Ein Münchner mit Hamburg in Augsburg
Was macht der Münchner Eishockeyfan, wenn gerade mal kein Oberliga-Heimspiel seines EHC ansteht? Er könnte ins Kino gehen und sich das „Wunder von Bern“ zu Gemüte führen oder zu Hause in der warmen Stube ganz einfach relaxen. Doch wenn ausgerechnet an diesem Abend sein ehemaliger Club, der sich jetzt Hamburg Freezers nennt und die beste Auswärtsmannschaft in der DEL ist, beim Erzrivalen in Augsburg antritt, dann lohnt sich wohl ein Trip in den Eiskeller, der Curt-Frenzel-Stadion heißt.
Seit dem unrühmlichen Abgang der Barons aus München hat der Fan keine DEL-Partie mehr gesehen, sondern musste sich mit mehr oder weniger „Hammelklasse“ begnügen. Und was er da mit 4500 anderen Zuschauern sah, hat ihn restlos begeistert: Die Spieler beider Teams legten ein derart rasantes Tempo an den Tag, dass dem Oberliga-Gewöhnten fast die Spucke wegblieb. Ein jeder Akteur bestach durch läuferisches und stocktechnisches Können. Die Scheibe lief mit traumwandlerischer Sicherheit von Mann zu Mann, als schien sie am Stock zu kleben. Und bei allem Tempo und aller erlaubten Härte blieb das Spiel überaus fair. Man sah in den gesamten 60 Minuten kein einziges Stockfoul oder eine andere hinterhältige Attacke, wie es in den unteren Ligen leider häufig vorkommt. Ja selbst der Schiedsrichter, in der Oberliga fast an jedem Spieltag in der Kritik, passte sich dem erstklassigen Niveau an. Er ließ das Spiel nach Möglichkeit laufen und pfiff nur bei wirklich gröberen Vergehen, die bei diesem Match äußerst selten waren.
Der einzige Wermutstropfen für die Freezers-Fans war an dem Abend die Tatsache, dass man einen Punkt verschenkt hat. Angesichts der spielerischen Überlegenheit der Hamburger hätte eigentlich ein Sieg herausspringen müssen. Doch vor dem Tor fehlte ihnen, im Gegensatz zu den Augsburgern, der rechte Biss, den man braucht, um zum Erfolg zu kommen. Chancen waren genug vorhanden. So blieb es bei drei Toren der ehemaligen Münchner Abstreiter und Schneider (zweimal), die nur zum Unentschieden reichten. Aber wenigstens konnte das Penaltyschießen erfolgreich gestaltet und zwei Punkte mit nach Hause genommen werden.
Der Münchner Eishockeyfan machte sich zufrieden auf den Heimweg. Er hatte immerhin acht seiner ehemaligen Idole mit Erfolg spielen sehen. Und er nahm die Erkenntnis mit auf den Weg, dass die DEL mit ihrem spielerischen Niveau und dem professionellen Umfeld meilenweit vom übrigen Eishockey entfernt ist. Nachdem Bayern, wo dieser Sport quasi erfunden wurde, mittlerweile Eishockeyprovinz ist, muss der Münchner Fan lange warten, um wieder solch ein hochklassiges Spiel sehen zu können. Aber am Freitag kommt ja schließlich Klostersee........(an)