Eisbären Berlin: Pagé Nachfolge noch immer offen
Seit mehr als vier Wochen ruht der Puck nun schon im Hohenschönhauser Sportforum.
Die für den Meister der Jahre 2005 und 2006 so enttäuschende Saison 2006/07 war schnell aufgearbeitet. Zu offensichtlich waren die Defizite bei den Eisbären, um lange über die Ursachen des Scheiterns herumrätseln zu müssen. Im Gegensatz zu den beiden Meisterjahren war Manager Peter John Lees Rechnung, den Kader spät zu komplettieren, diesmal nicht aufgegangen. Darüber überwarf sich das Erfolgsgespann Lee/ Pagé derart, dass der Chefcoach die Brocken hinwarf und die Eisbären nach fünf überaus erfolgreichen Jahren verließ.
Nun heißt es für Manager Peter John Lee einen Nachfolger finden. Und glaubt man der eifrig brodelnden Gerüchteküche, so kann Lee aus einem übervollen Bewerberpool schöpfen. Zuletzt hielt sich der Eisbären-Manager an der Ostküste der USA auf, um mit Kandidaten für den Platz hinter der Bande, aber auch davor, auf dem Eis, zu verhandeln und sie zu einem Wechsel auf den alten Kontinent zu überzeugen. Unabhängig davon trudelten zu hause weitere Bewerbungsschreiben auf die Nachfolge Pagés ein. Der in Biel (Schweiz) nach verpasstem Aufstieg in die NLA geschasste Kim Collins ließ in der eidgenössischen Tagespresse verlauten, dass er Interesse am Job in Berlin hätte.
Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass es die Hauptstädter ein Jahr vor dem Umzug in die O2 World sowohl auf dem Posten des Cheftrainers als auch beim spielenden Personal ordentlich „krachen“ lassen wollen. An Budgetfragen soll dies nicht scheitern, machte Detlef Kornett als Vertreter des Alleingesellschafters, der Anschutz Entertainment Group, bereits unmittelbar nach Saisonende deutlich. So kann es gar passieren, dass Lee sein Credo, keine - meist überteuerten - Cracks von der DEL-Konkurrenz an Land zu ziehen, über Bord wirft.
Jüngsten Gerüchten zufolge soll Nathan Robinson vom frischgebackenen Meister aus Mannheim auf der Wunschliste der Eisbären weit oben stehen. Beim zweitbesten Vorrunden-Scorer der Adler hieße es jedoch sich nicht nur gegen die finanzstarken Mannheimer durchzusetzen, sondern auch gegen die zahlungskräftige Konkurrenz aus der Schweiz. Doch selbst wenn dieser Coup nicht gelingen sollte, wird klar, dass die Eisbären in der bevorstehenden Saison wieder Spektakel-Eishockey bieten wollen. Neben Robinson würde auch der Ex-Freezer Brandon Reid, für nächste Saison noch ohne Vertrag in Nordamerika, in dieses Anforderungsprofil passen.
Offen ist nach wie vor die Zukunft von Pierre Pagé selbst.
Zwar wurde der Kanadier inzwischen mit den DEG Metro Stars in Verbindung gebracht, was jedoch DEG-Manager Lance Nethery dieser Tage gegenüber der Rheinischen Post dementierte. Ein Engagement Pagés beim neuen österreichischen Meister EC Red Bulls Salzburg ist damit wohl alles andere als vom Tisch. Laut Guido Stapelfeldt, Pressesprecher der Red Bulls, wollen sich die Mozartstädter schon in wenigen Tagen zum Thema neuer Cheftrainer erklären. Da sich ein weiterer Salzburger Wunschkandidat, Österreichs Nationaltrainer Jim Boni, vertraglich an den EHC LIWEST Linz band, befindet sich Pagés Name so noch immer in der Lostrommel.
Noch augenfälliger als das noch in der Stunde des Abschieds von den Eisbären wiederholte Lob Pagés für die Anschutz Gruppe als hervorragende Organisation und phantastischen Eigentümer, ist die Nähe zwischen den Wirtschaftsimperien von Dietrich Mateschitz und Philip F. Anschutz. Nur wenige Meilen vor den Toren Manhattans, im US-Bundesstaat New Jersey, entsteht in Kooperation beider Unternehmen inmitten des Harrison MetroCentre der Red Bulls Park, ein 25.000 Zuschauer fassendes, hochmodernes Stadion für Sportveranstaltungen (hauptsächlich Fußball) und Konzerte. Dass vor wenigen Wochen Mateschitz’ Salzburger Eishockeyfiliale mit Anschutz’ NHL-Klub Los Angeles Kings eine Zusammenarbeit auf sportlichem Gebiet vereinbarte und die Kings beim vorsaisonalen Red Bulls Salute-Turnier in der Mozartstadt gastieren (Hockeyweb berichtete), erscheint vor dem Hintergrund solch immenser gemeinsamer wirtschaftlichen Aktivitäten gerade noch als interessante Randnotiz. Der Know how-Transfer durch die Vermittlung des kompetenten Eishockeylehrers Pierre Pagé an die Salzach würde das Gesamtbild dabei lediglich nur noch abrunden.
mac