Die ganze Eishockey-Schweiz ist in Davos vertreten
Spengler Cup: Zwei Stürmer für MannheimFünf mehrheitlich verstärkte Topteams, davon drei Landesmeister, Spitzenspieler aus fast allen NLA-Mannschaften – so lauten die Vorraussetzungen für den 76. Spengler Cup Davos. Mit über 80.000 im Vorverkauf abgesetzten Tickets dürfte der letztjährige Publikumsrekord dieses Jahr erneut purzeln.
Mit Ausnahme des deutschen Meisters Kölner Haie setzen die
Organisatoren mit Sparta Prag, TPS Turku und Team Canada sowie dem
Titelverteidiger und Gastgeber Hockey Club Davos auf ein bewährtes
Teilnehmerfeld. «Alle teilnehmenden Teams kennen das Turnier und wissen
deshalb, was sie erwartet», sagt Spengler-Cup-Sportchef Jörg Eberle. Dies
treffe auch auf die Kölner Haie zu, die das Turnier 1999 für sich entscheiden
konnten. Eberle spricht damit die Erfahrung an, dass in Davos auch schon
Mannschaften angetreten sind, die vom hohen Tempo und der Hochklassigkeit der
Gegner überrascht wurden. Im Wissen um das hohe Niveau und versehen mit dem
Ehrgeiz, den Spengler Cup Davos unbedingt zu gewinnen, haben sich deshalb die
vier teilnehmenden Klubteams verstärkt.
Haie mit Schweizern, Turku und Prag mit Ex-Spielern
Infolge einiger Verletzungssorgen und der Absenz von vier
U20-Spielern haben die Kölner Haie ihren Kader zusätzlich mit drei Schweizer
Spielern verstärkt. So greift der deutsche Meister für den Spengler Cup neben
den temporär verpflichteten Waleri Schirjajew (HC La Chaux-de-Fonds) und Derek
Cormier (HC Sierre, ex-Köln) auch noch auf die drei Schweizer Pascal Lamprecht
(HC Thurgau), Rolf Schrepfer und Andy Keller (beide SC Bern) zurück.
Der tschechische Meister Sparta Prag und der finnische
Spitzenklub TPS Turku haben sich dagegen mit Landsleuten verstärkt. So wird bei
Sparta der Kloten-Flyers-Stürmer Jaroslav Hlinka am Spengler Cup zu seinem
Ex-Klub stoßen. Und auch TPS Turku sicherte sich die Unterstützung von
Ex-Spielern: Wie schon am letzten Spengler Cup werden sich die Stürmer Kimmo
Rintanen (Kloten Flyers) und Petri Varis (GCK Lions) das schwarz-goldene
Turku-Trikot überstreifen. Und mit Petteri Nummelin (HC Lugano) und Marko
Kiprusoff (Kloten Flyers) kann TPS Turku auch in der Verteidigung namhafte
Zuzüge vermelden. Als fünften Verstärkungsspieler meldet das Team schließlich
auch noch den kanadischen Stürmer Jarrod Skalde (HC Lausanne).
Dass die Titelverteidigung für den HC Davos mehr als nur ein
Lippenbekenntnis ist, zeigt die Verpflichtung von fünf hochkarätigen
Verstärkungsspielern. Mit den Stürmern Patrik Juhlin (SC Bern), Derek Plante (ZSC
Lions) und Brian Bonin (SCL Tigers) sowie den Verteidigern Brett Hauer (Servette
Genf) und Rikard Franzén (SC Bern) verfügt das Team von Trainer Arno Del Curto
über einen der wohl besten Verstärkungsblocks der vergangenen Jahre.
Vielschichtiges Team Canada
Keine Überraschungen beinhaltet die Kaderliste des Teams
Canada. Die Mannschaft besteht aus 20 in der Schweiz, Österreich, Deutschland
und Italien spielenden Kanadiern sowie aus fünf Spielern von NHL-Organisationen.
«Wir haben ein solides Team mit drei sehr starken Torhütern
zusammengestellt», sagt Team Canadas General Manager Steve Tambellini. Mit den
Goalies Corey Hirsch (Utah Grizzlies, AHL), Jamie Hodson (St. John’s Flames,
AHL), den Verteidigern Luke Sellars (Chicago Wolves, AHL) und den Stürmern Mike
Bishai (Columbus, EHCL) und Bobby Andrews (Hartford Wolfpack, AHL) stoßen fünf
Spieler aus NHL-Organisationen zum Team. 16 Kaderspieler stammen aus zehn
verschiedenen Schweizer NLA- und NLB-Klubs. Die bekanntesten Namen sind die
Verteidiger Jamie Heward (Servette-Genf) und Mark Astley (HC Lugano) sowie die
Stürmer Craig Ferguson (Fribourg-Gottéron), James Black, Paul Di Pietro (beide
EV Zug), Brandon Convery, Mike Maneluk (beide HC Lugano), Yves Saurault (SC
Bern), Jan Alston und Christian Matte (beide ZSC Lions). Mit Torhüter Mark
McArthur (Feldkirch), Peter Allen (Bad Nauheim, Ex-Chur), Chris Armstrong
(Augsburger Panthers, Ex-Zug) und Rob Cowie (Milan, Ex-Zug) spielen auch vier im
benachbarten Ausland tätige Cracks im Team Canada. «Der Kaderliste entnehme
ich, dass dieses Jahr viele Spieler dabei sind, die sich für höhere Aufgaben
empfehlen wollen. Ich erwarte deshalb ein «hungriges» Team Canada, das durch
die Übertragung der Spiele in sein Heimatland zusätzlich motiviert sein
wird», sagt Jörg Eberle.
