Einen Punkt verschenkt

Kassels Trainer Stéphane Richer zeigte
sich am Ende der Partie Kassel gegen Nürnberg enttäuscht: „Wir haben uns heute
Abend selbst geschlagen und einen wichtigen Punkt verschenkt.“
Exakt eine Sekunde vor Ende des Spiels
hatte Brian Swanson zuvor den schon sicher geglaubten „Dreier“ der Kassel
Huskies zunichte gemacht, indem er den 4:4-Ausgleich erzielte. Zwar konnten die
Schlittenhunde in der zweiten Minute der Overtime durch Kraft immerhin den
zweiten Punkt retten, dennoch konnte sich Richer nicht über die gewonnene Partie
freuen. „Wir haben – wie immer – gut angefangen, aber wir müssen schnell lernen,
dass wir über sechzig Minuten konsequent spielen müssen.“ Dabei nimmt er vor
allem die DEL-erfahrenen Spieler in die Pflicht: „Ich fordere mehr Intelligenz
von denen, die wissen müssen, wie es geht. Wir kriegen in den entscheidenden
Phasen zu viele Strafen, die nehmen uns das Tempo raus und bringen den Gegner
wieder ins Spiel.“
Die Kasseler waren nämlich eigentlich
wieder gut ins Spiel gekommen und Gäste-Coach Andreas Brockmann war froh nach
dem ersten Abschnitt nur 0:1 hinten gelegen zu haben. „Kassel hat wie erwartet
mit viel Herz, Wille und Körper gespielt – wir haben jeden Zweikampf verloren.
So geht es nicht.“ Alex Leavitt hatte die Huskies in der 19. Spielminute mit
einem clever ausgespielten Tor in Führung gebracht. Doch die Huskies machten
sich im zweiten Drittel selbst das Leben schwer. Durch unnötige Strafzeiten der
Kasseler konnte Nürnberg innerhalb von nur zweieinhalb Minuten die Partie
drehen. Brad Leeb (22.) und Scott King (24.) schlugen für die Ice Tigers
zu.
Danach wirkten die Schlittenhunde für
kurze Zeit irritiert, zeigten aber wenig später wieder ihre Willensstärke –
auch, weil Nürnberg zu überheblich agierte. Brockmann: „Nach dem 2:1 kamen wir
uns zu sicher vor. Wir dachten, jetzt hätten wir’s.“ Chancen von Gaucher und
zwei Mal Auger in Überzahl kündigten die erneute Führung an. Schließlich war es
Hugo Boisvert der im Gewühl vor Cassivi die Übersicht behielt und den
3:2-Führungstreffer markieren konnte. Leeb und Tallaire sorgten noch einmal für
Chancen auf beiden Seiten, beide Goalies waren dabei aber auf dem Posten. In der
44. Minute konnte Kassel die Führung durch einen Treffer Barteks sogar auf 4:2
ausbauen, doch die Gäste kamen zurück: Nicht mal eineinhalb Minuten nach dem
vierten Kasseler Treffer verkürzte Polaczek den Abstand mit einem Shorthander.
Bis eine Sekunde vor Schluss sah es dann aber aus, als könnten die Nordhessen
die Führung über die Zeit retten und nach ihrem ersten Null-Punkte-Wochenende
gegen Düsseldorf und Wolfsburg direkt wieder drei Zähler einfahren. Durch
Swansons Treffer eine Sekunde vor Ende der Partie mussten die Huskies aber noch
mal um den Sieg bangen.
Mit dabei im Huskies-Kader waren auch
wieder Shawn McNeil und Jacek Plachta, dafür mussten Mark Kosick und Steve
Palmer auf der Tribüne Platz nehmen. Während McNeil einen sehr gelungenen
Einstand geben und schon einige Akzente setzen konnte, wird Plachta nach einer
Schultereckgelenksprengung auch in den nächsten Wochen wohl eher noch sporadisch
Einsätze kriegen.
Leona Malorny