Die Straubing Tigers siegen weiterRennen um Platz 10
4:58 Minuten DEL-Luft
Es begann kurios, denn noch vor dem Eröffnungsbully mussten die Tigers ihren Torwart wechseln. Dimitri Pätzold, der für den verletzten Matt Climie starten sollte, brach bei Warm-up die Kufe und musste so Daniel Filimonow Platz machen. Für Filimonov war das genauso überraschend wie für jeden andern im Stadion: „Der Einsatz kam sehr überraschend, aber ich glaube, es ist auch besser, dass ich es vorher nicht gewusst habe, sonst hätte ich mir noch mehr Gedanken gemacht.“ Straubings Verteidiger Maury Edwards erinnert sich: „Ja, das war ungewöhnlicher Start.“ Er lacht und meint weiter: „Er kommt rein und macht das gut und bekommt ein paar Minuten.“ Der 20-jährige Youngster kam so unverhofft zu seinen ersten DEL-Minuten. 4:58 Minuten, um genau zu sein. Keine Frage, dass der junge Goalie nervös war. Er berichtet: „Richtig viel denken konnte ich eigentlich nicht. Nervös war ich sehr, ja. Ich habe mir einfach selber die ganze Zeit zugesprochen – es ist nur ein Eishockeyspiel, habe ich schon mehrere gemacht. Natürlich ein anderes Niveau. Im Endeffekt muss ich einfach meine Leistung abrufen, das habe ich dann versucht. Aber ich war nervöser als in jedem andern Spiel.“ „Saugeil“, freute sich auch Kapitän Sandro Schönberger mit einem breiten Lachen. „Es freut mich für Fili. Er ist oft da, wenn Dimi oder Clims nicht können. Er stellt sich in den Dienst der Mannschaft und es freut mich, dass er reingekommen ist und ein paar Schüsse bekommen hat – super.“ Doch es ging auch nicht alltäglich weiter. Denn der erste Schuss ging „an den Kopf. Willkommen in der Liga – sensationell“, schmunzelt der Kapitän. Straubings Coach Larry Mitchell sagte nach dem Spiel zu dem überraschenden Einsatz: „Der Tag gehört Daniel Filimonow. Er war sehr überrascht, als Pätzolds Kufe gebrochen ist. Er ist rein und hatte 20 Cheerleader auf der Bank gehabt. Es freut mich für Fili. Es ist keine einfache Situation. Er ist zweiter Torwart in Deggendorf und jedes Mal, wenn wir in anrufen, gibt er sein Bestes.“
Nach dem Spiel
Nach dem Spiel wurde „Fili“ von der Mannschaft zum Spieler des Tages gewählt. Das bestimmt immer der Beste des letzten Spiels. Filimonov erzählt: „Bekommen habe ich das Trikot von Stefan Loibl, aber alle andern haben auch gejubelt.“ Danach durfte er die Straubinger Feierbande anführen. Und die ließen ihn erstmal alleine aufs Eis. „Ich habe gemeint, die kommen mit mir aufs Eis, aber dann musste ich die erste Runde alleine fahren. War ein tolles Erlebnis“, grinst der Überraschungsgoalie. „Das hat er sich verdient. Die paar Saves, die er am Anfang hatte, waren wichtig“, meinte Edwards und Schönberger sagte: „Da muss er dann durch. Die Zuschauer haben auch richtig gefeiert.“ Ein einsamer Filimonow auf dem Eis wurde von den Fans ordentlich abgefeiert. Dabei zeigte „Fili“ durchaus Entertainer-Qualitäten, denn die letzte Laola deutete er nur an und zeigte stattdessen einen Diver.
Das Spiel
Neben den ersten DEL-Minuten von Daniel Filimonow gab es auch noch ein Eishockeyspiel. Dabei waren die Hausherren natürlich zunächst bemüht, den Puck möglichst weit vom eigenen Gehäuse fern zu halten. Ein fast schon weiteres Kuriosum war die Tatsache, dass die Straubinger in zwei Überzahlen kein Tor machen konnten. Bei Drittelende führten sie aber dennoch durch zwei durchaus sehenswerte Treffer. Vor allem das Tor zum 2:0 durch James Bettauer dürfte auf direktem Weg in die Top-Ten der Woche sein.
