Die Zukunft des deutschen Eishockeys - Visionen, Wünsche, Vorstellungen

Um den Jahreswechsel kam eine Diskussion
um die Zukunft des deutschen Eishockeys in Gang, die sich um das Unternehmen WM
2010 im eigenen Lande, die Perspektiven dafür und die nötigen Maßnahmen zur
Verbesserung der Nachwuchsentwicklung in Deutschland dreht.
Die Manager der Adler Mannheim, Markus Kuhl, und der Eisbären Berlin, Peter
John Lee brachten diese mit ihren Äußerungen in der Presse ins Rollen.
Unser Kolumnist Alexander Brandt nahm sie
auf und fragte in einem seiner „Bandenchecks“ nach den Visionen der Macher im
deutschen Eishockey. Was denken Kuhls und Lees Kollegen an den zwölf anderen
DEL-Standorten über dieses Thema? Das zu erfahren, stellten die
Hockeyweb-Redakteure Oliver Koch und Matthias Eckart einen Katalog von fünf Fragen zusammen und
baten die DEL-Manager um ihr Statement. In einer Serie legen wir das Ergebnis
dieser Umfrage vor.
Heute: Boris Capla von den Hamburg
Freezers
Sechzehn oder weniger Mannschaften, welche
Konstellation könnte die sportliche Qualität der DEL am ehesten steigern?
Aufgrund des bestehenden
Kooperationsvertrages kann die DEL bis zu 16 Mannschaften umfassen.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir über eine Reduzierung der Liga erst
im Zusammenhang mit einem neuen Kooperationsvertrag sprechen können. Alles
andere bringt zu viel Planungsunsicherheit.
Wie viele Ausländerlizenzen pro DEL-Team
betrachten Sie derzeit als realistisch und wo liegt Ihrer Meinung nach
perspektivisch die Schmerzgrenze?
Auch hier muss man zu erst einmal wissen,
wie viele Mannschaften in der Liga spielen. Es macht keinen Sinn kurzfristig
die Ausländerlizenzen zu senken, wenn im Gegenzug die Liga bis auf 16
Mannschaften wachsen kann, bzw. wächst. Ich persönlich würde vorschlagen die
Anzahl der deutschen Spieler, die älter sind als 35 Jahre, pro Team zu
begrenzen. Der Grund dafür ist die in der nächsten Zeit auf uns zukommende
Einbürgerung von zahlreichen Spielern. Denn im Prinzip sind es auch die
„älteren“ Deutschen, bzw. eingebürgerten Deutschen, die den jüngeren Spielern
die Eiszeit nehmen.
Glauben Sie, dass eine zeitweise Absenkung
des sportlichen Niveaus in der DEL zu Gunsten der Integration junger deutscher
Spieler vermittelbar ist?
Ziel muss es sein, dass unsere U-18, U-19
und U-20 Nationalmannschaften in der Lage sind unter den ersten 6, bzw. mit den
ersten 6 Mannschaften in der Welt mithalten zu können. Es macht wenig Sinn das
Niveau der DEL soweit zu senken, dass möglichst viele junge Spieler in der Liga
spielen können, denn dann wäre die Liga nicht mehr in der Lage diese Spieler
soweit weiter zu entwickeln, dass diese und somit auch die A-Nationalmannschaft
international eine Rolle spielen können. Denn das Ziel sollte sein, dass die
jungen deutschen Spieler sich zu Nationalspielern entwickeln.
Welche Maßnahmen müssen Ihrer Meinung nach
ergriffen, welche Schwierigkeiten überwunden werden, damit alle DEL-Teams die
Entwicklung junger deutscher Spieler intensivieren? Was wären Ihre Vorschläge
dazu?
Wie bereits erwähnt würde ich die Anzahl
pro Mannschaft der Spieler, die über 35 Jahre alt sind, begrenzen und zwar
durchgängig durch alle 3 Ligen (z. B. DEL - 2, 2. Bundesliga - 1 und Oberliga -
0). Des Weiteren sollte die DNL um mindestens 1 Jahr für die jungen Spieler
verlängert werden. Um die Nachwuchsarbeit zu verbessern bedarf es zu allererst
einer vernünftigen Infrastruktur. D.h. wir haben nicht genug überdachte
Eisflächen, was wiederum zur Folge hat, dass nicht genug Trainingszeiten zu
normalen Tageszeiten zur Verfügung stehen. Vielen Nachwuchsmannschaften müssen
zu sehr „elternunfreundlichen“ Zeiten trainieren, was zur Folge hat, dass teilweise
die Eltern das Interesse aufgrund des Aufwands verlieren. Man könnte festlegen,
dass jeder DEL-Standort, bzw. auch Bundesliga 2 – Standort im Verhältnis zur
Einwohnerzahl des Standortes eine Anzahl von überdachten Eisflächen, bzw.
Trainingszeiten zur Verfügung haben muss.
Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach
das Abschneiden deutscher Auswahlmannschaften bei WM und vergleichbaren
internationalen Wettbewerben auf das Produkt DEL?
Das kommt
maßgeblich auf die Berichterstattung über die jeweilige Veranstaltung an. Ich
persönlich halte es für außerordentlich unglücklich, dass die Eishockey-WM in
Deutschland nur an 2 Standorten ausgetragen wird.
Vielen Dank Herr Capla!
„Die Zukunft des deutschen Eishockeys -
Visionen, Wünsche, Vorstellungen - Die DEL Manager antworten“ ist eine
Hockeyweb-Serie von Oliver Koch und Matthias Eckart.
Bisher erschienende Artikel:
Stefan Wagner vom ERC Ingolstadt
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?r=1&nv=1I0&a=25592
Peter John Lee von den Eisbären Berlin
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?r=1&nv=1I0&a=25697
Lance Nethery von der Metro Düsseldorf
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?r=1&nv=1I0&a=25750
Bernd Kress von den Frankfurt Lions
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?r=1&nv=1I0&a=25827
Rodion Pauels von den Kölner Haien
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?r=1&nv=1I0&a=25878
Markus Kuhl von den Adler Mannheim
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?r=1&nv=1I0&a=25940
Marco Stichnoth von den Hannover Scorpions
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?a=26033
Otto Sykora von den Sinupret Ice Tigers
http://www.hockeyweb.de/artikel.php?a=26069