Ein Ende mit Schrecken - Adler und de Raaf trennen sich
Klare Worte bei den AdlernJetzt hat es ihn also erwischt: Helmut de Raaf musste seinen Chefsessel
räumen bei den Mannheimer Adlern. Sessel ist in diesem Falle sicherlich das falsche Wort, es war eher ein Schleudersitz. Das Ende kam schnell und es erwischte
viele kalt, die an diesen Coach glauben. Er ist einer der Genialsten und
Genauesten, er
versteht sein Fach und er nimmt es ernst. De Raaf glaubt daran, dass man
Eishockey auch ansehnlich spielen kann, dass die Fans ein Recht haben auf
guten Sport. Der Sprung von den Jungadlern, mit denen er drei
Meisterschaften einfuhr, die er großartig prägte, zu den Profis war ein
Sprung ins kalte Wasser. Er fand eine Mannschaft vor, die er sich nur an
einzelnen Positionen ausgesucht hatte, er wurde konfrontiert mit
vermeintlichen Stars, die von der Organisation Adler alles nachgetragen
bekommen, vom Dienstwagen über die Wohnungseinrichtung bis hin zum
Toilettenpapier. Nicht alle, aber viele sahen gar nicht ein, warum sie nun
auf einmal ackern sollten wie der neue Coach es wollte, warum sie ein
anstrengendes System spielen sollten wenn es doch einfacher ginge.
Wohlgemerkt, diese Informationen kommen aus der Kabine direkt, sie sind
keine Mutmaßungen. Eigene Kollegen sagen, dass zu viele der Cracks
unglaublich verwöhnt seien.
Ein Helmut de Raaf, auch das kommt von Spielern, war zu fair, zu anständig. Hätte er sich benommen wie manche andere, hätte
ohne Rücksicht auf Verluste losgepoltert und die Spieler getreten,
vielleicht hätten sie ihm die Füße geküsst. So ein Mensch aber ist Helmut de Raaf nicht. Und genau das zeichnet ihn aus. Er hat Stil, Bildung,
Intelligenz und er ist anständig. Schade, dass es zu viele Menschen gibt,
die mit diesen Eigenschaften nicht umgehen können, weil sie sie nicht in
diesem Maße besitzen. Ein Helmut de Raaf hätte es verdient aufbauen zu
können mit Spielern, die er sich ausgesucht hätte. Aber das ging im
erfolgsverwöhnten Mannheim nicht. Hier geht es darum, zum Ende der Zeit im
Friedrichspark und zu Beginn der neuen Aera in der Arena Siege einzufahren,
mehr nicht. Darunter leiden dann letztendlich alle, das Management, das sich nicht erlauben kann, einen guten Mann zu halten, weil der Druck von außen zu groß wird, die Eishockey-Kultur, aber
letztendlich auch die Fans, die alle Jahre wieder mit Zöllnern konfrontiert
werden, denen es vollkommen egal ist, für wen sie spielen. Das war früher
anders, da hingen die Spieler wie Ron Pasco, Mike Stevens, Mike Rosati, Dave
Tomlinson oder Stephane Richer noch am Verein. Zwei von ihnen stehen jetzt
hinter der Bande, man darf Stephane Richer und Mike Rosati alles Glück
wünschen. Sie sind noch neu im Geschäft, hoffentlich benehmen sich die
Spieler ihnen gegenüber einigermaßen fair. Helmut de Raaf hat
das Angebot, zu den Jungadlern zurückzukehren, die er nie verlassen hat auf
dem Papier. Er blieb immer ihr Headcoach. Oder er kann sich umsehen nach
einem anderen Job. Glücklich jene, für die er sich entscheidet. Helmut de
Raaf ist ein Mann für die Zukunft, nur leider kann man das nicht überall
erkennen. (Angelika von Bülow)