Eisbären Berlin: Wiedergeburt des Meisters?
Eisbären: Der Heimnimbus ist dahinDass es den Fans der Berliner ein Fest war, ihre Spieler
wieder einmal mit aller Berechtigung feiern zu dürfen, war nach dem
überzeugenden 6:3-Heimsieg über die Sinupret Ice Tigers nicht zu überhören.
Dennoch blieb auch spürbar, dass der Eisbärenanhang ob dieses Erfolgs nicht
sofort in überschwängliche Euphorie verfallen mochte. Zu oft in dieser
Spielzeit wurde schon auf den Durchbruch gehofft, was folgte waren mitunter
herbe Enttäuschungen. Nicht als Sturzgeburt also, sondern eher als eine erste
Wehe, die das freudige Ereignis vielleicht anzukündigen vermochte, ist dieser
Sieg einzuordnen. Nichts desto Trotz klang es schon mal „Der EHC ist wieder
da!“ von den Rängen des Wellblechpalastes. Pierre Pagé brachte es in
ungewohnter, aber treffender Kurzform auf den Punkt: „Das war
Eisbären-Eishockey“.
Viel Arbeit stünde noch bevor in den nächsten Wochen, an
deren Erledigung man sich hochkonzentriert heran machen wolle, um das unmöglich
Erscheinende doch noch zu erzwingen, gab Routinier Stefan Ustorf an. Platz 6 zu
erreichen und damit die direkte Play-off-Qualifikation, heißt nach wie vor das
ausgegebene Ziel der Hauptstädter. Alle Nebengeräusche, wie etwa die sich
hartnäckig haltenden Gerüchte um ein zerrüttetes Verhältnis zwischen Mannschaft
und Trainer, sollen dafür ausgeblendet werden. „Mein Vertrag ist nicht
wichtig“, untermauerte Pierre Pagé, „jetzt zusammen zu halten und an uns zu
glauben, ist, was wirklich wichtig ist“.
Jedoch ist es schon erstaunlich, was diese Länderspielpause
bei manch Spieler, gerade den Leistungsträgern, bewirkte. Ein bisher blasser
Kelly Fairchild zum Beispiel wuchs geradezu über sich hinaus und war präsent und
torgefährlich wie nur selten zuvor in dieser Saison. Auch funktionierten Reihen,
die in diesen Zusammensetzungen noch nicht oft gemeinsam zum Einsatz kamen. Und
das, obwohl gerade der ständige Wechsel der Formationen zu einem der
wichtigsten Kritikpunkte gegenüber Pagé zählte. „Dass die Reihe Busch –
Beaufait – Rankel so gut spielte, war eine echte Überraschung. Sie waren sehr
gut, wie auch Müller – Fairchild – Weiß“, lobte der Eisbären-Headcoach.
Dem Rückkehrer Florian Busch war bei jeder Eisschicht
anzusehen, wie sehr ihm das Spiel gefehlt hat. Zwar mangelt es dem
Nationalspieler nach dreimonatiger Verletzungspause verständlicherweise noch
etwas an Spritzigkeit, doch die von ihm gewohnte Schlitzohrigkeit blitzte schon
mehrfach wieder auf. Weshalb er trotz seiner Jugend in Berlin schon als
Hoffnungsträger gilt, zeigte er bei seinem Tor, als er den Puck im Fallen an
Nürnbergs Keeper Jean-Francois Labbé vorbei ins Netz bugsierte. Mit „Erik
Busch“-Rufen – in Anlehnung an des jungen Bayern Vorbild Erik Cole –
honorierten die Fans die Leistung des Rückkehrers.
Nürnbergs Trainer Benoit Laporte brauchte nach der
Schlusssirene noch etwas Zeit, sich nach dem gerade Erlebten zu besinnen. Er
verharrte noch einige Minuten an der Gästebank und folgte erst dann seiner
Mannschaft in die Kabine. „Heute hat man gesehen, warum Berlin zwei Jahre hintereinander
Meister wurde. Meine Spieler hatten das wohl vergessen“, resümierte Laporte und
blickte sogleich voraus: „Der neunte Platz in der Tabelle spiegelt nicht die
wahre Leistungsfähigkeit dieser Mannschaft wider. Das und das Wissen darum, wie
hart bei den Eisbären gearbeitet wird, ist der Grund dafür, weshalb keiner in
der ersten Play-off-Runde gegen Berlin spielen will“.
Am Freitag in Frankfurt und Sonntag in Düsseldorf wird sich
zeigen, ob es die Wiedergeburt des Meisters geben wird, oder sich dieser Sieg
doch nur als Scheinschwangerschaft entpuppt.
(mac/ ovk)