Eisbären: 3:1-Sieg über Adler festigt Tabellenführung

Lesedauer: ca. 4 Minuten

Im ausverkauften Wellblechpalast gab es am Sonntagnachmittag experimentelles Eishockey zu bewundern. Die Eisbären gingen dabei verdient mit 3:1 (1:0; 1:1; 1:0) als Sieger hervor und bauten ihren Vorsprung gegenüber dem Tabellenzweiten Frankfurt Lions auf acht Punkte aus.



Die Adler mussten ihre sonntägliche Testreihe aufgrund zahlreicher Ausfälle (Roach, Goc, Joseph, Plante) starten - die Eisbären, in Person ihres Trainers Pierre Pagé, taten dies, bei endlich wieder komplettem Kader, freiwillig. Insbesondere die Verteidigungsformationen beider Teams dienten als Versuchsfelder. Adler-Neucoach Helmut de Raaf war gezwungen Stürmer Todd Hlushko in die Defensive zu beordern, sowie Förderlizenz-Spieler Marco Schütz einzusetzen, um überhaupt drei Verteidigerpärchen und Reihen aufbieten zu können. Devin Edgerton fungierte als „Bäumchen wechsele dich“-Spieler.

Pierre Pagé leistete sich hingegen den Luxus seinen Topscorer Kelly Fairchild in die Abteilung Defensive zurückzuversetzen und Routinier Brad Bergen auf der Bank schmoren zu lassen. Der EHC-Coach begründete seine Maßnahme nach dem Spiel indem er angab, sich damit zusätzliche Optionen für die Playoffs schaffen zu wollen. Mit Fairchild, Keller und Felski hat Pagé nunmehr derer drei zur Verfügung. Stürmer Fairchild machte seine Sache gut, obwohl er sich dem Vernehmen nach in seiner eigentlichen Funktion wohler fühlt.

Die Adler agierten trotz ihres dünnen Kaders sehr engagiert und setzten den Tabellenführer vor allem in den ersten fünf Minuten arg unter Druck. Bakos und Groleau hatten in einer frühen Überzahlsituation die ersten Möglichkeiten, doch ließen sie es an der notwendigen Präzision fehlen. Das Spiel zwischen beiden Kontrahenten war fast schon gewohnheitsmäßig sehr körperbetont und nicht frei von Nickeligkeiten, was zunehmend Schiedsrichter Thomas Schurr auf den Plan rief. Trotz der nicht wenigen Strafzeiten für beide Teams ging es recht schnell rauf und runter, nur wirklich gute Torszenen blieben vorerst Mangelware. Vor allem die Berliner ließen nun öfter ihre Spielkultur aufblitzen. Nationaltorhüter Marc Seliger ließ sich aber lange nicht überraschen.

Adler Robert Hock saß noch auf dem Sünderbänkchen, da schickte ihm Schiri Schurr Ex-Eisbär Nico Pyka hinterher und auch der Berliner Yvon Corriveau musste für zwei Minuten raus (18. Spielminute). In Überzahl versuchten die Eisbären nun in Führung zu gehen, plötzlich startete Mannheim ein Break; nur der Innenpfosten war einer Gästeführung dann noch im Weg - zum Glück für die Hohenschönhauser. Kurz darauf, beide Teams waren gerade wieder komplett auf dem Eis, zog Alex Barta hart Richtung Seliger ab, der ließ abprallen und Sven Felski netzte den Rebound zum umjubelten 1:0 ein (19.). Bis zur Pause schwangen die Eisbären das Zepter, jedoch ohne weitere Folgen.



Zwei Minuten nach Wiederbeginn kassierte Kenndy eine Strafe und eigentlich hätten die Eisbären in Überzahl spielen können, nur hatte David Roberts den Wechsel verpasst. Pierre Pagé kommentierte dieses Missgeschick so: „Wir haben im zweiten Drittel vierzig Sekunden beim Powerplay mit einem Mann zu wenig gespielt. Es ist keinem aufgefallen, außer den Fans. Ich habe mich schon gewundert, warum sie gebuht haben. Seit dem ich hier bin, ist die Mannschaft noch nie ausgebuht worden.“

In der 26. Spielminute wurden die Angriffsbemühungen der Quadratestädter endlich belohnt: Beim ersten Versuch von Christoph Ullmann zischte der Puck noch am von Oliver Jonas bis dahin sicher gehüteten EHC-Gehäuse vorbei, prallt von der Bande zurück vors Tor - die unverhoffte zweite Chance nutzt Ullmann zum 1:1 Ausgleich (26.). Die Freude der Gäste währte jedoch nur ganze zwölf Sekunden, denn im direkten Gegenzug stellten die Eisbären nach schöner Vorarbeit von Rankel und Beaufait durch Yvon Corriveau den alten Abstand wieder her - 2:1 (26.). Weitere Chancen auf beiden Seiten wurden u.a. von Kennedy für die Gäste und von Barta und Felski für die Bären vergeben.

Gleich zu Beginn des Schlussabschnitts verzog Shearer bei Überzahl für den Gastgeber, mit einem weiteren Break scheiterte Edgerton an Jonas.

Die Vorentscheidung fiel in der 42. Spielminute: Roberts und Antons bereiten vor und der wiedergenesene Florian Keller versenkte die Scheibe zum 3:1 für die Eisbären. Aufregung kam zwei Minuten später auf: Die Adler glaubten den Anschluss erzielt zu haben und rissen jubelnd die Arme nach oben, doch Schiri Schurr sieht das nach mehrminütigen und eingehendem Videostudium anders und entscheidet auf kein Tor.

Knapp fünf Minuten vor dem Ende droht den Mannheimern eine noch höhere Niederlage. In kurzer Folge nahmen Beaufait, Fairchild, DuPont, Corriveau und Roberts das Adler-Gehäuse aufs Korn, aber entweder verfehlten die Schützen das Tor oder aber Seliger rechtfertigte seine Nominierung. Sechzig Sekunden vor der Schlusssirene geriet auch Oliver Jonas noch mal unter Beschuss, zählbarer Erfolg blieb den de Raaf-Schützlingen jedoch verwährt.

Helmut de Raaf haderte nach dem Spiel mit der Chancenverwertung seiner Mannschaft: „Uns haben heute vor allem die Nr. 1 der Eisbären und der Torpfosten im Weg gestanden!“ Das Ergebnis allerdings nur an mangelndem Schussglück festzumachen, greift wohl doch eher zu kurz. Zum Beispiel sollte de Raaf einmal über das Thema Disziplin mit seinen Mannen reden. Wer über eine so kurze Bank verfügt, wie derzeit die Mannheimer, sollte sich nicht noch zusätzlich durch dumme Strafen schwächen (Pyka)! Wären die Berliner bei ihren sieben Powerplay-Möglichkeiten so konsequent zu Werke gegangen, wie sonst im bisherigen Saisonverlauf, dann hätte die Niederlage durchaus höher ausfallen können. Ein Schussverhältnis von 37:21 mag das im Ansatz belegen. De Raaf hat bis zu den Play Offs noch reichlich Arbeit, währenddessen Pierre Pagé darauf zu achten hat, dass der Spannungsbogen in seinem Team erhalten bleibt - und sei es durch überraschende Experimente.

(mac/ ovk/ Radio Eiskalt)

Eisbären Berlin - Adler Mannheim 3:1

Tore:

1:0 Felski (Barta/ Leask) 18:05

1:1 Ullmann 25:31

2:1 Corriveau (Beaufait/ Rankel) 25:43

3:1 Keller (Antons/ Roberts) 41:38

Zuschauer: 4695


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