Die Zukunft lernt in der Gegenwart von der Vergangenheit Capla Hockey Academy

Hallo Herr Capla, ab Ende Juli bieten Sie wieder Kurse in Hamburg an. Stehen Sie schon quasi in den ’Startlöchern“?
Boris Capla: Ja, ich freue mich schon, aber bis die Kurse beginnen gibt es noch viel zu tun — die Zeit läuft davon.
Wo liegen in der Capla Hockey Academy die Trainingsschwerpunkte?
Boris Capla: Das hängt vom Alter und Entwicklungsstand der jeweiligen Teilnehmer ab. Wir wollen, dass sich die Teilnehmer individuell verbessern. Die Trainingsschwerpunkte werden dem Niveau der Trainingsgruppen angepasst. Dieses Jahr haben wir in den Jahrgängen 2001 bis 2007 viele Teilnehmer aus dem Ausland, d. h. wir erwarten ein leistungsstarkes Camp. Grundsätzlich aber konzentrieren wir uns beim Eistraining auf Lauf- und Stocktechnik, Angriffs- und Abwehreinzeltätigkeit und Spielverständnis. Dazu kommen noch Athletik, Koordination und Konzentration. Die Torhüter haben noch ein spezielles Trainingsprogramm.
Gibt es weitere Trainer, die sich an der Hockey Academy beteiligen und ihr Wissen und ihre Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben?
Boris Capla: Die Capla Hockey Academy ist vereinsunabhängig, d.h. wir verpflichten Trainer punktuell für die jeweiligen Camps. Jeder Trainer muss eine Trainerausbildung und Erfahrung im Nachwuchsbereich haben, sowie mindestens zwei Sprachen sprechen. Wir wollen eine Mischung aus Trainern, die Erfahrung im internationalen Profibereich haben und guten Nachwuchstrainern. In Hamburg werden u.a. Zdeno Ciger und Roman Cechmanek, zwei ehemalige Weltklasse Spieler bzw. Torwart, den Teilnehmern ihr Wissen vermitteln.
Was unterscheidet die Capla Hockey Academy von anderen Eishockeyschulen?
Boris Capla: Unsere Philosophie ist es dem jungen Eishockeyspieler/in ein intensives, leistungsbezogenes, aber vor allem auf individuelle Verbesserung ausgearbeitetes Trainingsprogramm anzubieten. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Sport- und Bewegungsmedizin Hamburg haben wir sportdiagnostische Tests entwickelt, um die Teilnehmer noch effektiver entsprechend ihrer Persönlichkeit und ihres Leistungspotentiales zu verbessern. Eine zusätzliche Motivation für die Teilnehmer ist, dass ihr Leistungspotential von erfahrenen Trainern beurteilt wird und sie sich vor diesen neu beweisen müssen. Sie machen zudem viele neue kulturelle, sprachliche und soziale Erfahrungen. Wir legen Wert darauf, unsere Teilnehmer nicht nur körperlich zu fordern.
Neben dem Eistraining wird auch Wert auf Ausgleichssport und auf Prinzipien gelegt. Warum sind auch gerade diese Punkte so wichtig für einen Nachwuchsspieler?
Boris Capla: Eishockey ist eine komplexe Sportart. Gute Eishockeyspieler und Torhüter beherrschen auch andere Sportarten. Ein Eishockeyspieler sollte, vor allem in jungen Jahren, verschiedene Sportarten ausüben. Verhaltensrichtlinien sind in der heutigen, schnelllebigen Zeit für die Entwicklung von jungen Sportlern sehr wichtig und können auch ein Leitfaden für das Leben sein. Unsere ’Starting Six — Verhaltensrichtlinien“ sind: Selbstvertrauen — Disziplin — Willen — Fleiß — Fairplay — Respekt.
Interessant ist, dass Sie auch eine mehrsprachige Kursführung und ein Seminar für Eltern anbieten. Aus welchen anderen Nationen nehmen Jugendliche an den Kursen teil und warum ist für Sie die Einbindung der Eltern wichtig?
