Drake Berehowsky – Stabilität für die Eisbären-Verteidigung
Die jüngste Neuverpflichtung des Berliner DEL-Klubs ließ in
Anbetracht der bekanntlich schwierigen Situation auf dem Spielermarkt doch
aufhorchen. Verständlich, immerhin kann Drake Berehowsky auf einen
reichhaltigen Erfahrungsschatz aus 571 NHL-Einsätzen zurückgreifen.
Berehowsky traf heute mit etwas Verspätung in Berlin ein und
absolviert am Nachmittag sogleich die erste Trainingseinheit mit seiner neuen
Mannschaft. Sein DEL-Debüt gibt der 1,88 Meter große und 96 kg schwere Defender
am Freitag gegen die Hamburg Freezers im Eisbärentrikot mit der Rückennummer
15.
In der Saison vor dem Lockout war der 33-Jährige in der NHL
noch gut im Geschäft; 56 Spiele bestritt er 2003/04 für die Pittsburgh Penguins
und die Toronto Maple Leafs.
Den Lockout verbrachte Berehowsky in Schweden bei Skelleftea
AIK, allerdings ohne für weiteres Aufsehen zu sorgen. Nach der Einigung
zwischen Spielergewerkschaft und Liga auf einen neuen Tarifvertrag, hoffte der
Verteidiger jedoch vergebens auf ein erneutes Engagement in der NHL. Mitte
Oktober stimmte er notgedrungen einem Tryout-Vertrag beim AHL-Klub San Antonio
Rampage zu. Das Farmteam der Phoenix Coyotes gehört nicht gerade zu den
Aushängeschildern der AHL und belegt aktuell in der Western Conference nicht
zufällig den letzten Rang. Dieser Fakt, und das mitunter recht unbequeme Leben
eines AHL-Profis mag dazu geführt haben, dass Berehowsky sein Glück nun
endgültig in Europa sucht.
Deutschland und die Eisbären hätten es allerdings nicht
unbedingt werden müssen. Denn der HC Ambrí Piotta hatte Berehowsky dem
Vernehmen nach auch auf der Liste, als die Schweizer ihren finnischen Defender
Jari Korhonen nach enttäuschenden Leistungen aussortiert hatten. Das Interesse
am nunmehrigen Eisbären-Verteidiger gründete sich neben anderen Vorzügen vor
allem darauf, dass Berehowsky im Besitz eines Passes eines
EU-Neumitgliedsstaates aus dem Baltikum sei, was das Legionärskontigent des
Nationalligisten entlastet hätte. Im Tessin setzte man dann jedoch weiter auf
die skandinavische Karte und nahm den Schweden Frederik Svensson aus Leksands
unter Vertrag.
Vielleicht war es aber auch die kurzfristig eingeführte
„Null Toleranz“-Regelung, welche in der NLA von den Schiedsrichtern konsequent
umgesetzt wird und daher die Verantwortlichen beim HCAP zögern ließ, den
großen, kräftigen Defender zu verpflichten. Allerdings war Berehowsky in
Nordamerika weniger für permanentes Haken und Halten bekannt, schon viel eher
durch krachende Checks und, zugegeben, die ein oder andere Boxeinlage. So ist
es sicher von Vorteil, dass sich Berehowsky ab dem 26. Dezember beim Spengler
Cup an die restriktivere Regelauslegung gewöhnen kann. Schlussendlich sind es
aber die verbrieften Qualitäten des am 3. Januar 1972 in Toronto geborenen
Verteidigers, die überwiegen und seine Verpflichtung durchaus sinnvoll
erscheinen lassen. Berehowsky gilt nach wie vor als verlässlicher Verteidiger,
der zudem als Rechtsschütze weitere Optionen an des Gegners blauen Linie und
für das Powerplay der Berliner eröffnet. Nebenher werden so auch die
dauerbeschäftigten Walser und DuPont entlastet, deren Konzentration unter den
vielen und mitunter langen Schichten zusehens litt, was den ein oder anderen
Fehler zur Folge hatte.
Gleichwohl ergeben sich aus der Personalentscheidung von
EHC-Manager Peter John Lee für zwei der jungen deutschen Defender Konsequenzen:
Tobias Draxinger und Jens Baxmann werden nun voraussichtlich nicht mehr so viel
Eiszeit bekommen wie zuvor. Allerdings blieben beide in den zurückliegenden
Wochen den Beweis eines Fortschritts ihrer Entwicklung weitestgehend schuldig.
Für sie heißt es weiter an sich zu arbeiten und an der Seite erfahrener
Akteure, wie eben Drake Berehowsky, zu wachsen und zu reifen.
(mac/ ovk) Foto: City Press