Die Minimalisten aus DüsseldorfTeamcheck: Düsseldorfer EG

Doch obwohl die Rot-Gelben nur 131 Mal trafen – und damit so selten wie kein anderes Team, das sich 2019/20 für die DEL-Play-offs sportlich qualifiziert hatte – durfte sich die DEG bei Saisonabbruch zwar scherzhaft auf Fanartikeln, aber doch zurecht „12,5 Prozent Deutscher Meister“ nennen, denn kein anderes DEL-Team kassierte weniger als jene 116 Gegentore, die die Rheinländer zugelassen hatten. Tatsächlich sind diese 247 Treffer, die in Spielen mit DEG-Beteiligung gefallen sind, die wenigsten von allen 14 DEL-Teams der Saison 2019/20: 4,75 im Schnitt. Die Minimalisten aus Düsseldorf wurden damit Fünfter und freuten sich daher zurecht auf die Play-offs gegen die Eisbären Berlin. Doch bekanntermaßen machte die Corona-Pandemie einen Strich durch alles weitere.
Nun, neun Monate später, kann endlich die Saison 2020/21 beginnen – wenn auch unter unschönen Voraussetzungen. Die Saison musste verkürzt werden. Und der Gedanke, dass während der gesamten Spielzeit keine Zuschauer zugelassen sein werden, ist alles andere als abwegig. Immerhin konnte die DEG – anders als die ewigen Rivalen aus Köln – am Magenta-Sport-Cup teilnehmen. Der begann zwar mit einem 0:7-Debakel in Wolfsburg, das aber auch deswegen zustandekam, weil seinerzeit zehn Spieler fehlten. Die DEG steigerte sich im Turnierverlauf, wurde Gruppenzweiter und scheiterte im Halbfinale am späteren Turniersieger aus München – ohne dass dies ein Durchmarsch für die roten Bullen gewesen wäre.
Das liegt unter anderem daran, dass die Düsseldorfer den Abgang von Nationaltorhüter Mathias Niederberger in Richtung Berlin offenbar ohne größere Schmerzen verkraften können. Was Youngster Hendrik Hane (20) und der auch nur zwei Jahre ältere Neuzugang Mirko Pantkowski zwischen den Pfosten ablieferten, ließ aus Abschieds- schnell Freudentränen werden. Der Mut, auf junge deutsche Goalies zu setzen, könnte belohnt werden.
Auch im Sturm machte die DEG im Cup-Verlauf keine schlechte Figur – zumindest dann, wenn die richtigen Spieler auf dem Eis standen. Und so fühlte es sich für die Rot-Gelben sehr richtig an, dass Daniel Fischbuch aus Nürnberg zurückgekehrt ist. Der inzwischen 27-Jährige kam im DNL-Alter nach Düsseldorf, machte dort – zunächst noch mit einer Duisburger Förderlizenz ausgestattet – seine ersten Gehversuche im Profi-Eishockey und blieb bis 2016. Über Berlin zog es ihn zu den Franken, wo er gerade seine persönlich erfolgreichste DEL-Saison absolviert hat – mit 19 Toren und 29 Vorlagen. Im Magenta-Cup war er nicht nur mit zwei Toren und fünf Vorlagen der beste DEG-Scorer, er fiel auch auf dem Eis auf. Durch seine guten Ideen – und weil er sich von keinem Gegenspieler etwas gefallen lässt. Auch Maxi Kammerer und Jerome Flaake sorgten im Turnierverlauf für Gefahr. Das gilt übrigens auch für Charlie Jahnke, vergangene Saison ein „Notfalleinkauf“ aus Berlin, der sich inzwischen offenbar im Rheinland richtig wohlfühlt.
Nicht gänzlich ohne Grund verpflichtete die DEG nach Turnierende mit Kyle Cumiskey noch einen weiteren Verteidiger. Zwar kassierte das Team von Trainer Harold Kreis nicht gerade katastrophal viele Gegentore (einmal vom Wolfsburg-Spiel abgesehen), kam aber in den meisten Spielen phasenweise in Situationen, die nicht sattelfest wirkten. Auch die Stürmer Matt Carey und Eugen Alanov kamen erst während des Novembers zum Team. Im Sturm ist der Norweger Mathias From neu, der schon seit seiner Jugend in Schweden gespielt hat. Sicher ein interessanter Neuzugang. Der schmerzlichste Abgang dürfte sicher jener von Luke Adam gen Nürnberg sein.
Alles in allem scheint die DEG aber trotz aller Probleme, die die DEL-Teams in der Corona-Zeit bewältigen müssen, nicht nennenswert schlechter geworden zu sein. Bleiben die richtigen Spieler fit, ist eine sportlich erfolgreiche Saison denkbar. Wie weh diese Spielzeit dennoch tut, zeigt der Saisonauftakt. Denn das Kreis-Team eröffnet die Saison ausgerechnet mit dem Derby bei den Kölner Haien. Hierbei keine Zuschauer begrüßen zu dürfen, versetzt jedem Eishockey-Herzen einen Stich.