Boris Capla: Wir wollen unseren Teilnehmern die Möglichkeit geben sich mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern zu messen und neue Erfahrungen zu sammeln. Es gibt den jungen Sportlern ein zusätzliches Selbstvertrauen und stachelt ihren Ehrgeiz an, wenn sie mit Spielern aus anderen Ländern trainieren. Unsere Teilnehmer kommen überwiegend aus Deutschland, Tschechien, Slowakei, Dänemark, Russland aber auch aus USA, Spanien, Frankreich, Holland. Wir hatten aber auch einige ’Exoten“ aus Neuseeland oder den Vereinigten Emiraten. Trotz der Internationalität oder gerade deswegen soll jeder Teilnehmer auch in seiner Muttersprache angesprochen werden können.
Wir geben den Eltern Tipps, wie sie z. Bsp. die sportliche Entwicklung ihrer Kinder unterstützen können oder welche Dinge sie besser Fachleuten überlassen sollten. Viele Eltern müssen sich mit der Situation ’einen Sportler in der Familie zu haben“, erst zurechtfinden. Andererseits kann ein Kind ohne die Bereitschaft und Unterstützung der Eltern nicht am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen.
Ist das auch ein Grund warum Sie ein Buch zum Thema Talent schreiben?
Die Idee zu dem Buch hatte ich vor einigen Jahren und habe auch schon eine Menge Zeit reingesteckt und sehr viel Information gesammelt. Das Thema Talenterkennung und Förderung sowie die grundsätzliche Definition von Talent interessiert mich. Der Begriff Talent assoziiert viele Eigenschaften und Anforderungen an einen Menschen. Ein Talent zu erkennen ist schwer, damit umzugehen aber auch.
Die Capla Hockey Academy hat ihren Ursprung 1974. Ihr Vater ’Jojo“ Capla hatte seinerzeit die erste deutsche Eishockeyschule ins Leben gerufen. Wie sehen Sie die Zukunft für deutsche Nachwuchsspieler?
Boris Capla: Spieler, die ihre Wurzeln in der deutschen Nachwuchsausbildung haben und den Sprung in den Profibereich geschafft haben, sind die ’wahren“ Vorbilder. Nachwuchsspieler, die ihren Traum verwirklichen wollen, können von diesen Spielern sehr viel lernen. Dies war auch der Grund warum ’Jojo“ 1974 in Füssen die erste deutsche Eishockeyschule veranstaltete — ehemalige Spieler und erfahrene Trainer vermitteln ihr Wissen und ihre Leidenschaft an junge Eishockeyspieler.
Wichtig ist das der Nachwuchsspieler eine Perspektive hat und es in die DEL schaffen kann. Hier müssen die Clubs und der Verband die Bedingungen gewährleisten damit das Berufsbild Eishockeyspieler nicht verloren geht.
Sie haben zwei Jahre in der Tschechischen Republik für Pirati Chomutov und vorher über zehn Jahre erfolgreich als Sportdirektor in der DEL gearbeitet. War die Arbeit in Tschechien lehrreich?
Ja, es war sehr interessant dort zu arbeiten. Als deutscher Sportdirektor wurde ich am Anfang belächelt, als gebürtiger Slowake geduldet — ich musste mich gegenüber absoluten Fachleuten beweisen. Am Ende war es eine für beide Seiten erfolgreiche Zusammenarbeit. Das tschechische Eishockey ist aufgebaut auf seiner Historie und Tradition. Andererseits suchen der Verband und die Vereine nach stets nach neuen Methoden um das Eishockey weiter zu entwickeln, aber ohne dabei die eigene Identität aufzugeben. Leider ist dies im deutschen Eishockey nicht der Fall.
Viele Eishockeyfreunde kennen Sie noch aus Ihrer aktiven Zeit als Spieler (u.a. Kaufbeuren, Augsburg, Berlin, Krefeld, Kassel) und natürlich auch als Manager in München und Hamburg. Wie intensiv können Sie das Profieishockey verfolgen?
Boris Capla: Ich verfolge das Geschehen und die Entwicklung des Eishockeys national und international sehr genau und treffe mich regelmäßig mit Managern, Spielern und Trainern. Ich sehe meine berufliche Zukunft weiterhin im Profibereich, aber die Arbeit im Nachwuchsbereich erdet mich und hilft mir, Probleme aus einem anderen Blickwinkel zu lösen.
Wer Interesse an der Capla Hockey Academy hat, kann sich unter capla.eu informieren. Dort finden Sie alle Infos zu den Kursen.