Eisbären Berlin in der Meisternacht

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Die Meisternacht der Berliner ging von der Landung am

Flughafen Tegel direkt zum Wellblechpalast um von dort aus in das Nachtleben am

Hackeschen Markt einzutauchen. Vielleicht haben die frischgebackenen Deutschen

Meister bis dahin schon verstanden, was sie zuvor am frühen Abend in der

Kölnarena erreicht hatten. Spannender und spektakulärer kann ein Finale

eigentlich nicht sein.

Die Erleichterung der Eisbären merkte man schon wenige

Sekunden nach dem „Suden Victory“. Co-Trainer Jeff Tomlinson konnte sein Glück

kaum in Worte fassen.“Ich bin total stolz auf die Jungs. Ich weiß gar nicht was

ich sagen soll, ich bin total fasziniert darüber, wie die Jungs das gerissen

haben!“. Für Tomlinson schien diese Meisterschaft besonders emotional zu sein.

Letztendlich war es auch ein großer Teil seiner Arbeit, dass die jungen

deutschen Spieler ein gehöriges Pfund darstellten, welches die Eisbären in die

Waagschale werfen konnten. Schimpfte und fluchte er in der vorletzten Saison

als Headcoach der Eisbären Juniors noch über „peinliche Niederlagen“ gegen

Oberligateams wie Miesbach oder Peiting, so konnte er einen Korb seiner Arbeit

ernten.

Tomlinsons Kollegen und Eisbären-Urgestein Hartmut Nickel wirkte

etwas gefasster: „Das ist unglaublich, dass wir mit dieser jungen Truppe

Meister geworden sind. Wir haben viel Kritik für den Einsatz der jungen Spieler

bekommen. Auch weil wir nicht, trotz noch offener Lizenzen, noch weitere Ausländer

verpflichtet haben. Und jetzt haben die Jungs, denen man in der letzten Saison

teilweise nicht die DEL-Tauglichkeit zugesprochen hatte, den Pott geholt.

Unglaublich!“

 

Einige Minuten später, Torwart Rob Zepp hatte gerade den

Pokal vom Eis in die Kabine getragen, begann in den Katakomben der Kölnarena

der erste Teil der Meistersause. Manager Peter John Lee betätigte sich dabei

als Kurier der alkoholhaltigen Erfrischungsgetränke, der verletzte Stürmer Marc

Beaufait als Kellner. Trotzen war der erste Griff der meisten Spieler erst

einmal zum Handy, um Frauen oder Freundinnen an diesem Glücksgefühl teilhaben

zu lassen.

Für René Kramer, ab dem Halbfinale als Förderlizenzspieler

von den Kassel Huskies zurückbeordert, war dieses Finale auch eine Erfahrung

der anderen Art. „Zuerst freue ich mich für die gesamte Mannschaft. Es ist

super, dass wir Meister geworden sind. Aber ich habe gerade auch tierische

Schmerzen im Handgelenk. Es kann sein, dass es gebrochen ist. Trotzdem

überwiegt jetzt aber die Freude.“. Der Verteidiger war beim Spiel mit der Hand

unglücklich umgeknickt. Eine Untersuchung findet am Montag statt.

Alexander Weiß dagegen genoss diesen Triumph und resümierte mit

zwei Gläsern Kölsch in der Hand: „Es war ein hartes und schweres Spiel. Wir wollten

heute unbedingt gewinnen weil wir wussten, wenn Köln heute siegt, wird es noch

schwerer. Heute lief es aber für uns, und dass macht mich umso glücklicher.“

Einen „Black-out“, diesmal aber der positiven Art, hatte der

Siegtorschütze Florian Busch: „Ich kann mich an die Torszene gar nicht mehr so

genau erinnern. Ich weiß nur, dass ich einfach aufs Tor schoss. Dass der Puck im Netz war wusste ich erst, als alle Spieler

auf mich zugelaufen kamen. Dieses Tor ist für mich jetzt irgendwie befreiend.

Vor allem wegen der letzten Woche.“

Trainer Don Jackson, der nun im zweiten Anlauf (nach 2006

mit der DEG) den Meisterpokal als Chefcoach in die Höhe strecken konnte, war

es, wie schon bei den Spielen zuvor, ein Charaktersieg, wo Torwart Rob Zepp anscheinend

die Schlüsselposition war. Bei dem Goalie scheint auch der Pokal gut

aufgehoben. Zumindest in der langen Meisternacht.

(Oliver Koch - Foto by City-Press) 


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