Eine Frage der EhreMannheim - Schwenningen 5:0
„Ich habe meinen Spielern in Straubing gesagt, sie sollen frei aufspielen. Wenn aufgrund der Niederlagen ein Kopf rollt, dann ist das meiner“, sagte Trainer Harold Kreis nach dem Spiel auf die Frage, was er denn mit seiner Mannschaft angestellt habe.
Das nahm einerseits der Mannschaft den Druck, andererseits zeigt die Reaktion der Mannschaft auf dem Eis, was sie von dem „Kopfangebot“ hält. Nichts. Was die Mannschaft untereinander besprochen hat, bleibt natürlich unter dem berühmten Deckel, dazu kamen sichtbar von Trainerseite noch einige kleine Änderungen in den Reihen, das Ergebnis war, es wurde 6:2 in Straubing gewonnen.
Mit der gleichen Aufstellung traten die Adler gestern gegen Schwenningen an und zeigten eine Leistung, die an den Anfang der Saison erinnert. Aggressiv, schnelles Umschalten aus der defensiven Zone, gute Raumaufteilung, viel Bewegung, schnelle Puckbewegung. Das während der Niederlagenserie überbordende „Klein-Klein“ oder umständliche Spiel mit verlangsamenden Passorgien beschränkte sich auf verteilte rund zehn Minuten im zweiten Drittel, ansonsten boten die Adler eine absolut sehenswerte Partie und waren, sieht man sich das Portfolio der Strafen an, die die Schwenninger Spieler erhielten, durchweg zu schnell für die Wild Wings.
Zweite Baustelle Powerplay. Nachdem man in Straubing schon zweimal in dieser Disziplin traf, fügten die Adler gestern Abend einen weiteren Treffer hinzu und man sieht auch warum. Das Passspiel ist schneller, es wird sich mehr bewegt, vor dem Tor des generischen Torhüters werden wieder mehr blaue Flecken gesammelt und die Spielsituation wird konsequent auf die andere Seite verlagert, sollte der Druck der verteidigenden Mannschaft in einer Drittelhälfte zu groß werden, will heißen, auch die Raumaufteilung und das Positionsspiel ist besser. Der Ansatz ist auf jeden Fall da und kann, wenn weiter am Powerplay gearbeitet wird, das sein, wofür es da ist: eine Chance, Tore zu erzielen, wenn es bei fünf gegen fünf Spielern auf dem Eis mal nicht klappt.
Die Wild Wings waren das Opfer dieser Änderungen im Spielstil der Adler. Trotz wirklich gutem Kampf über das ganze Spiel hinweg lagen sie nach dem ersten Drittel 0:3 zurück, die Tore zum Mannheimer 4:0 und 5:0 verteilten sich jeweils aufs Mittel- und Schlussdrittel. Dennis Endras feierte somit seinen zweiten Shutout, erwähnt sei hier, dass das vor allem im zweiten Drittel in den verspielten Phasen der Adler kein Spaziergang war. Er zeigte einige ausgezeichnete Saves. Herausragender Spieler des Abends war Ronny Arendt mit drei Scorerpunkten, der sich in der Reihe mit Marc El Sayed und Mirko Höfflin äußerst gut versteht und mit seinem Blick für freie Räume, in die er stößt und der nötigen, für ihn typischen Energie die gegnerischen Defensivspieler mehr als einmal vor unlösbare Aufgaben stellt.
Fazit ist, sah man das Spiel gestern Abend, mit dem Spiel gegen Straubing im Hinterkopf – das Band zwischen Trainer und Mannschaft ist intakt und die Mannschaft hat Charakter, auch eine Frage der Ehre gegenüber ihrem Trainingsstab. Das wirft dann aber doch die Frage auf, dass es, hat man die Leidenszeit der Niederlagenserie miterlebt, wohl vielleicht doch mehr an der Umsetzung der Vorgaben auf dem Eis liegt, von Spielerseite her? Dass sie es anders können, haben sie diesmal bewiesen. Auch wenn die Adler das kommende Spiel der leuchtenden Herzen verlieren sollten, was ja durchaus mal Tradition war bei diesem sich jährlich wiederholenden vorweihnachtlichen Spiel in der SAP-Arena, sollte man beachten: die Momentaufnahme ist positiv und in jedem Mannschaftssport gibt es solche Phasen, in denen es sich in den meisten Fällen gelohnt hat, kühlen Kopf zu bewahren. Es wäre vielleicht gut gewesen, die Adler hätten letzte Saison in der Vorrunde ein solches Tal durchschritten, nicht erst in den Play-offs. Auf jeden Fall wird auf dem Eis wieder mehr miteinander gesprochen, die Spieler helfen sich konsequenter, selbst Harold Kreis hatte eine stark heisere Stimme nach dem Spiel.
Tore:
1:0 Ronny Arendt (Höfflin, El-Sayed)
2:0 Jochen Hecht (Mauer, Sifers/PP1)
3:0 Simon Gamache (Ullmann, Rheault)
4:0 Marc El-Sayed (Plachta, Vernace)
5:0 Marcus Kink (Arendt)