Doug Mason: "Negative Energie in positive umwandeln"

Können die Iserlohn Roosters nach zuletzt vier Heimniederlagen in Folge endlich wieder einen "Dreier" zu Hause einfahren? Gegen die Hamburg Freezers soll am Sonntag (18:30 Uhr) endlich auch zu Hause wieder gepunktet werden. Trainer Doug Mason kann dabei auch wieder auf Verteidiger Dean Melanson bauen, der nach seiner abgesessenen Sperre wieder spielberechtigt ist. Wir sprachen vor dem wichtigen Heimspiel gegen die Freezers kurz mit dem Headcoach der Roosters:
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Wer steht am Sonntag gegen die Freezers im
Tor?
Doug Mason: Mike Fountain.
Dean Melanson kehrt nach seiner Sperre ins Team zurück. Ändert sich dadurch
etwas an der Zusammenstellung der Blöcke?
Nein gar nicht. Wir spielen mit den sieben Mann. Am Freitag in Berlin haben wir
nur mit drei Abwehrpaaren gespielt. Nun müssen wir natürlich wieder ein
bisschen rotieren. Aber das haben wir immer gemacht seit Dean Melanson bei uns
ist.
Viele Fans haben den Eindruck, dass Team und Trainer nicht bewusst ist, was
Eishockey für die Iserlohner Fans bedeutet. Wie intensiv haben Sie sich vor
Ihrem Amtsantritt mit dem Iserlohner Umfeld beschäftigt und wie wichtig ist
Ihnen der Kontakt zu den Fans?
Der Kontakt mit den Fans ist super wichtig. Aber ich möchte das eigentlich
umdrehen. Ich glaube auch, dass dem Publikum nicht bewusst ist, wie gerne die
Jungs gewinnen wollen. Sie denken, dass uns nicht bewusst ist, was das Eishockey
in Iserlohn bedeutet. Aber das ist nicht richtig. Wir sind uns 100% bewusst, was
es bedeutet. Aber das bedeutet es nicht nur in Iserlohn. Das ist in jeder Stadt
so, wo Eishockey gespielt wird. Ich glaube, die Frage ist: Ist den Fans bewusst,
wie enttäuscht, wie traurig und wie schlimm die Stimmung in der Kabine ist,
wenn die Jungs verlieren? Ich glaube nicht, dass den Spielern alles egal ist und
ihnen nur wichtig ist den Lohn pünktlich zu bekommen. Das glaube ich nicht. Ich
glaube, dass dem Publikum nicht bewusst ist, was mit den Jungs in unserer Kabine
passiert. Das müssen wir versuchen zu verbessern. Das Publikum hat das Gefühl,
dass uns nicht bewusst ist wie wichtig das Eishockey hier ist. Diese negative
Energie beim Publikum müssen wir mit der negativen Energie der Mannschaft - die
gegen die Schiedsrichter "kämpft", mit Wasserflaschen wirft und aus
Frust die Stöcke zerschlägt - kombinieren. Die negative Energie der Mannschaft
und die negative Energie des Publikums ist ein Ergebnis des Frusts, der beiden
Gruppen gegeneinander. Diese negativen Energien müssen wir kombinieren und in
positive Energie umwandeln. Das habe ich den Jungs gesagt und sie haben am
Freitag in Berlin einen guten Schritt nach vorne gemacht. Ich habe ihnen gesagt,
dass niemand, aber auch wirklich niemand etwas gegen den Schiedsrichter sagen
soll. Wenn das Publikum morgen gegen Hamburg auf die Tribüne kommt, uns von
Anfang an unterstützt und niemand pfeift, dann können wir diese negative
Energie in positive ändern. Hoffentlich wird das dann eine Top-Leistung mit
einem Sieg. Das ist es, was wir alle wollen. Nicht Herz, nicht Kampf, keine
Tore. Beide Seiten wollen nur den Sieg. Diese negative Energie muss positiv
gesteuert werden und dann geht auch der Frust weg.
Die Fans wollen Ihnen morgen nach dem Spiel Briefe übergeben, in denen sie
niedergeschrieben haben, was Ihnen Eishockey bedeutet. Kann das eine zusätzliche
Motivation sein oder geht da die Einflussnahme der Fans zu weit?
Ich kann das verstehen. Es ist natürlich etwas, was ich nicht jede Woche sehen
will. Aber in diesem Fall kann ich das gut verstehen. Ich habe kein Problem
damit. Gerne werde ich diese Briefe annehmen. Wenn die Leute Fragen haben, dann
will ich auch mit ihnen darüber reden. Ich finde, dass wir diese negative
Energie umkehren müssen. Das gilt auch für das Publikum. Ich verstehe 100%ig ,
dass sie gefrustet sind. Sie bezahlen Geld und erwarten Ergebnisse. Sie sagen
immer, dass sie Kampf erwarten, aber sie erwarten auch Ergebnisse. Wir sind auch
enttäuscht, wenn wir verlieren. Wir müssen zusammen arbeiten.
Wunsch ist also, dass Mannschaft und Fans zukünftig stimmungsmäßig wieder
an einem Strang in eine Richtung ziehen? Kann man das so sagen?
Berlin am Freitag war ein gutes Vorbild: Wir spielen gegen die nach meiner
Meinung beste Mannschaft. Die Erwartungshaltung bei den Eisbären ist natürlich
viel höher als hier. Dieses Publikum erwartet immer einen Sieg. Wir führen
dort mit 2:0. Der Tabellenzwölfte führt bei noch zehn Minuten verbleibender
Spielzeit mit 2:0. Niemand hat dort gepfiffen oder etwas geschrieen. Sie haben
die Mannschaft angefeuert. Ich denke: "Was ist falsch hier"? Sie sind
Tabellenerster und müssten eigentlich sauer sein, weil sie aus neun Möglichkeiten
kein Tor in Überzahl geschossen haben. Die Fans dort wollten der Mannschaft
helfen, um Iserlohn zu schlagen. Dann denke ich: "Was ist hier
falsch?" Die müssten doch eigentlich so gefrustet sein, dass der
Tabellenzwölfte 2:0 führt. In Iserlohn müssen wir diese Unterstützung auch
vom Publikum bekommen. Pierre Pagé hat nach dem Spiel das Berliner Publikum als
das Beste in Deutschland bezeichnet. Es war wirklich unglaublich.
Im Hintergrund arbeitet man bei den Roosters bereits am Team 2004/2005.
Werden Sie mit in die Planungen einbezogen?
Ja natürlich. Ich bin die Hauptfigur. Das ist mein Job. Auch wenn ich nicht
bleibe, dann muss ich meinen Vertrag erfüllen. Ich habe meiner Frau gesagt,
dass ich nach der Saison mit Teal Fowler nach Amerika gehe, um zu scouten. Auch
wenn ich nicht zurück kommen sollte, dann möchte ich sagen können, dass ich
geholfen habe, eine starke Mannschaft zusammen zu stellen. Das ist mein Stolz.
Ich will helfen. Wenn ich zurück komme, dann ist es natürlich noch wichtiger.
Ich bin in alle Entscheidungen einbezogen. Ich finde es ist wichtig, dass der
Trainer bei diesen Sachen etwas zu sagen hat.
(Mit freundlicher Genehmigung von
www.hockeywelt.de)