Eisbären Berlin in der Meisternacht
Die Meisternacht der Berliner ging von der Landung am
Flughafen Tegel direkt zum Wellblechpalast um von dort aus in das Nachtleben am
Hackeschen Markt einzutauchen. Vielleicht haben die frischgebackenen Deutschen
Meister bis dahin schon verstanden, was sie zuvor am frühen Abend in der
Kölnarena erreicht hatten. Spannender und spektakulärer kann ein Finale
eigentlich nicht sein.
Die Erleichterung der Eisbären merkte man schon wenige
Sekunden nach dem „Suden Victory“. Co-Trainer Jeff Tomlinson konnte sein Glück
kaum in Worte fassen.“Ich bin total stolz auf die Jungs. Ich weiß gar nicht was
ich sagen soll, ich bin total fasziniert darüber, wie die Jungs das gerissen
haben!“. Für Tomlinson schien diese Meisterschaft besonders emotional zu sein.
Letztendlich war es auch ein großer Teil seiner Arbeit, dass die jungen
deutschen Spieler ein gehöriges Pfund darstellten, welches die Eisbären in die
Waagschale werfen konnten. Schimpfte und fluchte er in der vorletzten Saison
als Headcoach der Eisbären Juniors noch über „peinliche Niederlagen“ gegen
Oberligateams wie Miesbach oder Peiting, so konnte er einen Korb seiner Arbeit
ernten.
Tomlinsons Kollegen und Eisbären-Urgestein Hartmut Nickel wirkte
etwas gefasster: „Das ist unglaublich, dass wir mit dieser jungen Truppe
Meister geworden sind. Wir haben viel Kritik für den Einsatz der jungen Spieler
bekommen. Auch weil wir nicht, trotz noch offener Lizenzen, noch weitere Ausländer
verpflichtet haben. Und jetzt haben die Jungs, denen man in der letzten Saison
teilweise nicht die DEL-Tauglichkeit zugesprochen hatte, den Pott geholt.
Unglaublich!“
Einige Minuten später, Torwart Rob Zepp hatte gerade den
Pokal vom Eis in die Kabine getragen, begann in den Katakomben der Kölnarena
der erste Teil der Meistersause. Manager Peter John Lee betätigte sich dabei
als Kurier der alkoholhaltigen Erfrischungsgetränke, der verletzte Stürmer Marc
Beaufait als Kellner. Trotzen war der erste Griff der meisten Spieler erst
einmal zum Handy, um Frauen oder Freundinnen an diesem Glücksgefühl teilhaben
zu lassen.
Für René Kramer, ab dem Halbfinale als Förderlizenzspieler
von den Kassel Huskies zurückbeordert, war dieses Finale auch eine Erfahrung
der anderen Art. „Zuerst freue ich mich für die gesamte Mannschaft. Es ist
super, dass wir Meister geworden sind. Aber ich habe gerade auch tierische
Schmerzen im Handgelenk. Es kann sein, dass es gebrochen ist. Trotzdem
überwiegt jetzt aber die Freude.“. Der Verteidiger war beim Spiel mit der Hand
unglücklich umgeknickt. Eine Untersuchung findet am Montag statt.
Alexander Weiß dagegen genoss diesen Triumph und resümierte mit
zwei Gläsern Kölsch in der Hand: „Es war ein hartes und schweres Spiel. Wir wollten
heute unbedingt gewinnen weil wir wussten, wenn Köln heute siegt, wird es noch
schwerer. Heute lief es aber für uns, und dass macht mich umso glücklicher.“
Einen „Black-out“, diesmal aber der positiven Art, hatte der
Siegtorschütze Florian Busch: „Ich kann mich an die Torszene gar nicht mehr so
genau erinnern. Ich weiß nur, dass ich einfach aufs Tor schoss. Dass der Puck im Netz war wusste ich erst, als alle Spieler
auf mich zugelaufen kamen. Dieses Tor ist für mich jetzt irgendwie befreiend.
Vor allem wegen der letzten Woche.“
Trainer Don Jackson, der nun im zweiten Anlauf (nach 2006
mit der DEG) den Meisterpokal als Chefcoach in die Höhe strecken konnte, war
es, wie schon bei den Spielen zuvor, ein Charaktersieg, wo Torwart Rob Zepp anscheinend
die Schlüsselposition war. Bei dem Goalie scheint auch der Pokal gut
aufgehoben. Zumindest in der langen Meisternacht.
(Oliver Koch - Foto by City-Press)