Die Hockeyweb-Saisonvorschau 2009/10
Morgen geht es endlich wieder los, das Rennen um Punkte und Plätze
in unserer höchsten Liga. Die 16. DEL-Saison beginnt am Donnerstag um 19.30 Uhr
mit dem Spiel der Adler Mannheim gegen die Nürnberg Ice Tigers. In der
Vorsaison warfen die Badener die Franken mit einer 4:1-Siegesserie aus den
Viertelfinals.
Als heißer Kandidat für die (erneute) Meisterschaft gelten die Eisbären
Berlin. Die Hauptstädter werden von nahezu allen Experten auf den
Favoritenthron gehoben. Gleichen die Eisbären gegen die Adler Mannheim im
Titelrennen mit fünf DEL-Triumphen aus, oder holen die Badener mal wieder die
Trophäe an Rhein und Neckar? Neuerungen halten sich in dieser Saison in
Grenzen. Die wichtigsten: Es wird vor den Play-offs, die bis auf die Qualifikation
(zwei Gewinnspiele) auf drei Gewinnspiele ausgelegt sind, eine Doppelrunde
ausgetragen. Beim unerlaubten Weitschuss darf die verursachende Mannschaft
nicht vor dem erneuten Anspiel wechseln.
Neue Gesichter sind bei den Chefcoaches mehr oder minder Fehlanzeige. Mit
Doug Mason in Mannheim, Igor Pawlow (Köln), Jürgen
Rumrich (Straubing), Bob Manno (Ingolstadt) und Martin Jiranek traten nur fünf
Übungsleiter einen neuen Job an. Dazu wurden Jiranek (Nürnberg, jetzt Krefeld)
und Rumrich von Assistenztrainern zu „Chefs“ befördert.
Hier erscheint nun eine kleine Übersicht zu den einzelnen Mannschaften. Einen ausführlichen Teamcheck gibt es später auf Hockeyweb.
Eisbären Berlin
Auch für uns sind die Eisbären der Favorit auf die Meisterschaft,
wenngleich Oldtimer Mark Beaufait seine Karriere beendete. Wie es der guten Tradition
bei den Berlinern und ihrem Manager Peter John Lee entspricht, halten sich die
Wechsel in Grenzen. Tyson Mulocks Bruder Travis stieß vom Zweitligisten Bad
Tölz an die Spree, Verteidiger Derrick Walser feiert ein Comeback bei seinem
alten Verein. Dazu kommt neben den bekannten alten Kämpen eine Menge junger Leute,
die noch längst nicht den Zenit ihrer Laufbahn erreicht haben.
Adler Mannheim
Wie wird sich der sensible Doug Mason seiner Aufgabe als neuer Coach
entledigen? Nachdem er gute Arbeit bei den Außenseitern Iserlohn und Krefeld
geleistet hatte, war ihm in Köln nur mäßiger Erfolg beschieden. Bei den Adlern
erwartet ihn der zweite Verein aus der „Bel étage“ unserer höchsten
Klasse. Vor allen Dingen haben die Mannheimer mit Andy Hedlund (Düsseldorf),
Jame Pollock (Balaschicha/Russland) und Chris Schmidt (Iserlohn) in der
Defensive zugelegt. Vorn trauen viele Experten Scott King eine großartige
Saison zu.
Frankfurt Lions
Die Mainstädter mit ihrem Chefcoach Rich Chernomaz, der aus dem
Trainerstuhl bei den Lions ein solides Möbelstück gemacht hat (der kleine Kanadier
geht in seine siebte[!] Saison), werden von nicht wenigen Experten als
Geheimfavorit gehandelt. Stellt man den Weggängen die „Neuen“
gegenüber, so scheint das Team vor Schlussmann Ian Gordon an Stärke und
Kampfkraft zugenommen zu haben. Ein ganz heißer Tip ist der 26-jährige Kanadier
Joey Tenute, der seine Eingewöhnungsphase auf europäische Eisflächen bei
Jokerit Helsinki absolvierte.
