Eisbären Berlin: 100. Titel geht an den „Comeback-Meister“In allen drei Serien lag das Team mit 0:1 zurück
Die Eisbären Berlin sind Deutscher Eishockey-Meister 2021 – und damit der 100. Titelträger seit 1912. (Foto: dpa/picture alliance)
Dass der Verteidiger damit ein heißer Kandidat ist, praktisch sekündlich nach seinem Karriereende nicht nur in die deutsche, sondern auch in die IIHF Hall of Fame aufgenommen zu werden, liegt auf der Hand. Denn aus dem Jahr 2010 kommt noch der Gewinn der European Trophy – des Übergangswettbewerbs bis zur Neugründung der Champions Hockey League – mit den Eisbären hinzu. Und 2018 gewann er mit der Nationalmannschaft olympisches Silber in Pyeongchang. Es hat daher freilich historischen Charakter und ist einfach nur passend, dass er nun Teil der Mannschaft ist, die den 100. Deutschen Eishockey-Titel gewonnen hat. Damit schließt sich auch ein Kreis: Denn die erste Meisterschaft holte sich im Jahr 1912 das damals in Europa alles überragende Team des Berliner Schlittschuh-Clubs, der es letztlich auf 19 Titel brachte. 20, wenn man jenen hinzu rechnet, denn der BSC im Jahr 1944 in einer Spielgemeinschaft mit Brandenburg Berlin hinzurechnen wollte.
Doch alle historischen Dimensionen spielten keine Rolle – die Spieler der Eisbären Berlin sind einfach Deutscher Meister und freuen sich darüber, wie sich ein Meister eben so freut. Und dennoch war es anders. 2020 gab es keinen Champion, weil aufgrund der Corona-Pandemie die Play-offs ausgefallen sind. Nun wurde zwar gespielt – aber ohne Fans in den Stadien. Mit viel Verspätung erst ab Dezember. Eishockey ist die Sportart, die die höchsten Grundkosten verursacht. Daher war das alles andere als selbstverständlich – und letztlich nur möglich, weil es die Staatshilfen für den Profisport gab. „Ich freue mich, dass die DEL das geschafft hat, dass wir zusammen gehalten und Eishockey gespielt haben“, sagte daher Eisbären-Manager Peter John Lee. Nun aber müssen sich die Clubs der DEL darauf vorbereiten, dass es weitergeht. Ob mit komplett gefüllten Stadien? Oder drohen erneut – zumindest teilweise – Einnahmeeinbußen? Die 14 – oder 15 – Clubs müssen sich dafür rüsten.
Aktuell steht aber die Freude über den sportlichen Erfolg im Mittelpunkt: Serge Aubin, der Trainer der Eisbären, sagte: „Wir lagen in allen Serien mit 0:1 zurück und standen jedes Mal mit dem Rücken zur Wand. Die Mannschaft hat aber nie aufgegeben, hat sich immer zurückgekämpft und jetzt sind wir Meister. Ich bin unglaublich stolz auf mein Team. Es war ein sehr spezielles Jahr und wir vermissen unsere Fans. Dieser Titel ist auch für sie. Wir können es kaum erwarten, wieder vor ihnen zu spielen.“
Rekordtitelsammler Frank Hördler dachte auch an den Vizemeister aus Wolfsburg: „Respekt an Wolfsburg, sie haben super gespielt. Es war eine sehr harte und enge Serie. Es hätte tatsächlich auch in die andere Richtung gehen können. Auch heute haben sie zum Ende hin noch einmal richtig Druck aufgebaut. Der Charakter unserer Mannschaft ist aber unbeschreiblich. Es macht Spaß mit ihnen jeden Tag zusammen zu spielen. Vom ersten Spiel an haben wir an uns geglaubt. Auch als wir in den Serien zurücklagen.“
Der Titel des wertvollsten Spielers der Play-offs ging an Ryan McKiernan, der sagte: „Man hätte den Eindruck haben können, dass wir das erste Spiel jeder Serie verlieren mussten und den Druck gebraucht haben. Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaftkollegen, wir sind im Laufe der Saison unglaublich eng zusammengewachsen. Respekt an Wolfsburg, sie haben auch eine gute Serie gespielt. Wir haben nach der Niederlage zum Finalauftakt unser System geändert. Das war ausschlaggebend und jetzt sind wir Meister. Ich freue mich über die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Play-offs. Diesen Preis hätte aber jeder in unserer Mannschaft verdient gehabt.“
Wer übrigens einen Jubelaufschrei an der Nordseeküste vernommen hat, lag nicht falsch. Durch den Titelgewinn der Eisbären ging der vierte DEL-Startplatz in der Champions Hockey League an die Fischtown Pinguins, die diesen Erfolg in einem Facebook-Posting als „sporthistorischen Meilenstein für Bremerhaven“ bezeichneten.
Nebenbei: Eine Meisterparty gibt es auch in diesem Jahr – allerdings virtuell. Sie wird von 14 bis 16 Uhr auf dem YouTube-Kanal der Eisbären live zu sehen sein.