Eisbären: Die Stunde Null rückt näher

Nur noch etwas mehr als 24 Stunden, dann ist das neun endlos
lange Tage andauernde Warten zum Glück vorbei - Finale!
Selbst im Internet-Fanforum der Eisbären ändert sich der Ton der User-Beiträge.
Die Aufregung und das hektische Treiben, um die letzten Final-Tickets zu
ergattern, machen der fast spürbar um sich greifenden Anspannung Platz. Der
große Saison- ja, Höhepunkt der letzten Jahre überhaupt steht bevor!
"Unser Traum - Euer Ziel", mit diesem Appell an ihre Mannschaft machten die
Eisbären-Anhänger ihren über lange Jahre gehegten Wunsch nach dem ersten
gesamtdeutschen Meistertitel in einer stimmungsvollen Choreographie sichtbar.
Dieser Wunsch schwebt wie ein Geist durch die Ränge und über den Gängen des
Wellblechpalastes - jeder im Umfeld der Hohenschönhausener ist beseelt von ihm.
Sogar in das von Hockeyweb verwendete Eisbären-Logo hat er sich eingeschlichen und kann übrigens hier jetzt auch aufs Handy geladen werden.
Vielleicht ist im letzten Jahr nicht nur die Mannschaft der Eisbären zu lax und
ohne den notwendigen Respekt mit der Chance auf den großen Triumph umgegangen,
wohl doch auch die Fans. Mit etwas zu viel Selbstverständlichkeit hatte man rund
um das Sportforum den Titelgewinn einfach erwartet. Heute ist das anders, ganz
anders!
Ehrfürchtig wird das Wort "Meisterschaft" gemieden, Pseudonyme treten an seine
Stelle: "Da(v) wo's schön ist, da wo's teuer ist - wir fahren nach Davos!",
singen die Fans, anstatt wie schon früh in der Vorrunde der letzten Saison:
"Deutscher Meister - EHC !" Niemand will den guten Geist mit arroganten Sprüchen
wegsingen oder reden.
Trotzdem sind sie selbstbewusst, die Fans der Eisbären. Dazu haben sie auch
allen Grund, denn immerhin wurde ihr Team recht souverän Erster der Vorrunde und
schnitt durch das Playoff-Viertel- und Halbfinale wie ein warmes Messer durch
die Butter. Da muss man sich in der Tat nicht schamhaft verstecken. Lediglich
die Grenzüberschreitung von gesundem Selbstbewusstsein zu Überheblichkeit
verbietet sich.
Und so wirken die Aussagen von Trainer Pierre Pagé nicht nur bei seinem
spielenden Personal nach, sondern auch bei der treuen begeisterungsfähigen
Fangemeinde. So wie die Spieler in Interviews betonen, dass sich nichts im
Selbstlauf regelt, sondern harte Arbeit vor jedem Erfolg steht, so üben sich
auch die Fans überwiegend in eher ungewohnter Zurückhaltung, wenn auch mit jeder
Menge Optimismus gepaart. Pierre Pagé - nicht nur Lenker eines ambitionierten
Teams, auch als positiver Meinungsmacher bei den Fans.
Informationen über die Mannschaft saugen derweilen die Fans begierig auf.
Dankbar wird jede gute Nachricht zur Kenntnis genommen, wie zum Beispiel die,
dass EHC Topstürmer Denis Pederson trotz intensiven Lockrufen aus Mannheim
seinen Kontrakt mit den Eisbären um ein weiteres Jahr verlängert hat. So
zumindest weiß es die Berliner Tagespresse fast einhellig zu vermelden. Auf die
offizielle Bestätigung von Manager Peter John Lee werden die Anhänger aber noch
bis nach der Finalserie gegen die Frankfurt Lions warten müssen. Bekanntlich
hat man sich in der Führungsetage der Berliner entschlossen, bereits geklärte
Personalfragen erst nach Saisonende der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Nichts
desto Trotz wird zumindest die positive Tendenz dieser Information vom Anhang
wohlwollend zur Kenntnis genommen. Denn gerade der Spieler Denis Pederson wird
gemeinhin als wichtiges Bausteinchen empfunden, was für einen sehr wesentlichen
Fortschritt gegenüber dem letztjährigen Team gesorgt hat. Noch mehr Charakter
habe der in über 400 NHL Spielen gestählte Stürmer in die Pagé-Truppe gebracht,
heißt es nicht nur im Trainerstab der Berliner. Von seiner körperlichen Präsenz
und Intensität schwärmen die Konkurrenten und Fachleute. Und in der Tat, ein
"Showman" ist der kantige Kanadier nicht. Dafür geht er unter die Haut, wie
etliche seiner Gegenspieler schon am eigenen Leibe erfahren mussten. Der eine
oder andere Spieler vom Finalgegner Frankfurt wird diese Erfahrung in den
nächsten Tagen nachholen können, so er sie noch nicht gemacht hat. Da sind sich
die EHC-Fans sicher und setzen mit ihren Hoffnungen nicht zuletzt auch auf Denis
Pederson.
Die Uhrzeiger rücken nur langsam vorwärts, scheinbar wie in Zeitlupe. Noch
müssen etliche Stunden überbrückt werden, jeder tut das auf seine Weise aber
doch irgendwie ähnlich - egal, ob nun in Frankfurt oder in Berlin und Umgebung.
Wie die Spieler selbst pflegen jetzt auch die Fans Rituale, die dem Erfolg
möglichst förderlich sein sollen: Trikots werden nicht mehr gewaschen sondern
gelüftet; Rasierapparate stauben unbenutzt ein, Friseurtermine werden nach
hinten verschoben und wie ihre Helden sind die Fans nur noch auf eine Sache
fixiert.... Aber Vorsicht! Er ist ein sensibler Bursche, der Geist, der Träume
wahr werden lässt.
Das Gefühl der Fans bewegt sich zwischen fast weihnachtlicher Vorfreude und
bedrohlicher Prüfungsangst - ein ganz besonderes Gemisch! Nie ist man mehr Fan
als jetzt - in der Playoff Zeit! (mac/ ovk/ Radio Eiskalt)