DEG Metro Stars
Der Vizemeister quälte sich recht mühsam durch die Testphase. Am
Wochenende langte es noch zu zwei knappen Ergebnissen gegen die
Ligakonkurrenten Frankfurt (Sieg) und Wolfsburg (Sieg nach Verlängerung). Mit dem Team ist
aber zu rechnen, denn es hat keinen einzigen Leistungsträger in der Offensive
verloren, sondern mit dem Augsburger Mark Murphy und dem Kanadier Craig
MacDonald noch zugelegt. Wie schwer die Weggänge von Torwart Jamie Storr sowie
den Verteidigern Andy Hedlund und Peter Ratchuk wiegen, wird sich zeigen.
ERC Ingolstadt
Kaum vorstellbar, dass die Oberbayern erneut die Play-offs verpassen.
Giacinto Boni als neuer Manager und Bob Manno haben personell einen Umbruch
vollzogen. Zwischen den Pfosten soll es unser Nationalkeeper Dimitri Pätzold
richten. Elf „Neue“ sind für die Abteilung Attacke auf dem Eis,
darunter Rückkehrer Vince Bellissimo und der nicht immer pflegleichte
Ex-Frankfurter Pat Kavanagh. Viel erwartet die Führung auch von Thomas
Greilinger und Talent Patrick Buzas, der eine enttäuschende Saison in Augsburg
durchmachte.
Kölner Haie
Schon bevor es losgeht, haben die Domstädter einen Rekord aufgestellt.
15-mal traten die Pawlow-Schützlinge an, neunmal kassierten sie eine
Niederlage. Doch wer den gebürtigen Russen kennt, weiß, dass diese Resultate
nur zweitrangig sind. Ein kleiner Fingerzeig: Die beiden letzten Partien
Iserlohn und Nürnberg wurden gewonnen. Die Domstädter werden sicherlich auf die
Minute topfit sein. Erstaunlich, dass die Verteidigung keine Veränderung
erfuhr. Wie werden die Weggänge von Dave McLlwain und Philip Gogulla verkraftet
werden?
Hamburg Freezers
Jedes Jahr erhebt sich besonders in den (kleiner werdenden) Fankreisen
die gleiche Frage: Wann stimmen Etat und Erfolg überein? In der anstehenden
Spielzeit stehen die Hanseaten mit 6,8 Millionen Euro auf Rang vier hinter
Mannheim (8,0), Berlin und Düsseldorf (jeweils 7,5). Doch sportlich lief es
bisher mehr als mager für die Schützlinge von Cheftrainer Paul Gardner, dem von
der Führung erst nach längerem Hin und Her das Vertrauen (und damit ein neuer
Vertrag) ausgesprochen wurde. Getan hat sich bisher nicht viel auf dem Transfermarkt.
Krefeld Pinguine
Nach der erfolgreichen Saison unter Igor Pawlow setzen die Rheinländer
zum vierten Mal hintereinander auf einen Debütanten an der Bande. Jetzt soll es
nach Teal Fowler, Jiri Ehrenberger und eben diesem Pawlow Nürnbergs ehemaliger Kultakteur
Martin Jiranek richten. Ähnlich wie bei den Eisbären ist auch Manager
Ehrenberger nicht vom Wechselfieber befallen. Ein paar junge Burschen sowie die
„gestandenen“ Allan Rourke und Rob Globke sollen die Weggänge von
Shay Stephenson und Jean-Francois Fortin vergessen machen.
Grizzly Adams Wolfsburg
Nur wenige Leistungsträger gaben die Niedersachsen ab. Mit Justin
Papineau (Mannheim) verließ lediglich einer der sechs erfolgreichsten Scorer
den Verein. Für positive Schlagzeilen sorgten Neuzugang John Laliberte sowie
Kai Hospelt, wobei es in Hospelts Leistungskurve sicherlich weiterhin Luft nach
oben gibt. Wie sich die Abteilung Defensive mit fünf Neulingen schlagen wird,
muss abgewartet werden. Interessant wird der Zweikampf der deutschen Torwarte Daniar
Dshunussow (23) und dem Ex-Düsseldorfer Jochen Reimer (24).
