße in absehbarer Zeit finanziell freizuschwimmen. Der Spagat zwischen fairer Preisbildung und sportlicher Konstanz verlange mitunter auch zu Mitteln wie dem Topzuschlag zu greifen.
Für die kommende Saison stellte man in Aussicht, dass die Dauerkarten nicht teurer werden sollen. Die Saisontickets werden wie bisher übertragbar bleiben. Jedoch sei zu beachten, dass ermäßigte Dauerkarten nur an Personen mit Ermäßigungs- berechtigung weitergegeben werden dürfen.
Topzuschläge würde es dennoch weiter geben. Welche Spiele das betrifft, soll rechtzeitig, wie in den Jahren zuvor auch, mit dem Fanbeirat besprochen werden.
Den Pauschalzuschlag von 5 € soll es dann in der jetzigen Form allerdings nicht mehr geben. Je nach Kartenkategorie wird eine Staffelung von 2, 3 und 5 € eingeführt.
Für diese Saison seien indessen nur geringfügige Veränderungen möglich, da bereits eine große Anzahl von Tickets im Vorverkauf an den Mann gebracht worden seien. Das Management zeigte sich aber guten Willens und bot an, für das Augsburg-Spiel am zweiten Weihnachtsfeiertag 500 Stehplatztickets zuschlagfrei zum Kauf anzubieten. Am vergangenen Sonntag konnten sich die Fans bis eine Stunde nach dem Spiel gegen Freiburg an der Abendkasse mit Tickets zum Normalpreis versorgen. Des weiteren kündigte Billy Flynn an, dass die Stehplatztickets für das erste Play Off-Heimspiel dieser Spielzeit ebenfalls zuschlagsfrei bleiben werden.
In einem eigens dafür eingerichteten thread im Internetforum der Eisbären hatten viele Fans Vorschläge eingebracht, wie man das im Moment doch recht starre Preissystem attraktiver gestalten könne. Die Ideen, wie Kartenpakete für z.B. fünf Spiele oder aber Begegnungen mit eher unattraktiven Gegnern und mit entsprechendem Preisvorteil, erweckten bei Billy Flynn & Co. großes Interesse. Möglich, dass der ein oder andere Vorschlag für die nächste Saison aufgegriffen wird.
Auch das Thema mangelnde Kommunikation kam zur Sprache. Hierbei einigte man sich, dass sich der Fanbeirat fortan vor dem jeweils ersten Heimspiel des Monats mit Billy Flynn & Co. trifft. Der zuletzt auch wegen nur geringer Teilnahme seitens der Fans dahin dümpelnde allmonatlich stattfindende Runde Tisch wird ab sofort wieder belebt. Erster Termin ist der 21.1.2004 um 19.30 Uhr in der Sportsbar „Overtime“.
Damit nicht genug, wird doch demnächst eine spezielle e-mail-Adresse eingerichtet, an welche jeder Fan Vorschläge, Beschwerden usw. senden kann. Eine umgehende Weiterleitung an den betreffenden Geschäftsbereich und umgehende Bearbeitung und Beantwortung wurden zugesichert.
Michael Leinhoß vom Fanbeirat sagte: „Uns ist klar, dass das der erste Schritt war, von dem man sicher keine Wunderdinge erwarten konnte. Das wichtigste ist, dass wir wieder mit dem Management im Gespräch sind. Der Zustand der letzten Monate darf nicht wieder eintreten!“
Nun bleibt zu hoffen, dass in die Verständigung zwischen Fans und Eisbären-Management Beständigkeit einkehrt und Konfrontationen und das Auseinandertriften der Interessen keinen neuen Raum mehr erhält. Im Hinblick auf den in wenigen Jahren anstehenden Umzug in die noch nicht erbaute Arena am Ostbahnhof, ist ein gemeinsames Ziehen am selben Strang nahezu unerlässlich. Denn wie schrieb der Fanbeirat an Detlef Kornett: „Wirtschaftliche Zwänge sind uns, so weit möglich, bekannt und werden akzeptiert. Spitzeneishockey erfordert Geld, welches in einem wirtschaftlich arbeitenden Unternehmen auf verschiedenste Art eingespielt werden muss. Dazu müssen auch die Fans beitragen - so wie sie es bisher getan haben und wozu sie bei entsprechender Kommunikation und Beachtung ihrer eigenen Interessen und Möglichkeiten auch weiterhin bereit sind.“ (mac)