Eisbären: Drei Blitztore beim 4:1 gegen harmlose Panther
Wiedergutmachung galt es für die Eisbären nach der derben Heimschlappe gegen die Adler Mannheim vor einer Woche zu üben. Die am Tabellenende herumdümpelnden Augsburger Panther kamen da scheinbar gerade recht, um bisher Versäumtes nachzuholen. Die Deutlichkeit des 4:1-Sieges (3:0; 0:0; 1:1) gaukelt eine souveräne Leistung der Eisbären allerdings nur vor. Die gerade einmal 4000 Zuschauer im Wellblechpalast hatten nur kurzzeitig Freude am Spiel ihrer Eisbären, über weite Strecken herrschte gelangweilte Stille im Sportforum zu Hohenschönhausen. EHC-Coach Pierre Pagé hatte im Laufe der Woche an den zahlreichen Defiziten arbeiten lassen, die sein Team nicht nur gegen den mehrfachen Meister haben schlecht aussehen lassen. Vor allem das Zusammenwirken seiner Verteidiger und Stürmer in der Rückwärtsbewegung bemängelte Pagé, weshalb der Gegner zu oft zu klaren Einschussmöglichkeiten in der wichtigsten Verteidigungszone, direkt vor dem eigenen Tor, käme. Die in den bisher sechs Punktspielen kassierten 24 Gegentore bestätigen die Analyse des Kanadiers nur zu deutlich. Aber auch die Quoten des Überzahl- und Unterzahlspiels sind weit von den hervorragenden Werten der Vizemeistersaison entfernt. Um über personelle Alternativen zu verfügen, ergänzten Kay Hurbanek und Norman Martens vom Farmteam der Eisbären Juniors den DEL-Kader der Berliner.
Der Beginn des Spiels in den frühen Sonntagnachmittagsstunden schien dann wirklich Besserung zu versprechen: Nach bereits sechzig Sekunden konnte Eisbären-Kapitän Steve Walker den hochgelobten Jean Francois Labbé im Panther-Gehäuse nach schneller wie sehenswerter Vorarbeit seiner Sturmkollegen Sven Felski und Mark Beaufait zur 1:0-Führung überwinden. Auch beim zweiten Treffer der Gastgeber sah Augsburgs Goalie Labbé alles andere als glücklich aus. Nach einem präzisen Pass von Busch vor das Tor, nutzte Ustorf die Gelegenheit und schob nach zwei Minuten und fünfzig Sekunden zum 2:0 ein. Stadionsprecher Uwe Schuhmann hatte die Ansage von Torschütze und Vorlagengeber des zweiten Eisbärentreffers noch gar nicht zu Ende gebracht, da versenkte Steve Walker den Puck zum 3:0 im Netz der Panter (Assists: Beaufait; Dupont). Die Stadionuhr zeigte da gerade einmal 3:13 absolvierte Spielzeit an. Historisches hatte sich damit ereignet, denn seit Zugehörigkeit der Eisbären zu Deutschlands höchster Spielklasse waren das die schnellsten drei Eisbärentore zu Beginn eines Spieles. Bis zur ersten Pausensirene ließen die Mannen von Pierre Pagé dann auch nicht mehr locker und drängten auf Ausbau der Führung, Augsburg musste mehr reagieren denn agieren. Die Panther hatten Glücksgöttin Fortuna zu danken, dass es bis zum Ende des ersten Spielabschnitts bei der Dreitore-Führung für die Hohenschönhausener blieb. Richtig gefährlich wurde es für die Eisbären nur in der 14. Minute, als EHC-Goalie Jonas erstmals gegen den Augsburger Francois Fortier parieren musste.
Ausgeglichen aber recht ereignislos präsentierte sich das zweite Drittel. Allerdings schienen die Berliner hier auch einen Gang zurückgeschaltet zu haben, vom Zug zum gegnerischen Tor konnte nun keine Rede mehr sein. Die Schwaben kamen in der 24. Spielminute, als Persson für die Berliner eine Strafe absitzen musste, zu ihrer bis dahin besten Torchance. Shawn Carter verlangte Oliver Jonas im EHC-Tor dabei schon einiges ab. Zwar erarbeiteten sich die Berliner noch einige wenige Chancen, aber das nötige Quäntchen Glück zum erfolgreichen Abschluss fehlte. Denis Pederson testete mit einem Maskentreffer noch die Haltbarkeit Labbés Kopfschutz und Busch traf bei einer der besseren Möglichkeiten nur den Außenpfosten. Das war es dann schon in einem Drittel, in dem beide Kontrahenten das Publikum erfolgreich zum Gähnen animierten.