Hannover Scorpions
Zusammen mit den Iserlohn Roosters und dem Meister kommen die krisengeschüttelten
Schützlinge von Alt-Bundestrainer Hans Zach auf lediglich sieben Testspiele.
Das Erfreuliche aus Sicht der Leinestädter: Bis auf eine (gegen den
tschechischen Extraligisten Wittkowitz
2:6) wurden alle Testpartien siegreich gestaltet. Gespannt sein darf man
auf das neue Torhütergespann Levente Szuper (Alba Volán/Ungarn) und Youri
Ziffzer (Eisbären). Ob am Ende der Saison wieder eine Halbfinal-Teilnahme
winkt, darf mehr als bezweifelt werden.
Nürnberg Ice Tigers
Klappt es mit den Cousins Lorenz Funk jr. als neuem Manager und
Chefcoach Andreas Brockmann? Bisher rissen die fränkischen Fabeltiere, die
ihren offiziellen Vereinsnamen einmal mehr änderten, keine Bäume aus. Man darf
vor allen Dingen gespannt sein, wie sich Rückkehrer Adam Svoboda zwischen den
Pfosten schlägt und inwieweit die Weggänge von Scott King, Brian Swanson und
Shawn Carter weggesteckt wurden. Die Testphase verhieß nichts Gutes, denn
lediglich zweimal in acht Spielen verließen die Nürnberger als Sieger das Eis.
Augsburger Panther
Es ist die Krux der sogenannten Kleinen. Kaum werden gute Cracks an
Land gezogen und haben sich in der neuen Umgebung bewiesen, folgen sie dem Ruf
eines Vereins, der mehr „auf der Tasche“ hat. So ergeht es auch den
Fuggerstädtern, die mit Strafbank- und Scorerkönig Mark Murphy (DEG) sowie dem
Drittplatzierten Mathis Olimb (Göteborg/SWE) gleich zwei Topstürmer abgeben
mussten. Es bleibt abzuwarten, ob Tyler Beechey (Iserlohn) und Colin Murphy
(AHL) vorgenanntes Duo ersetzen werden. Die Defensive scheint dagegen
gefestigter.
Iserlohn Roosters
Ist es ein besonderes Risiko, wenn zwei junge Torwarte den Großteil der
Verantwortung auf ihren Schultern tragen müssen? Man ist geneigt, diese Frage
zu bejahen. Die Sauerländer gehen jedenfalls mit dem 24-jährigen Danny Aus den
Birken und dem zwei Jahre jüngeren Sebastian Stefaniszin ins Rennen. Auch sonst
hat sich viel am Seilersee getan. Eine Handvoll Routiniers verließ den Verein.
Viel erwartet man von Quinn Hancock (32), der vorwiegend in den Nordländern
Tore schoss und bisher am erfolgreichsten war, sowie Brian Swanson (33).
Kassel Huskies
Zwar hat sich einiges in puncto Spielerwechsel bei den Nordhessen
getan, doch Spektakuläres blieb aus. Lediglich der 28-jährige US-Boy Derek
Damon sorgte mit seinen sechs Toren bei den Verantwortlichen um Chefcoach
Stéphane Richer für kollektives Anheben der Augenbrauen. Immerhin tragen fünf
der sechs erfolgreichsten Scorer weiterhin das Hundefell. Aus deutscher Sicht
bleibt zu hoffen, dass Angreifer Manuel Klinge (wird am Samstag 25 Jahre jung)
nach Auskurieren seiner Verletzungen einen erneuten Schritt nach vorn machen
wird.
Straubing Tigers
Achtbar schlugen sich die Gäubodenstädter in der Testphase unter ihrem
neuen Trainer Jürgen Rumrich. Sogar
gegen Frankfurt wurde ein 4:3 eingefahren. Den sympathischen Ex-Kapitän unserer
Nationalmannschaft begleiten sicherlich nicht wenige gute Wünsche für eine
erfolgreiche Saison. Zwei Fragen dürften bezüglich Erfolg oder Misserfolg im
Vordergrund stehen: Knüpft der 38-jährige Goalie Mike Bales wieder an seine
alte Form an, und kann Rumrich in seinem ersten Jahr als Bandenchef dem Team
seinen Stempel aufdrücken?