Die Hockeyweb Jahres-Vorschau für 2005
Eishockey in Namibia startbereitLiebe Leser,
wenn Sie an dieser Stelle und zu dieser Zeit erneut hellseherische Fähigkeiten bei uns voraussetzen,
können wir Sie beruhigen. Es gibt sie auch heuer wieder, die nur manchmal ernstzunehmende Vorschau 2005
Januar:
Die endgültige Aussetzung der NHL-Saison hat auch Folgen für die DEL. Um die Liga noch
attraktiver zu gestalten, erwogen die Gesellschafter zunächst in angeheiterter Stimmung in der
Neujahrsnacht die Aufhebung einer Kontigentierung der Ausländer und damit die Rückkehr zu alten,
längst vergangenen und lächerlichen Zeiten. Sogar zwischen den einzelnen Dritteln hätten die Spieler
noch den Arbeitsplatz wechseln können. Voraussetzung wäre nur ein frisch gewaschenes Trikot und
eine Anmeldung in Englisch oder einer anderen gängigen Sprache beim Schiedsrichter gewesen.
Nach erfolgter Ernüchterung siegt dann doch noch die Vernunft, indem die Gesellschafter die alte
Regelung wieder in Kraft setzen. Dumm lief die Sache allerdings für Schiedsrichter-Obmann Bernd
Schnieder, der diesmal zu schnell den Trend zu erkennen glaubte und in vorauseilendem Gehorsam
die ursprüngliche, peinliche Entscheidung in einer überregionalen Zeitung als “weise und
wohldurchdacht” bezeichnete.
Februar:
Die Krefeld Pinguine fühlen sich wieder einmal verschaukelt. Grund ist diesmal eine merkwürdige
und für die aufgebrachten Krefelder Fans kaum vollziehbare Entscheidung nach Videobeweis.
Schiedsrichter Gerhard Lichtnecker schaut sich erstaunlicherweise nach einem für alle Zuschauer
unstrittig ungültig erzielten Tor sicherheitshalber noch einmal das Band an. Zum Entsetzen der
meisten Besucher entscheidet der Unparteiische schon nach wenigen Sekunden Videobeschau auf
“Tor”. Nach dem Match gibt der Floßmeister bereitwillig Auskunft. “Auf dem Video waren Spieler
im Trikot des VfL Bad Nauheim zu sehen. Von den Krefeldern lasse ich mich nicht noch einmal
veralbern”, knurrt der knorrige Mann aus den Voralpen.
März:
Die Eisbären Berlin werden erneut Erster der Punktrunde, während Düsseldorf mit letzter Kraft den
achten Platz und damit die Play-offs schafft. Beide Vereinsführungen entschließen sich zu einem
spektakulären Trainertausch. Peter John Lee kommt mit Cheftrainer Pierre Pagé im Schlepptau an
seine alte Wirkungsstätte und wird von den älteren Fans mit Sprechchören gefeiert, während Butch
Goring, eingedenk seines Erfolgs in Krefeld zwei Jahre zuvor, die Truppe aus der Hauptstadt auf
Meisterkurs trimmen soll. “Meine Damen und Härrän: Iiisch bin aain Börlinör”, verkündet Goring
auf der ersten Pressekonferenz bei den Eisbären und erntet frenetischen Beifall. Auch für Freundin
Paula ist gesorgt: Sie erhält einen Job beim öffentlich-rechtlichen Sender RBB und startet gegen
Ende des Monats die Serie “Butch ist noch lange nicht futsch” mit deutschen Untertiteln.
April:
Champions werden weder die Berliner noch die “Alt”-Meister aus Düsseldorf, sondern die Kölner
Haie. Im entscheidenden fünften Spiel siegen die Schützlinge von Cheftrainer Hans Zach gegen
seinen Bundestrainer-Nachfolger Greg Poss und dessen Nürnberg Ice Tigers. Schade, dass das Spiel
mit einem Eklat endet: Der japanische Austausch-Schiedsrichter Yuki Yukakawa verpasst den
Nürnbergern eine Zweiminutenstrafe, weil der US-Amerikaner Yan Stastny die Scheibe über das
gegnerische Tor, aber auch über die Bande schoss. “Scheibe ibel Bande, das ist klale Schtlafe”,
radebrecht der Mann aus dem Fernen Osten. Leise legt er nach: “Späte Lache für Peall Halboul.”.
Greg Poss ist drauf und dran, wieder in alte Fehler zu verfallen und handgreiflich mitzumischen,
stürmt die Eisfläche und will dem kleingewachsenen Sohn Nippons offensichtlich an die Wäsche. Als
in dieser Überzahl auch noch der entscheidende Treffer zum 1:0 und damit zum Endstand fällt, ist es
um den Mann aus den Südstaaten geschehen. Letztendlich kann der Unparteiische dem
wutschnaubenden Poss entkommen, weil dieser mit Straßenschuhen nicht schnell genug ist.