Am Beginn des Schlussabschnitts waren die Eisbären noch nicht ganz bei der Sache, so dass Panther-Stürmer Björn Barta eine Unachtsamkeit in der Berliner Hintermannschaft nutzen und zum 3:1 verkürzen konnte (43.- Carter). Nun wurde es auch wieder spannender im Wellblechpalast, denn die Augsburger wollten mehr. Die Chance auf weitere Resultatsverbesserung bot sich den Gästen in der 46. Spielminute, als sie fast eine Minute lang mit zwei Mann mehr auf dem Eis agieren durften. Die Hauptstädter überstanden diese brenzlige Situation aber unbeschadet. Danach konnten sich die Eisbären in Überzahl versuchen, blieben dabei jedoch ebenso erfolglos wie ihr Kontrahent. EHC-Verteidiger Derrick Walser, der von Presse und Fans schon nach den ersten Saisonspielen recht heftig kritisiert wurde, sich aber seit dem Auswärtsspiel in Krefeld augenscheinlich auf dem aufsteigenden Ast befindet, vergab gar eine hundertprozentige Chance. Die letzten Sekunden des Spiels gehörten eindeutig den Augsburgern, die noch immer etwas reißen wollten, was allerdings nicht mit weiteren Toren belohnt wurde. Neu-Eisbär Stefan Ustorf stellte mit einem empty-net Goal den recht schmeichelhaften 4:1-Endstand für seine Mannschaft her (60.- Walser).
Nach Spielende bedauerte Gäste-Coach Benoit Laporte die verschlafene Anfangsphase und konstatierte: „Nach der 3:8-Niederlage gegen Mannheim war uns klar, dass die Eisbären hier von Anfang an aggressiv zur Sache gehen würden, diesen Kampf wollten wir annehmen. Nach nur drei Minuten war das kein Kampf mehr, sondern nur noch ein Eishockeyspiel, in dem die Eisbären den Tempomat einlegten und ihr Ding runter spielten.“ Benoits Eisbären-Kollege Pagé konnte der trostlosen Vorstellung ab dem Mitteldrittel etwas Positives abgewinnen, allerdings ohne dabei sonderlich begeistert zu wirken: „Ok, es war nicht schön anzusehen, aber immerhin ließen wir nicht so viele Chancen zu wie in den anderen Spielen davor. Wir haben hart gearbeitet in dieser Woche und waren in der Defensive diesmal schon etwas besser.“ In Stefan Ustorf und dem Duo Alex Barta und Florian Busch machte Pagé völlig zu Recht seine besten Cracks aus. Im Gegensatz zu ihrem in vielen Situationen unkonzentriert wirkenden und mit einer hohen Fehlerquote „glänzenden“ Teamkameraden Shawn Heins, füllen die drei Deutschen ihre Rollen bestens aus und wissen vor allem durch Fleiß und Einsatz zu gefallen.
Es bleibt noch immer viel zu tun für den Vizemeister, um seine Fans wieder wie in der Vorsaison begeistern zu können. Am Sonntagnachmittag hieß deren Fazit mehrheitlich: „Na, wenigstens gewonnen“. (mac/ ovk)
EHC Eisbären Berlin - Augsburger Panther 4:1 (3:0; 0:0; 1:1)
Torfolge:
1:0 - (01:00) Walker/ Felski, Beaufait EQ
2:0 - (02:50) Ustorf/ Busch EQ
3:0 - (03:13) Walker/ Beaufait, Dupont EQ
3:1 - (42:10) Barta/ Carter EQ
4:1 - (59:33) Ustorf/ Walser EQ
Schiedsrichter: Chvatal
Strafen: 14/ 10 + 10 Diszi Brown + 10 Diszi B. Barta
Zuschauer: 4000