Doug Mason: "Respekt ist die einzige Regel im Leben"
Braucht Mason doch einen Wintermantel?Für die Kölner Haie geht es in der Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) an diesem Wochenende nicht nur darum, beim "Mercure Cup" in Nürnberg gegen Ingolstadt, Prag und die Gastgeber den im Vorjahr errungenen Titel zu verteidigen, Freundschaftsturniere haben ohnehin keinen großen Stellenwert. Kölns neuer Trainer Doug Mason möchte vielmehr sehen, ob sein Team bereit für die neue Saison ist. Ein Thema ist dabei für ihn besonders wichtig: "Respekt ist die einzige Regel im Leben. Als Trainer hat man beim Team automatisch Respekt, aber man muss ihn sich jeden Tag neu erarbeiten, weil man ihn schnell verlieren kann. Das geht durch meine Organisation und durch meine Kommunikation."
Auch für die Spieler ist einiges neu, sie wissen noch nicht so genau, wie sie den neuen Chef an der Bande einschätzen sollen. Nach dem Testspiel am Dienstag gegen das schwedische Spitzenteam aus Jönköping (Köln gewann 6:5 nach Verlängerung), klopfte beispielsweise Verteidiger Andreas Renz vorsichtig an des Trainers Tür um sich zu erkundigen, ob er im Sinne des Coaches gehandelt habe. Renz hatte sich in eine Rangelei auf dem Eis eingemischt und dazu die Spielerbank verlassen, was den Regeln entsprechend eine Spieldauer-Disziplinarstrafe nach sich zog. Die Schweden hatten in der fraglichen Situation doppelte Überzahl auf dem Eis und folglich auch in der Rangelei, Renz griff ein, um das numerische Missverhältnis zu kompensieren. Bei seinem neuen Trainer rannte er damit offene Türen ein. "Er hat sich geopfert, um seinen Mitspielern zu helfen, das spricht für seinen Charakter". Und für den gegenseitigen Respekt.
Für Doug Mason hört die Kommunikation aber nicht beim Spieler auf, im Gegenteil: "Wenn ich einen Spieler aus Nordamerika überzeugen will, nach Europa zu kommen, spreche ich immer auch mit den Frauen. Die Spieler wollen oft nur wissen, wie die Spiele organisiert sind. Die Frauen hingegen erkundigen sich nach Dingen wie der Krankenversicherung. Sie sind hier oft alleine in einem fremden Land, während ihre Männer unterwegs sind. Darum muss man sich kümmern, denn wenn die Frauen unglücklich sind, dann sind es die Spieler auch bald und dann stimmt es auf dem Eis nicht mehr."
Beim Mercure Cup kann sich Mason nun aber voll auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren, sein Blick gilt an diesem Wochenende vor allem dem Test-Spieler David Lundbohm aus den USA. "Er muss jetzt zeigen, ob er ins Team passt, menschlich ist er in Ordnung, aber jetzt will ich auf dem Eis etwas sehen." Lundbohm erzielte gegen Jönköping zwei Treffer und hinterließ neben den Neuzugängen Daniel Rudslätt und Sean Tallaire einen guten Eindruck, doch für seine Position sucht man eher einen Top-Spieler wie Bill Lindsay, der Führungsaufgaben übernehmen kann. Doch der Markt gibt derzeit nicht viel her. "Ich suche jeden Tag nach Spielern und verfolge alle Ligen, doch nach Statistiken kann man einen Spieler nicht verpflichten, seinen Instinkt kann man nur auf dem Eis erkennen."
Alexander Brandt
Foto: Sportfoto-Cologne