Mai:
Bei der WM in Österreich spielt die deutsche Nationalmannschaft eine eher dezente Rolle. Im ersten
Spiel gegen Kasachstan haben die Schützlinge von Greg Poss Glück, dass die Kasachen, die aus
Geldmangel auf ihr historisches Transportmittel Pferd zurückgreifen mussten, erst einen Tag vor dem
Spiel eintreffen und somit völlig übermüdet sind. Ex-Kasache und “Premiere-Experte” Andrej Fuchs
vom NRW-Ligisten Herne bedauerte seine ehemaligen Teamkameraden: “Die Jungens konnten in
den Drittelpausen nicht einmal sitzen, so stark waren hinten die Schmerzen.” Mit 7:6 behalten die
Adlerträger die Oberhand und verhindern somit den Abstieg, kassieren aber sowohl gegen die
Tschechen als auch gegen die Schweizer deftige Packungen. Auch DEB-Präsident Hans Ulrich
Esken braucht nicht mehr mit einer Deutschland-Fahne in der Brusttasche zwecks Steigerung seines
Bekanntheitsgrades herumzulaufen. “Mich haben fünf Leute erkannt”, strahlte der wackere Westfale.
Aufsehen erregender allerdings die Darbietung seines Stellvertreters Uwe Harnoß. Der Mann aus
Augsburg, trotz der Gluthitze angetan mit einem wärmenden Schal, “frisst” sich im wahrsten Sinne
des Wortes durch sämtliche Empfänge, Ehrungen und andere “Sitzungen”. Erst später erklären
Insider den wahren Grund für das ungewöhnliche Benehmen des hungrigen Schwaben. Harnoß ist
nicht nur Verkäufer für Kaschmir-Schals, sondern auch Testesser für die Stiftung Warentest.
Juni:
Da hat Bob Leslie aber noch einmal mächtig Glück gehabt. Denn vier Spieltage vor den Play-offs
folgte er dem Ruf von Team Canada bei der WM und schmiss in Krefeld die Brocken hin.
Interimstrainer Franz Fritzmeier gewinnt mit der Truppe alle Partien und führt sie auf den 7. Platz,
wo sie erst im Halbfinale den Kölnern unterliegt. Nach der WM folgt die Ernüchterung für Leslie,
denn für ihn war bei den Kanadiern nur der Posten eines Videoscouts für Belgien auf Honorarbasis
vorgesehen. Reumütig spricht er in der Seidenstadt noch einmal vor. Dort erkennen die
Verantwortlichen des KönigPALASTes sowie der Pinguine ihre Chance und stellen ihn unter einer
Bedingungen ein. Da bisher nur ganz wenige Künstler für den PALAST verpflichtet wurden, muss
Leslie als Howard Carpendale zwei Wochenenden lang umsonst auftreten. Die Lieder kommen als
Playback, der Leidgeprüfte muss nur die Moderation übernehmen. Nur ein kleiner Lapsus unterläuft
den Verantwortlichen. Wegen anhaltender Kritik bezüglich der in der Vergangenheit zu häufig
gebrauchter englischer Ausdrücke prangt jetzt auf den Plakaten “HUBERT CARPENDALE”. Ein
einziger Wermutstropfen fällt in den Freudenbecher: Das koreanische Fernsehen, das ursprünglich
die Premiere übertragen wollte, blendet sich nach wenigen Sekunden aus und sendet dafür Bilder aus
der letzten Saison von diversen Aufwärmphasen der Pinguine mit Martin Hyun, der seit wenigen
Wochen die Beitragsverhandlungen Südkoreas in die EU leitet..
Juli:
Nach langem Hin und Her wegen Stadionprobleme wird Zweitligameister EV Duisburg endlich in die
DEL aufgenommen, während die Hannover Scorpions den bitteren Weg in die unteren Gefilde der
Rangordnung antreten müssen. Die Scorpions lösen sich auf und ziehen unter dem neuen Namen
Wedemark Potato Beetles (Kartoffelkäfer) wieder aufs Land. Freude bei den NRW-Nachbarn
Düsseldorf, Köln, Krefeld und Iserlohn. Ein großer hiesiger Baulöwe, der eine Riesenarena für
18.501 Zuschauer (einer mehr als in Köln) bauen will, verspricht vollmundig: “In drei Jahren sind wir
Meister.” Den vakanten Posten eines sportlichen Leiters übernimmt Oldtimer Fritz Hesselmann und
präsentiert zur ersten Pressekonferenz sofort 20 Deutsch-Kanadier, ebenso viele Deutsch-Russen
und Deutsch-Tschechen, die stolz ihre nagelneuen deutschen Pässe vorzeigen. “Jetzt brauchen wir
nur noch die Ausländer”, schmunzelt der “Kugelblitz”.
