Die Sorge der Krefeld Pinguine um ihre HeimatKommentar zur Diskussion um den DEL-Standort Krefeld
Die Krefelder Fans sorgen sich um die Zukunft ihrer Pinguine. (Foto: Imago)Krefeld, die weltberühmte Samt- und Seidenstadt – eine Attraktion für den gesamten Niederrhein und weit darüber hinaus: so hört man es gerne im Rathaus, und so wird es in entsprechenden Hochglanzbroschüren der Stadt auch dargestellt. Betrachten wir aus aktuellem Anlass einen Aspekt, der zur Attraktivität einer Stadt beiträgt: den Sport. Was hat Krefeld auf diesem Feld zu bieten, das nicht nur die Bewohner des jeweiligen Stadtteils interessiert, in dem der Fußballclub X oder der Handballverein Y zu Hause ist? Die Zeiten eines deutschen Feldhandballmeisters TV Oppum sind längst vorbei, dem Grotenburg-Stadion, in den Jahren bis 1995 für den KFC – damals Bayer Uerdingen – mehrfach ausgebaut, drohte in letzter Zeit nach Medienberichten immer mal wieder der Abriss. Publikumswirksame Sportereignisse – und das soll keine Kritik an Basketballern, Hockeyspielern oder Schach-Bundesligamannschaften sein – fehlen in Krefeld – mit Ausnahme der Erstligapartien des DEL-Clubs Krefeld Pinguine, die rund 130.000 Zuschauer pro Saison in den König-Palast locken. Aber das wird, wenn die Politik weiter schläft, auch bald Geschichte sein, denn in spätestens drei Wochen muss der neue Mietvertrag für den „KöPa“ unterzeichnet sein, und das, obwohl die Pinguine schon vor zehn Monaten einen detaillierten Vertragsentwurf vorgelegt hatten. Doch wegen der Kommunalwahlen geschah ein halbes Jahr lang nichts. Nun überraschte die grüne Aufsichtsratsvorsitzende der Seidenweberhaus-GmbH, Barbara Behr, deren Interesse am Sportgeschehen der Stadt getrost bezweifelt werden darf, mit den Aussagen, der neue Mietvertrag müsse für die Stadt profitabler sein als der alte. So erklärte sie: „Wir sind die Spielstätte. Wie der Verein sich finanziell aufstellt, hat ja mit uns nichts zu tun“ (WDR III Lokalzeit am 15. Januar) – eine Feststellung, die nicht gerade von Verbundenheit mit der Krefelder Bevölkerung und sicherem Instinkt für die Belange der Allgemeinheit und finanziellem Sachverstand zeugt. Entgangen sind der grünen Finanzpolitikerin, die offenbar die Schließung der Krefelder Haushaltslöcher im Sinn hat, dabei unter anderem die folgenden Tatsachen:
1. Als der „KöPa“ vor zehn Jahren gebaut wurde, tat man dies, weil Krefeld ein zeitgemäßes Eisstadion brauchte, in dem zur besseren Finanzierung auch andere Ereignisse stattfinden konnten, und nicht, um dort einmal in zehn Jahren ein Handball-Länderspiel auszutragen.
2. Es dürfte nirgendwo eine Sporthalle, ein Museum oder Theater, Badezentrum oder Eisstadion geben, das keinerlei Belastung für den kommunalen Haushalt darstellt.
3. Es gibt für die Immobilie König-Palast keinen anderen Hauptmieter – ein Dauer-Spielbetrieb von Vereinen aus Nachbarstädten ist reine Illusion.
4. Die Pinguine sind kein Verein, der finanziell auf Rosen gebettet ist. Ihr DEL-Etat ist einer der kleinsten. Mit anderen finanziellen Möglichkeiten wären auch ihre sportlichen Perspektiven besser.
5. Seit dem Bau des „KöPa“ verzichtet die Stadt freiwillig darauf, die Benutzung der Eisfläche auch für andere Clubs möglich und erschwinglich zu machen (Einnahmeverlust mindestens € 40.000 pro Jahr). Der „KöPa“ steht fast immer leer.
Nachdem deutschlandweite Fan-Proteste ‚Pro DEL-Standort Krefeld‘ auch von einigen Krefelder Politikern wahrgenommen worden sind, nachdem sogar der Erz-Rivale Düsseldorf seine Sympathie für die Pinguine in der Presse bekundet, nachdem das Krefelder Fan-Projekt und die Pinguine Supporters eine Unterschriften-Aktion gestartet haben, der sich in drei Tagen schon über 5.000 Menschen angeschlossen haben (https://www.change.org/p/pro-del-standort-krefeld), könnte man hoffen, dass die fast unendliche Geschichte um den Abschluss eines neuen Mietvertrages doch noch zu einem guten Ende kommt; schließlich schätzte Philibert Reuters, der CDU-Fraktionschef im Krefelder Stadtrat, die Chancen auf eine Einigung mit 80:20 ein, Benedikt Winzen, der stellvertretende SPD-Fraktionschef, sprach von einer realistischen Chance zur Einigung (WDR III, Lokalzeit am 20. Januar). In der gleichen Sendung sagte Wilfried Fabel, Ex-Fraktionschef der Krefelder CDU, der die Schuld an dem Hick-Hack bei den Parteien sieht: „Möglicherweise fehlt es da an dem Rückgrat zu sagen: Wir machen das. Für Krefeld brauchen wir diese Sportart.“ Den Mitgliedern der beiden Mehrheitsfraktionen im Krefelder Stadtrat gab er dann noch mit auf den Weg: „Ich hab‘ das Gefühl, die CDU wartet auf die SPD, und die SPD wartet auf die CDU und umgekehrt. Wenn die Jungs alle mal Hintern in der Hose hätten, dann würden sie das jetzt entscheiden.“
Ob das für die Krefelder Bevölkerung Undenkbare geschieht, dass das „echte Aushängeschild“ der Stadt – die Krefeld Pinguine – unwiederbringlich verschwindet, ob die Stadt auf die von den Pinguinen angebotene Jahresmiete von € 330.000 und die durch den Spielbetrieb generierten Einnahmen im Umfeld des Eishockeys verzichten will und sich somit gleich mehrfach ins eigene (finanzielle) Fleisch schneidet, auch weil dann das Weiterbestehen des „KöPa“ wohl äußerst fraglich würde, bleibt abzuwarten. Die Pinguine haben in den letzten Jahren sicher ihren Anteil zum Anspruch der Stadt, das Oberzentrum am linken Niederrhein zu sein, beigetragen. Ob die Kommunalpolitik da mithalten kann oder parteipolitische Interessen über das Bürgerwohl gestellt werden, bleibt abzuwarten. Nur noch gut 14 Tage sind Zeit – maximal.