Eisbären Berlin: Übergang zur Tagesordnung? Fehlanzeige!
Manager Peter John Lee meinte es unmittelbar vor der
Pressekonferenz zum Spiel gegen Straubing noch einmal deutlich kundtun zu
müssen: „Kelly Fairchild ist weder suspendiert noch entlassen! Es wäre der
komplett falsche Zeitpunkt für so etwas, wir haben Wichtigeres zu tun, müssen
uns darum kümmern, die nötigen Punkte zu sammeln und um nichts anderes!“
Die Nerven des Managers, sind hochgradig angespannt, die
gewohnte Souveränität Lees wirkt erschüttert. Scheint die eine Baustelle mit
viel Mühe geschlossen, entsteht prompt eine neue.
In den Tagen zuvor war die Zukunft von Coach Pierre Pagé
Thema Nr.1, nun sind es die äußerst kritischen Aussagen eines Spielers in
Richtung des Trainers in aller Öffentlichkeit. Und die Berliner Presse nimmt
die Vielzahl sich bietender Themen selbstverständlich gerne auf, das ist
allerdings auch ihr Job. Zur Tagesordnung überzugehen und sich zumindest auf
das Wesentliche zu konzentrieren, fällt Verantwortlichen wie Spielern so
allerdings schwer. So sind nach den Jahren des Erfolgs seit langem wieder einmal
Lees Fähigkeiten als Krisenmanager gefragt, um diese Spielzeit halbwegs
vernünftig zu Ende zu bringen. Besonnenheit wäre dabei erfahrungsgemäß mit
Sicherheit ein hilfreicher Ratgeber.
Dass es im Spiel gegen die couragiert auftretenden
Straubinger einige wirkliche Lichtblicke im Team der Eisbären gab, geriet ob
der herrschenden Krisenstimmung leider in den Hintergrund. Die Leistung des vor
Spielfreude und Torhunger geradezu strotzenden Florian Busch gehört ebenso
dazu, wie die vom jungen kanadischen Verteidiger Kyle Wharton, der zum 5:2-Sieg
nicht nur einen Treffer und Assist beisteuerte, sondern vor dem Tor von Youri
Ziffzer auch noch echte Abräumerqualitäten nachwies. Berlins junger Keeper selbst
war am Freitagabend endlich wieder jener sichere Rückhalt, der er im Dezember
schon einmal war. In Anbetracht der bevorstehenden Aufgaben, ist zu hoffen,
dass Ziffzer diese Leistung noch möglichst oft abrufen kann. Pierre Pagé und
Tigers-Coach Erich Kühnhackl lobten einmütig: „Youri war der Unterschied“. Wie
schon berichtet, ist Richard Mueller, der ja nun doch als Ausländer lizenziert
wurde, wild entschlossen, diese ebenfalls heiß diskutierte Entscheidung zu
rechtfertigen. Zwei Tore schoss „der verhinderte Deutsche“ in seinen bisherigen
zwei Einsätzen für die Eisbären.
Ein anderer Eisbären-Crack fährt derzeit Sonderschichten:
Verteidiger Jeff Jillson.
Obwohl wegen der verletzungsbedingten Ausfälle von Stefan
Ustorf, Christoph Gawlik, Andy Roach, Tobias Draxinger und der
Nichtberücksichtung Kelly Fairchilds durchaus personeller Bedarf bestanden
hätte, fand sich der Name des US-Amerikaners nicht in der Aufstellung der
Hauptstädter. „Für ihn haben wir einen 2-Wochenplan aufgestellt“, erklärte
EHC-Coach Pierre Pagé, „In ihn müssen wir investieren und etwas langfristiger
denken, wie bei einer Aktie, damit er uns helfen kann. Jillson muss einige
Dinge anders machen, deshalb der gesonderte Plan“.
Dass allerdings nicht alles nach Plan läuft, mussten die
Eisbären in dieser Saison eigentlich in einem fort erfahren, so auch im Spiel
gegen Straubing: Denis Pederson fing sich vom in punkto Strafzeiten mehr als
übereifrig agierenden Schiedsrichter Steffen Klau zwei zehnminütige Disziplinarstrafen
ein und ist somit automatisch für das so wichtige Spiel am Sonntag in Hannover
gesperrt. Den stets hart aber selten unfair aufspielenden Kanadier gleichwertig zu ersetzen, dürfte den
Eisbären schwer fallen. Erich Kühnhackl fand deutliche Worte für den Auftritt
der Unparteiischen, denen auch kein Berliner widersprach: „Mit so einem
Schiri-Gespann macht Eishockey kein Spaß!“
mac/ ovk - Foto by City-Press