Im Mitteldrittel dauerte es einige Minuten, bis die Gäste wieder ins Spiel fanden. Besser waren die Hausherren unterwegs, doch Zählbares gelang auch ihnen zunächst nicht. Aber die Niederbayern sielten und spielten und wurden zur Drittelmitte auch belohnt. 3:0 und die erste kleine Party begann auf den Rängen. In Überzahl freute sich der Tigers-Anhang schon auf den vierten Treffer, doch auch in diesem Drittel sollte das nicht klappen. Den Anschluss machten die Schwäne, als sie gerade wieder komplett waren.
Noch 20 Minuten blieben den Wild Wings, doch zunächst der nächste Schreckmoment für die Niederbayern. Dylan Yeo musste gebückt und offensichtlich unter Schmerzen in die Kabine. Wie wichtig Yeo für die Tigers ist, sieht man auch daran, dass der Sportliche Leiter Jason Dunham sich sofort erkundigen ging. Doch die Entwarnung kam schnell und Dylan Yeo stand nach ein paar Minuten wieder auf dem Eis. Was die Gäste brauchten, war ein Tor. Und es fiel. Uli Maurer machte es. Larry Mitchell musste das hinnehmen, wie seine Mannschaft auch und er meint dazu: „Obwohl wir sehr gut gespielt haben und ich der Mannschaft nichts vorwerfen kann, war es 3:2 und dann ist es völlig offen. Knackpunkt heute war das vierte Tor von Derek Whitemore.“ Whitemore, der zuletzt nur auf der Tribüne zusehen musste, bekommt noch ein Sonderlob für seine fleißige und vorbildliche Trainingsarbeit. Auch jetzt strahlten die Niederbayern Siegessicherheit aus, die Tigers waren nicht aus der Ruhe zu bringen. Obendrauf gab es dann noch einen Empty-Neter.
Stimmen zu Spiel
Auch wenn sich sein Team nie aufgegeben hat, blieb Schwenningens Coach Pat Cortina am Ende nur die Gratulation an das Siegerteam: „Ich glaube, Straubing war sehr stark und von Anfang an klar die bessere Mannschaft. Wir waren unter Druck und haben oft die Scheibe verloren. Wir waren nicht so stark vor unserm Tor. Die Tigers haben den Sieg verdient.“ Sein Gegenüber Larry Mitchell und die Straubing Tigers wussten aber scheinbar, was sie erwarten wird: „Wir haben ein Ziel gehabt. Wir wollten den Rückenwind aus den letzten fünf Spielen von Anfang an mitnehmen. Wir wussten, dass Schwenningen gestern angereist war und bereit war für ein großes Spiel und wir wollten genauso bereit sein.“ Auch wenn es am Ende drei Tore Unterschied waren und beide Coaches die Niederbayern als besser sahen, so groß waren diese Unterschiede nicht. So meinte Maury Edwards: „Wo genau die Unterschiede heute waren, kann ich nicht sagen, aber wir haben heute als komplettes Team gespielt. Vieles hat sehr gut funktioniert.“ Schönberger faste es so zusammen: „Wir haben es über weite Strecken gut gemacht. Ich denke, wir haben 50 Minuten sehr gutes Eishockey gespielt haben, nur zehn Minuten waren nicht so. Aber nach den Siegen sind wir gefestigt und haben Selbstvertrauen und dann gewinnst du das Spiel.“
Tore: 1:0 (7.) Adam Mitchell (James Bettauer, Mike Connolly), 2:0 (20.) James Bettauer (Mike Hedden, Sean Sullivan), 3:0 (32.) Maury Edwards (Tim Miller, Stefan Loibl), 3:1 (37.) István Bartalis (Andreé Hult, Simon Danner), 3:2 (48.) Uli Maurer (Will Acton, Jérôme Samson), 4:2 (51.) Derek Whitmore (Dylan Yeo, Scott Timmins), 5:2 (59.EN) Adam Mitchell (Mike Hedden).
Schiedsrichter: Markus Krawinkel, Daniel Piechaczek; Linienrichter: Norbert van der Heyd, Stephan Waldner.
Strafen: Straubing 2; Schwenningen 8.
Zuschauer: 4.202.