Eisbären am Rande einer Niederlage in München
Es war fast wie früher zu Zeiten der Barons in der DEL: Immerhin 2500 Zuschauer hatten den Weg in die Münchner Eishalle gefunden, um das Pokalspiel des Oberligisten EHC gegen den deutschen Vizemeister Eisbären Berlin zu sehen. Und sie fragten sich ein ums andere Mal, wer denn nun das Spitzenteam und wer der Drittligist ist. Der EHC München, erstmals in dieser Saison komplett angetreten, zeigte solch ein couragiertes und engagiertes Spiel, dass die Eisbären sichtlich überrascht waren. Trotz großen Einsatzes gelang den Gästen, die eine gesunde Härte an den Tag legten, im ersten Drittel nur ein Überzahltor durch Nationalspieler Stefan Ustorf.
Im zweiten Abschnitt, als viele ein Nachlassen des EHC erwartet hatten, erzielte stattdessen Mario Jann den vielumjubelten Ausgleich. Zwar waren die Berliner, bedingt durch ihre bessere Technik, spielbestimmend, sie konnten sich jedoch nicht entscheidend durchsetzen. Außerdem stand mit Joe Vollmer ein Meister seines Fachs im Münchner Tor. Seine Leistung war der seines Berliner Kontrahenten, Nationalgoalie Oliver Jonas, absolut ebenbürtig.
Was keiner für möglich gehalten hatte, passierte dann im letzten Drittel: Nicht das DEL-Team, sondern der Oberligist aus München bestimmte das Spiel und erarbeitete sich eine Chance nach der anderen. Sieben bis acht hundertprozentige Möglichkeiten, darunter sogar einen Penalty, konnte der EHC nicht verwandeln. Und es kam, wie es kommen musste: Eine zweifelhafte Strafzeit auf der Gegenseite verhalf den Berlinern zum Powerplay. Ein langer Pass ins Münchner Drittel, klares Abseits wurde nicht gepfiffen und plötzlich führten die Eisbären unverdientermaßen durch Rob Shearer mit 2:1.
Selbst nach diesem Schock gaben die Münchner nicht auf und erarbeiteten sich weitere Chancen. Oliver Jonas ließ sich jedoch nicht mehr bezwingen, sodass die Eisbären einen mehr als glücklichen Sieg feiern konnten.
Entsprechend sauer präsentierte sich der Berliner Coach dann auch nach dem Spiel: „Wir wollten schnell spielen und machten es nicht. Wir wollten aggressiv spielen und spielten nicht aggressiv. Wir wollten Druck machen und machten keinen Druck“, meinte Pierre Page in einwandfreiem Deutsch. „Durch unsere kurze Vorbereitungszeit mussten wir in den letzten Wochen sehr viel trainieren, was sich auf das heutige Spiel negativ ausgewirkt hat. In anderen Ländern müssen die Spieler im Sommer arbeiten, während sie in Deutschland nichts tun. Wir werden nächstes Jahr vier Wochen früher mit dem Training beginnen und die Ausländer müssen eher zurück kommen.“ Schöne Aussichten für die verwöhnten DEL-Stars!
EHC-Trainer Georg Kink war natürlich sehr zufrieden: „Die Zuschauer haben ein sehr gutes Spiel von unserer Mannschaft gesehen. Ich bin stolz auf das Team. Leider mussten wir ein irreguläres Tor hinnehmen, denn jeder hat gesehen, dass dem 1:2 ein klares Abseits voranging.“
Seine Hauptaufgabe sieht Kink in den nächsten Tagen darin, die Mannschaft nach dieser Superleistung wieder auf den Boden zu bringen: „In der Oberliga gibt es keine leichten Gegner. Am Freitag geht es gegen Hügelsheim, und da müssen wir genauso kämpfen wie gegen Berlin.“ (an)