Eisbären drehen Spieß gegen Ingolstadt um
Ein
schweres Stück Arbeit hatten die Hauptstädter am Donnerstag hinter sich
gebracht und am Ende stand nicht nur ein verdienter Heimsieg
- 4:2 (2:0; 1:2; 1:0) - sondern, viel wichtiger noch, die 2:1-Führung in
der Halbfinalserie gegen den ERC Ingolstadt zu Buche. Die 4695 Zuschauer im
ausverkauften Wellblechpalast dürften die Investition des Eintrittsgeldes nicht
bereut haben, denn offensichtlich hatte ein Play off-Kenner das Drehbuch zu
diesem Spiel geschrieben; beide Teams boten intensives, spannendes und mitreißendes
Play off-Eishockey! Sogar der sonst häufig kritisierte Hauptschiedsrichter
Roland Aumüller passte sich dem hohen Niveau der Partie an und lieferte
gleichwohl eine gute Leistung ab. Sollten die heiß geführten Diskussionen der
letzten Tage und Wochen um die pfeifende Zunft etwa positive Ergebnisse
zeitigen? Den um die Deutsche Meisterschaft kämpfenden DEL-Teams und auch deren
Fans wäre es zu wünschen!
Die ersten zehn Minuten des Spiels gehörten ziemlich klar den Gastgebern. Schon
nach vier Spielminuten hätten Denis Pederson, Frank Hördler und Alexander
Barta die Eisbären in Führung bringen können, doch Jimmy Waite im Tor der
Panther vereitelte diese frühen Möglichkeiten mit sehenswerten Paraden. Nur
knapp drei Minuten später stand er allerdings gegen Denis Pederson auf
verlorenem Posten: Der EHC-Stürmer verwandelte einen Nachschuss aus Nahdistanz
zum 1:0 für die Hauptstädter, als gerade eine Strafzeit gegen die Gäste
abgelaufen war (Polaczek). Die Berliner drückten weiter vehement aufs Tempo.
Bei einem Kräfteverhältnis von Vier gegen Vier, Keller saß für die Eisbären
und von Stefenelli für Ingolstadt auf der Strafbank, war es EHC-Defender Shawn
Heins, der nach einem überlegten Zuspiel von Stefan Ustorf nur noch wenig Mühe
hatte zum 2:0 für seine Farben einzunetzen. Dennoch besaßen auch die Schützlinge
von ERC-Coach Ron Kennedy gute Möglichkeiten wieder heran zu kommen. Doch
sowohl NHL-Star Jamie Langenbrunner, als auch der sehr auffällige Doug Ast und
Oldie Martin Jiranek scheiterten noch im ersten Abschnitt am sehr gut
aufgelegten EHC-Keeper Oliver Jonas.
Schon ab Mitte des ersten Drittels drosselten die Hohenschönhausener im
Angesicht der scheinbar sicheren Führung das Tempo. Die Quittung für diese
Nachlässigkeit präsentierte ihnen NHL- und Nationalstürmer Marco Sturm in der
23. Spielminute: Eine glänzende Vorarbeit von Ast nutzte Sturm zum
2:1-Anschlusstreffer. Die Eisbären dagegen ließen gute Chancen den alten
Abstand wieder herzustellen durch Beaufait, Shearer, Heins und Rankel aus.
So kam es wie es kommen musste: Als Sven Felski wegen Hohen Stocks auf
dem Sünderbänkchen brummte, schlug Doug Ast zu und erzielte den zu diesem
Zeitpunkt wohlverdienten 2:2-Ausgleich für die Ingolstädter. Allerdings war
dieser Treffer von dem unglücklichen Umstand begleitet, dass den beiden
EHC-Cracks Frank Hördler und Alexander Barta kurz hintereinander der Stock
brach. Etwas kurios zwar, jedoch sagt es auch einiges über die Qualität des
Panther-Teams aus, dass es in der Lage war diese Situation auch zu seinen
Gunsten zu nutzen. Die Waage schien sich nun in Richtung Ingolstadt zu neigen,
was auch anhand des steigenden Stimmungspegels im Gästeblock deutlich wurde. In
dieser vorentscheidenden Situation fing sich Panther von Stefenelli allerdings
eine dumme Strafzeit wegen übertriebener Härte ein, mit dem Ergebnis, dass
Shawn Heins nur 26 Sekunden vor Ertönen der Pausensirene zum eminent wichtigen
3:2 für die Berliner einschoss. Zu keinem günstigeren Zeitpunkt hätte dieses
Tor für die Gastgeber fallen können!
Im Schlussabschnitt belauerten sich beide Teams und warteten auf den Fehler des
jeweils anderen. Eisbären-Coach Pierre Pagé hatte aber wohl in der zweiten
Drittelpause passende Worte gefunden, denn seine Mannen gingen nun wieder weit
zielstrebiger zu Werke. Nach vergebenen Möglichkeiten hüben wie drüben
avancierte der junge Florian Busch auf Seiten der Eisbären in der 56.
Spielminute zum Helden des Abends. In der laufenden Saison war „Buschi“
trotz überwiegend guter Leistungen nicht ein einziges Tor gelungen, doch nach
dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“
sorgte er für den spielentscheidenden Treffer zum 4:2. Akustisch umrahmt
vom legendären „Uffta“ ihrer Fans ließen die Eisbären nichts mehr
anbrennen und brachten die Führung über die Zeit. Busch gehörte so durchaus
zu Recht, neben dem doppelten Torschützen Shawn Heins und dem erneut sehr gut
haltenden Oliver Jonas, zu den meistumjubelten Spielern im EHC-Trikot. (mac/ ovk - Foto: City-Press)
Stimmen
zum Spiel:
Ron Kennedy (Coach ERC Ingolstadt): „Ich bin stolz und zufrieden mit
dem Kampfgeist meiner Mannschaft. Wir hatten zurück ins Spiel gefunden und
sogar die Möglichkeit zu gewinnen. Wir werden am Sonntag zu hause alles geben
und versuchen zurück in die Serie zu kommen.“
Pierre Pagé (Coach Eisbären Berlin): „Man merkte, dass Ingolstadt
vier Tage frei hatte und sich dadurch verbesserte. Im Mitteldrittel schauten wir
nur zu und Ingolstadt spielte. Wir müssen zum nächsten Spiel noch besser
werden! Die gute Nachricht heute ist, dass wir gewonnen haben. Gute Nachricht
ist auch, dass wir noch besser sein können.“
Florian Busch: „Mein erstes Tor hat mich sehr befreit. Ich habe
gesehen, dass Waite immer schnell unten ist und da habe ich aus hohem Tempo
heraus einfach hoch geschossen und getroffen. Das war heute ein sehr wichtiger
Sieg für uns. Wir sind alle in sehr guter Verfassung und heiß auf Sonntag.“
Eisbären Berlin – ERC Ingolstadt 4:2
(2:0,1:2,1:0)
Tore:
1:0 Pederson 6:47 (Ustorf) PP
2:0 Heins 9:36 (Ustorf,Pederson) 4-4
2:1 Sturm 22:56 (Ast,Langenbrunner)
2:2 Ast 35:00 (Sutton) PP
3:2 Heins 39:34 (Dempsey) PP
4:2 Busch 55:25 (Beaufait)
Schiedsrichter: Roland Aumüller
Strafminuten: Berlin – 8 (2,2,4) - Ingolstadt – 12 (4,6,2)