Die zwei Gesichter der DEG
Wutentbrannt warf Jean-Sebastien Aubin am Sonntag seine Tasche ins
Gepäckfach und verschwand im Mannschaftsbus der Düsseldorfer EG, der kurz
darauf die Arena der Hamburg Freezers verließ. Der Torhüter war nach dem 1:2
beim Tabellen-Letzten mächtig angefressen. "Wenn einer sauer sein darf, dann
er. Jean ist der einzige, der konstant gute Leistungen zeigt. Dabei wird er
von seinen Mitspielern oft im Stich gelassen und ich bin froh, wenn er
seinem Ärger darüber jetzt auch einmal Luft verschafft. Er hat das Recht
dazu", sagte DEG-Manager Lance Nethery und ergänzte: "Ohne ihn hätten wir in
Hamburg noch nicht einmal einen Punkt geholt."
Einmal mehr hatte die DEG am Wochenende wieder ihre zwei Gesichter gezeigt.
Das Phantom der Deutschen Eishockey Liga (DEL) präsentierte beim 4:0 über
die Kölner Haie am Freitag zunächst sein hübsches Antlitz, um keine 48
Stunden später ihre Fans mit der hässlichen Fratze zu erschrecken. "Sicher
hätten wir dem Gegner unser Spiel aufzwingen müssen, aber Hamburg hat auch
seine beste Saison-Leistung gezeigt und wir immerhin zwei Drittel ein 0:0
gehalten, was auswärts gar nicht so schlecht ist", sagte Marian Bazany. Der
Routinier gehörte zwar noch zu den soliden Akteuren, doch seine Meinung
konnte Manager Nethery überhaupt nicht teilen. "Ich glaube, die Spieler
haben eine komplett andere Partie gesehen. Ich bin überhaupt nicht
zufrieden. Für unser Potenzial war das viel zu wenig."
Den Spielern gelingt es einfach nicht, Konstanz in ihre Leistungen zu
bekommen. Glanzvollen Auftritten wie gegen Mannheim (4:2), Berlin (6:2) oder
Köln folgt mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks der Rückschlag. Es
fehlt der seriöse Umgang mit der Alltagsarbeit, was Verteidiger Korbinian
Holzer unfreiwillig zugab. "Wir haben uns auf das Niveau des
Tabellenschlusslichts herunterziehen lassen." Nicht zum ersten Mal in dieser
Spielzeit wurde es bestraft.
"So haben wir schon elf Punkte verschenkt", sagte Nethery, der vor allen
Dingen seinen Stürmern Vorwürfe macht. "Denen fehlt der Killerinstinkt. Sie
nutzen ihre Schnelligkeit und Exposivität einfach nicht aus. Wer in 17
Spielen siebenmal zwei oder weniger Tore schießt, der kann in dieser Liga
kaum gewinnen." Nur vier Teams haben derzeit seltener getroffen als die DEG.
So droht das graue Tabellen-Mittelfeld sein Phantom noch länger
festzuhalten. Und Jean-Sebastien Aubin weiter Frust.
Von Thomas Schulz