Düsseldorf schlägt Berlin
Fast scheint es so, als seien die Holzmichl vom Erzgebirge ins Rheinland
gezogen. Denn sie leben immer noch. Jedenfalls hat die Düsseldorfer EG
gestern Abend in einem fantastischen Eishockeyspiel die
Eisbären aus Berlin
im zweiten Play-off-Halbfinalspiel mit 4:3 (2:0/1:2/1:1) besiegt und damit
nach einer Grusel-Vorrunde nun sogar den 1:1-Ausgleich in der
Best-of-five-Serie der Vorschlussrunde geschafft. Damit fällt die
Entscheidung über die beiden Endspielteilnehmer frühestens am Dienstag, da
auch das andere Halbfinale zwischen Köln und Frankfurt unentschieden
steht.
Der Eisbär gilt in der Fauna als äußerst antrittsschnelles Tier,
das mit einer enormen Geschwindigkeit auf den ersten Hundert Metern seine
Beute reisst. Was er auch muss, denn der König der Arktis verfügt wegen der
großen Körpererhitzung bei einem Sprint über keine hohe Ausdauer. Insofern
wussten die 10688 Zuschauer im seit langer Zeit einmal wieder gut besuchten
Rather Dome zu Beginn der Begegnung überhaupt nicht, wer eigentlich wer ist.
Denn es waren die Löwen der Düsseldorfer EG, die ein enormes Tempo vorlegte
und dafür auch bereits in der 7. Minute mit dem 1:0 belohnt wurde. Patrick
Reimer beförderte die Scheibe von außen vor das Tor und traf den verdutzten
Berliner Torwart Rob Zepp, von dem der Puck ins Tor prallte. Die DEG blieb
spielbestimmend und nachdem Tore Vikingstad bei einem Sololauf von Denis
Pederson nur unfair gestoppt werden konnte, verwandelte Rob Collins den
verhängten Penalty zum 2:0 (18.).
Die Eisbären waren beeindruckt. Es
schlichen sich selten gesehene Fehler ein. Ein Puckverlust in der neutralen
Zone ließ plötzlich Jamie Wright und Rob Collins alleine auf das Gehäuse von
Rob Zepp zufahren und nach einem Doppelpass markierte Wright in der 23.
Minute das dem Spielverlauf absolut entsprechende 3:0. Die Sache schien
gelaufen und wäre es wohl auch gewesen, wenn nicht das Schiedsrichtergespann
Roland Aumüller und Daniel Piechaczek in der Folge einige höchst
zweifelhafte Entscheidungen getroffen hätte, welche die DEG benachteiligten
und die Eisbären nach Treffern von Beaufait (27.) und Pederson (40.) zurück
ins Spiel brachten.
Die Unparteiischen ließen sich auch von den
lautstarken Unmutsbekundungen des Publikums nicht von ihrer Linie abbringen
und als ein böser Check des an diesem Abend ebenso wie Sven Felski und
Florian Busch übermotivierten André Rankel gegen Korbinian Holzer in der 47.
Minute nicht geahndet wurde, verlor die DEG völlig den Faden. Nur zwei
Minuten nach dieser Szene erzielte Stefan Ustorf das 3:3. Nun schien die
Partie vollends zu kippen. Doch ein Löwe ist kein Eisbär. Die DEG bewies
unglaubliches Stehvermögen, eisernen Willen und viel Leidenschaft. 99
Sekunden vor der drohenden Verlängerung nahm sich der
21-jährige Verteidiger
Robert Dietrich ein Herz und hämmerte die vulkanisierte Hartgummischeibe in
die Maschen. 4:3. Der Sieg.
(Thomas Schulz - Foto by City-Press)
DEG - Berlin 4:3
(2:0/1:2/1:1)
Aufstellung DEG
Tor: Storr (Jochen
Reimer)
Abwehr: Ratchuk, Van Impe - Holzer, Bazany - Dietrich, Hedlund -
Werner
Angriff: Wright, Collins, Patrick Reimer - Kreutzer, Vikingstad,
Kathan -
Pinizzotto, Reid, Panzer - Schietzold, Carciola, Boon
(Stephens)
Aufstellung Berlin
Tor: Zepp (Renkewitz)
Abwehr:
Braun, Smith - Quint, Hördler - Roach, Baxmann - Draxinger
Angriff:
Busch, Weiß, Felski - Robinson, Pederson, Walker - Rankel,
Beaufait, Mulock
- Mueller, Ustorf, Ostwald
Schiedsrichter: Roland Aumüller (Planegg) und
Daniel Piechaczek (Ottobrunn)
Zuschauer: 10 688
Tore: 1:0 (6.38)
P. Reimer (Collins), 2:0 (17.34) Collins (Penalty); 3:0
(22.37) Wright
(Collins), 3:1 (26.02) Beaufait (Mulock, Felski), 3:2 (39.44)
Pederson
(Walker, Roach/5-4); 3:3 (48.27) Ustorf, 4:3 (58.21) Dietrich
(Kathan,
Vikingstad/5-4)
Strafzeiten: DEG 26 - Berlin 18