EHC München: Ohne Management und Marketing auf verlorenem Posten – Ein KommentarKommentar

Sportlich ist die Entwicklung des EHC München eine fast beispiellose Erfolgsgeschichte, die mit dem Sportlichen Leiter, Christian Winkler, untrennbar verbunden ist. Kontinuierlich führte der Marsch durch die Ligen bis ganz nach oben in die DEL, ohne dabei – von außen betrachtet - finanzielles Augenmaß vermissen zu lassen. Trainer Pat Cortina scheint ein Glücksgriff für Winkler und den Club zu sein. Unter ihm arbeitet das Team seit Jahren „ehrliches“ Eishockey, skandalfrei, solide und immer top-motiviert.
Skandalfrei arbeitet auch die Clubführung. Tapfer gleichen die drei Hauptgesellschafter Jantz, Philipps und Jürgen Bochanski, der als geschäftsführender Gesellschafter seit 10 Jahren die Geschicke des EHC bestimmt, Jahr für Jahr aufgelaufene Fehlbeträge aus. Sie sind bereit und in der Lage, diese Gelder als Anlaufverluste zu akzeptieren. Das ist auch ehrbar. Das ist schön für diesen Eishockeystandort: für die vielen Fans, die DEL, die Olympiapark-GmbH als Stadioneigentümer und Arena one, den Stadion-Caterer. – Gut, aber, ist es nicht! Und nachhaltig ist es schon gar nicht!
„Management schlägt Geschäftsidee“, heißt es in der Beteiligungsbranche von Jantz und Philipps, was so viel besagt, daß ein gutes Management eher ein mittelmäßiges Geschäft zum Laufen bringt, als ein mittelmäßiges Management eine gute Idee. – Der EHC München ist trotz sportlicher Sorgenfreiheit und gesicherter Finanzausstattung nie zum Laufen gekommen. Bochanski gestand kürzlich öffentlich ein, „in wichtigen Positionen mehrfach die falschen Leute eingestellt“ [Abendzeitung-Muenchen.de, 08.05.12] zu haben. Tatsächlich müßte er sich aber fragen, ob seine Position mit jemandem besetzt ist, der Faszination und Leidenschaft dieses Sports dem breiten Publikum, der politischen Lobby und vor allem potentiellen Geschäftspartnern zu vermitteln in der Lage ist! Und seine Gesellschafter-Kollegen müssen sich fragen lassen, warum sie dieses Thema nicht bereits seit langem behandelt und zufriedenstellend gelöst haben wollten!
Doch worin genau besteht eigentlich die Geschäftsidee des EHC? Nur Eishockey spielen zu lassen, dabei vielleicht noch auf eine modernere, größere Arena zu warten und zu hoffen, daß Zuschauer und Sponsoren von allein in Scharen das Stadion stürmen, wäre, insbesondere in München, äußerst kühn. Aber wofür steht der EHC? Und vor allem: wofür stehe ich, wenn ich mich auf ihn einlasse?
Die Olympiabewerbung der Stadt München fiel wie ein Geschenk des Himmels vor die Füße des Clubs, der vorort einziger Repräsentant einer olympischen Kernsportart ist. Doch statt sich zum unverzichtbaren Teil dieser Idee zu machen, über Jahre gegenseitigen Benefit zu kreieren, zu emotionalisieren, ist der Club heute genauso bedeutungslos wie zuvor. Die Stadtoberen brauchen nicht mal ein schlechtes Gewissen zu fürchten, wenn sie den erhobenen (Finanz-) Hilferuf des EHC mehr oder minder barsch zurückweisen. – Wen interessiert’s?
Es täte weh, wenn trotz seiner positiven sportlichen Entwicklung und seiner finanziellen Grundausstattung München als Eishockey-Standort erneut von der Landkarte verschwände. Und es müßte Fassungslosigkeit bewirken, wenn in letzter Minute die Rettung des EHC München als DEL-Mitglied doch noch gelänge und nicht sofort gravierende Änderungen in Management und Marketing des ‚Clubs’ vollzogen werden würden. - Alles Gute, Münchner Eishockey!