August:
Bei den Iserlohn Roosters ist Verunsicherung eingetreten. Die Sauerländer Truppe muss während
der gesamten Vorbereitung auf ihren Cheftrainer Doug Mason verzichten. Dieser nahm ein lukratives
Angebot aus Hollywood an, wo der Klassiker “Don Camillo und Peppone” neu verfilmt wird. Der
Holland-Kanadier spielt die Rolle des Pfarrers Don Camillo, Schiedsrichter-Legende Jupp Kompalla
die des kommunistischen Bürgermeisters Peppone. Bernd Schnieder tritt Gerüchten entgegen, nach
welchen er die Titelrolle in einer weiteren Neuverfilmung namens “Einer kam durch” übernehmen
soll. Auch sonst tut sich noch einiges auf dem Transfermarkt: Duanne Moeser erhält von den
Augsburger Panthern einen Sechs-Jahres-Vertrag, der sich bei jeweiliger Nichtteilnahme an den
Play-offs automatisch um ein Jahr verlängert. Die Frankfurt Lions sind auf der Suche nach einem
neuen Trainer fündig geworden. Nachdem sie sich vom Duo Nethery/Chernomaz Ende der Saison
getrennt hatten, feiert Bernie Johnson bei den Lions ein Comeback. Seine erste Tat: Pat Lebeau wird
nach Crimmitschau transferiert, wofür die Sachsen 50 Euro als “Aufbauhilfe Main” überweisen
müssen. Johnson: “Ein Superdeal!” Bill Stewart dagegen findet keinen Job mehr in der Branche.
Dafür übernimmt der Nothelfer einen Posten bei Carglass getreu nach dem Motto: “Denn Carglass
repariert”.
September:
Für die neue Saison haben sich einige Änderungen in der DEL ergeben. Die gravierendste betrifft die
Länge der Drittelpausen. Da als General-Sponsor eine bekannte Schnellimbiss-Kette gewonnen
wurde, wird sowohl das zweite als auch das dritte Drittel erst begonnen, wenn jeder Stadionbesucher
vom Angebot dieser Kette Gebrauch gemacht hat und nachweislich eine Portion nach freier Wahl
verzehrte. In Ingolstadt kommt es bereits in der ersten Drittelpause zu überfüllten Toiletten, die von
Zuschauern mit zum Teil grünen Gesichtern aufgesucht werden. “I moan, mi z´rreißt´s!” so ein
kerniger, guat´n Leberkas gewöhnter Oberbayer. In anderen Spielstätten muss sogar der Notarzt
eingreifen. Schweren Herzens kündigt die Ligenleitung den Vertrag nach dem zweiten Spieltag, der
einen erschreckenden Zuschauerrückgang zu verzeichnen hatte.
Oktober:
Gut kommt die neue Strafenregelung, der sogenannte Dezibelparagraph, beim Publikum an. Die
Schiedsrichter sind seit Beginn der neuen Saison angehalten, immer dann das Spiel zu unterbrechen
und eine Strafe auszusprechen, wenn die Mehrzahl der Zuschauer durch Pfeifen oder andere
Geräusche ihrem Unmut Luft macht. Schiedsrichter-Obmann Bernd Schnieder: “Diese Regelung ist
weise, denn die Zuschauer zahlen viel Geld und wollen ihr Team siegen sehen. Mitbestimmung muss
es auch im Sport geben. Außerdem hört die leidige Schiedsrichterschelte in den Medien auf. Das
beste Beispiel: Der unvergessene Hans Rosenthal bezog auch die Zuschauer ein und verzeichnete bei
´Dalli, Dalli´ mit dem vielzitierten ´das war Spitze!´ einen Riesenerfolg.”
November:
Das Anschutz-Imperium hat endgültig die Nase von Manager Borko Capla und seinen finanziellen
Eskapaden voll. “Der Bursche hat in Chemnitz, Weißwasser, Berlin und München stets eine
Riesenfinanzlücke hinterlassen. Hier schmeißt er auch mit dem Geld nur so herum und bringt
sportlich nichts zu Stande”, wird ein Sprecher aus der Chefetage zitiert. Die mittlerweile von Capla
umgetauften “Millionaires” dümpeln in der Tabelle auf Rang zehn herum, während das zahlreiche
Publikum immer noch klaglos seinen Obolus entrichtet. Bei Nacht und Nebel verschwindet Capla aus
der Hansestadt, wo er ohnehin wegen seiner geringen Körpergröße von den blonden, großen
Norddeutschen ein bisschen unter der Schulter angesehen wurde.
Dezember:
Alles hat sich rechtzeitig zur Weihnachtszeit wunderbar eingerenkt. In Hamburg hat mittlerweile
wieder Max Fedra das Sagen. Sprachprobleme gibt es nicht, denn Fedra kann sich ausgezeichnet mit
der hiesigen Bevölkerung in Englisch unterhalten. Nirgendwo gibt es Querelen, alles sitzt friedlich
unter dem Tannenbaum. Die Mannschaften der Liga sind gleichwertig wie nie zuvor, was die
Spielklasse ungeheuer attraktiv macht. Lächerliche vier Punkte trennen Tabellenführer Kassel von
Schlusslicht Köln. Zum Monatsende wird erneut eine Vorschau geschrieben, die genauso zum
Lachen, Schmunzeln und manchmal auch zum Nachdenken ermuntern soll.