Eisbären Berlin: Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Manchmal ist es bei den Eisbären wie in einer berühmten Vorabendserie.
Gute Zeiten lösen die schlechten Zeiten ab, oder eben die schlechten Zeiten die
guten Zeiten. So bleibt alles in Balance und wird nie langweilig.
Schlechte Zeiten?
Gründe für die gestrige 4:5 n.V.-Niederlage der Eisbären
gegen die Frankfurt Lions gibt es viele. Eine bessere Chancenausbeute, sowie
das bessere Defensivverhalten und einen gekonnt, aber auch manchmal glücklich
agierenden Torhüter Ian Gordon warfen
die Gäste aus der Mainmetropole in die Waagschale. So konnten die Lions als das
nach Spielanteilen und Chancen klar schwächere Team doch triumphierend das Eis
des mit 4695 Zuschauern ausverkauften Wellblechpalasts verlassen. Ein Sieg der
Gäste, welcher nicht nur die meisten Zuschauer frustrierte.
Es ist manchmal schon wie ein Fluch mit der Berliner
Tormaschine. Das offensiv ausgerichtete Team der Eisbären suchte auch beim gestrigen Spitzenspiel wieder die Flucht
nach vorne, lässt dabei aber viel zu sehr die Abwehrarbeit schleifen. Gelang es
noch bis in den Dezember hinein mit wahren Schützenfesten die teilweise nicht
optimal agierende Defensive zu übertünchen, so tun die Fehler in der
Hintermannschaft - gepaart mit der momentan nicht effektiven Torausbeute der vielen
Chancen - nun doppelt weh.
In den Augen vieler Betrachter scheint sich auch ein wenig
Müdigkeit in die sonst so agil wirkenden Andy Roach und Deron Quint
eingeschlichen zu haben. Anders wäre es nicht zu erklären, dass die beiden
Offensiv-Verteidiger gerade in der Schlussminute beim doppelten Überzahlspiel
durch ein schier endlos wirkendes Pass-Spiel an der blauen Linie zu keinem
wirklich gefährlichen Torschuss kamen. Für Bären-Chefcoach Don Jackson ist
daran aber nicht die Müdigkeit Schuld, sondern wohl eher die mentale
Einstellung. Zu sicher fühlen sich die Eisbären seiner Ansicht nach, dass sie
auch zum Saisonende in den Top 4 der Liga stehen. Dass lässt wohl den Hunger
und die dadurch verbundene Bissigkeit vermissen. Eben jenes Spiel, was die
Lions im „verzweifelten Kampf“ um die Spitzenpositionen der DEL spielten.
Wenn die Eisbären morgen zum letzten Spiel vor der
Allstar-Game Pause nach Krefeld reisen,
sollte Partie gegen die Lions abgehakt sein. Abgehakt ist aber noch nicht das
Foul von Michael Bresagk gegen den Berliner Alexander Weiß. Nach dem
Videostudium und einen Tag Abstand hat sich die sportliche Administration um
Manager Peter John Lee am heutigen Montagmittag dazu entschlossen, ein
Verfahren gegen den Frankfurter Verteidiger vor der DEL-Disziplinarkomission
anzustreben. Don Jackson meinte dazu: "„Ich bin froh, dass der Schiedsrichter erst einmal nur eine kleine Strafe gegeben hat, da er kein Arzt
ist und nicht beurteilen kann, ob ein Spieler verletzt ist. Nun muss aber die Liga alle Informationen
zu Rate ziehen und die Lage neu beurteilen“
Unfair schien die Situation allemal. Bresagk checkte den
jungen Angreifer recht heftig an die Bande, und wie später auf den
Fernsehbildern zu erkennen war, auch nicht regelkonform. Zumindest hatte er
nicht den Arm am Körper angelegt, als er den Körper von Weiß traf.
Kurios dabei: Für solch eine ähnliche Szene bekam der
Eisbären-Stürmer mit der Rückennummer 43 Ende Dezember beim Spiel gegen die
Hamburg Freezers eine Matchstrafe aufgebrummt, für die er vier Spiele gesperrt wurde.
Der Unterschied dabei war, dass der damals gefoulte Hamburger Marc Beaucage
schon im dadurch resultierenden Powerplay nach dem zweiten Wechsel wieder dem
Puck nachjagte. Alexander Weiß aber wurde, diesmal als Opfer, noch während des
gestrigen Spiels mit Koordinationsschwierigkeiten ins Krankenhaus gebracht. Er konnte aber
selbiges am Abend mit der Diagnose „Gehirnerschütterung“ wieder verlassen, wird beim Spiel in Krefeld fehlen.
Gute Zeiten!
André Rankel seinem Comeback nach der Pause steht wohl
nichts mehr im Wege. Zwar nahm er den Hinweis von Ex-Eisbären-Masseur Dieter
Dewitz „es ruhig anzugehen“ dankend entgegen, mit Rankel wird aber trotzdem
wieder zu rechnen sein.
Denis Pederson scheint hoffentlich auch ab Mitte Februar
seine Verletzungsmisere überstanden zu haben. Der Stürmer stand das ganze Spiel
über hinter der Plexiglasscheibe und sah seinen Kollegen zu.
Christoph Gawlik hat seine Schulter-Operation am letzten
Montag ebenfalls überstanden, und war am Sonntag bereits wieder als Zuschauer
im Wellblechpalast. Mit dem linken Arm in der Schlinge sagte er zu Hockeyweb:
„Ich habe die Operation gut überstanden. Sie dauerte zwar über zwei Stunden,
aber ich denke, die Ärzte haben das gut hinbekommen.“. Gawlik wird sein
Reha-Programm in Berlin absolvieren.
(ovk/mac)
Foto by City-Press - Der anscheinend momentan bissigste Eisbär: Trainer Don Jackson