Ein großer Trainer ist abgetreten
Erinnerungen an Ron Kennedy von den Hockeyweb-Redakteuren Arno Nahler (Ingolstadt) und Oliver Koch (Berlin)
Unvergessen in Ingolstadt
Den 23. November 2007 wird niemand vergessen,
der damals in der Saturn-Arena zugegen war. Ron Kennedy, die Institution
der Ingolstädter Panther, wurde nach einer längeren Niederlagenserie
entlassen. Zusammen mit seinem Co-Trainer Jamie Bartman und Manager
Stefan Wagner verließ er mit versteinerter Miene zum letzten Mal das
Eisstadion, in dem er jahrelang seine größten Erfolge feiern konnte.
Bei allen Beteiligten herrschte damals große Betroffenheit. Und niemand
ahnte, dass Ron Kennedy nur 20 Monate später tot sein würde. Natürlich
wusste man von seiner Erkrankung. Aber Kennedy selbst strahlte solch
einen Optimismus aus, dass man einfach an eine dauerhafte Genesung glauben
musste. Doch nun hat er seinen schwersten Kampf endgültig verloren.
2003 kam Ron Kennedy nach Ingolstadt
und führte die Panther gleich in das Halbfinale der DEL. Als in der
darauf folgenden Saison das gleiche Kunststück gelang, hatte der kanadische
Trainer bei den Panther-Fans endgültig Kultstatus erreicht. Sportlicher
Höhepunkt war im Jahre 2005 dann der Gewinn des Deutschen Eishockeypokals.
Das sah auch Kennedy in der Rückschau so: „Der Pokalsieg wird hängen
bleiben.“ In der Saison 2005/2006 belegten die Panther an 17 Spieltagen
den ersten Platz in der DEL und starteten als Mitfavoriten in die Playoff-Runde.
Doch von nun an ging es nur noch bergab: Dem frühen Ausscheiden gegen
Hannover folgte wenig später die schwere Erkrankung von Ron Kennedy.
Zwar kehrte er danach noch einmal für kurze Zeit an die Bande in der
Saturn-Arena zurück. Aber die sportliche Talfahrt konnte Kennedy genauso
wenig aufhalten wie seine zahlreichen Nachfolger.
Über deren Gründe zu spekulieren ist
müßig. Natürlich haben Ron Kennedy und Manager Stefan Wagner durch
personelle Fehlentscheidungen mit dazu beigetragen. Doch dies hat nun
alles keine Bedeutung mehr.
Was bleibt, ist die Erinnerung an Ron
Kennedy als ein Eishockey-Besessener, der mit Beharrlichkeit und Fleiß,
ausgeprägtem Fachwissen und fast grenzenlosem Optimismus seine Teams
zu großen Erfolgen führte.
Ron Kennedy hat sich um das Ingolstädter
Eishockey verdient gemacht!
(Arno Nahler)
Unvergessen in Berlin
Es war im Sommer 1996, als
Ron Kennedy erstmals als Cheftrainer den Wellblechpalast betrat. Es war der
Beginn einer neuen Epoche im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen, wo das
Kellerkind der Liga, der EHC Eisbären Berlin, einen Neuanfang wagte. Nach dem „Bosman-Urteil“
und dem entsprechenden Wegfall der Importspieler-Beschränkung kam zu diesem
Zeitpunkt ein Team zusammen, welches in den Jahren der Endneunziger für viel Aufsehen
sorgte. Eigentlich sollte damals der
spätere NHL-Coach Andy Murray an der Stelle von Kennedy stehen, aber der
entschied sich für eine Trainerkarriere in Nordamerika.
Ron Kennedy sorgte mit den
Eisbären in der Spielzeit 1996/97 für Furore. Nicht nur der Wellblechpalast
wurde in dieser Zeit ein Garant für Heimsiege, auch in fremden Stadien sorgten
die Ostberliner für Beifall. Plötzlich war man nicht mehr die Schiessbude der
Liga.
Der Erfolg, und die wohl
markanteste Duftmarke in der Berlin-Ära Kennedys war wohl der erstmalige
Einzug in das Play-off-Viertelfinale. Dort wartete der einstige Stadtrivale
Berlin Capitals. In insgesamt vier Spielen (drei Siege, eine Niederlage)
vollzogen die Eisbären den Machtwechsel im Berliner Eishockey. Die Berliner
Gazetten waren voll mit Bildern jubelnder Fans, zusammen mit Ron Kennedy. Ohne
Zweifel wurde dort Geschichte geschrieben.
Weiter wuchsen, nach dem
erreichen des Halbfinales, die Bäume bis in den Himmel. Allerdings war der
Traum von der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft dann noch eine Nummer zu
groß. Nach vier Spielen war gegen die Kassel Huskies Schluss. Im Endeffekt
machten die Eisbären unter Ron Kennedy aber einen großen Schritt, kamen im
Oberhaus der Deutschen Eishockeyliga (DEL) an.
Für die kommende Spielzeit 97/98
waren somit die Ziele gesteckt. Erfolge sollten her, welche aber in der ersten
Saisonphase nur zäh zu erreichen schienen. Der Anfang vom Ende für Ron Kennedy
als Trainer in Berlin. Letztendlich musste er seinen Platz räumen und ihn an
seinen damalige Co-Trainer Peter John Lee übergeben. Für ihn und seiner
damaligen Lebensgefährtin und späteren Frau Ricci ein sehr schwerer Schritt,
fühlten sie sich doch sichtlich in der Hauptstadt wohl. Schon wie sein berühmter Namensvetter, der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy, konnte er behaupten: "Ich bin ein Berliner!"
Ron Kennedy wird in Berlin
unvergessen bleiben.
(Oliver Koch)
Sein Leben war das Eishockey
Seit unserem gemeinsamen Abschied aus Ingolstadt ist der Kontakt
zu ihm und seiner Frau nie abgerissen. Er war ein Profi durch und durch und hat
immer versucht, das Beste für sein Team zu geben und ist dabei doch immer menschlich
geblieben. Er hat jeden respektiert, sei es der Topstar oder ein Mitglied des
Betreuerteams. Sein Leben war das Eishockey. Am meisten beeindruckt hat mich
allerdings der Umgang mit seiner Krankheit. Ich habe nie erlebt, daß er mit
seinem Schicksal gehadert hat. Ron war bis zuletzt ein äußerst positiver Mensch.
(Stefan Wagner - von 2002 bis 2008 Geschäftsführer des ERC Ingolstadt - seit Mai 2009 Manager der Schwenninger Wild Wings)