Erweiterung der «Zauberformel»
Auf Grund des vielschichtigen Aufgebots des Teams Canada und
den Verstärkungsspielern für die vier Klubteams sind auch dieses Jahr die
meisten Schweizer NLA- und einzelne NLB-Klubs am Spengler Cup vertreten. Dieser
Umstand kommt der dreiköpfigen Spengler-Cup-Direktion mit Rolf Bachmann
(Vorsitz), Jörg Eberle (Sport) und Georg Gasser (HCD VR-Delegierter) entgegen.
«Der Spengler Cup soll ein Eishockeyfest für die ganze Schweiz sein», meint
Georg Gasser und spricht damit die sechs Elemente umfassende «Zauberformel»
des Turniers an: «Diese besteht aus dem Mix von Davos als grösstem
Wintersportort Europas, dem einmaligen Eisstadion, dem HCD als beliebtestem
Eishockeyklub der Schweiz, dem festlichen Termin zwischen Weihnachten und
Neujahr, der garantierten und attraktiven TV-Präsenz und der langjährigen
Tradition.» Aus Sicht der Direktion wird der Spengler Cup aber noch von einem
siebten Erfolgselement geprägt: den Win-win-Partnerschaften der Beteiligten.
Gasser betrachtet es als Führungsaufgabe, das Bewusstsein für diese Formel und
deren Werte bei allen beteiligten Kreisen nachhaltig zu fördern.
Gasser verweist auf die Verantwortung, welcher der Spengler
Cup nicht nur gegenüber dem HCD und der Region Davos, sondern gegenüber dem
ganzen Schweizer Eishockey habe: «Durch die grosse Medienpräsenz und den
Live-Übertragungen von SF DRS ist der Spengler Cup eine wirksame Werbeplattform
für die Region und das Schweizer Eishockey. Schon unzählige Schweizerinnen und
Schweizer sind durch die packenden Bilder zu einem Ausflug nach Davos oder zum
ersten Besuch eines Eishockeyspiels animiert worden.» Deshalb ist und bleibt es
ein erklärtes Ziel der Spengler-Cup-Direktion, mit dem Turnier den Zuschauern
zu Hause und im Stadion die Sportart Eishockey näher zu bringen.
Mehr Attraktionen im und ums Eisstadion
Nach dem letztjährigen Turnier kündigte die
Spengler-Cup-Direktion Optimierungen in und ums Eisstadion an. Auf die
diesjährige Austragung hin setzt sie einen Teil ihres Versprechens um. So gibt
es nun im Fanzelt nicht nur Musik, sondern auch eine attraktive Grossleinwand,
einen Interview-Corner und einen Promi-Chat. «Diese Attraktivitätssteigerung
wurde möglich, weil wir dieses Jahr das Recht für die Führung des Fanzelts
von Davos Tourismus gekauft haben», erklärt Rolf Bachmann. Auch in der Halle
sind zusätzliche Attraktionen geplant:
SF DRS, das wiederum sämtliche Spiele live überträgt, wartet mit einem neuen
Pausenspiel auf, das von Rainer Maria Salzgeber moderiert wird. Und dank zwei
zusätzlichen Kameras und einer eigenen Regie werden auf den beiden
Grossleinwänden im Stadion noch mehr Emotionen zu sehen sein. Beibehalten wird
die im letzten Jahr erstmals durchgeführte Eröffnungs- respektive
Schlusszeremonie.
Trotz vermutlichem Publikumsrekord – Tickets sind noch erhältlich
Infolge der grossen Beliebtheit des Turniers sind
Spengler-Cup-Tickets auch dieses Jahr eine Rarität. Bis heute sind über 80'000
der insgesamt 84'480 Tickets verkauft, der letztjährige Publikumsrekord von
82'390 Zuschauern dürfte erneut gebrochen werden. Und dies, obwohl die
Organisatoren die Ticketpreise erhöht haben. Rolf Bachmann betont aber, dass
nur die Preise für Sitzplätze erhöht worden sind. «Diese Preise bewegen sich
aber im Vergleich zu den anderen Swiss-Top-Sport-Veranstaltungen höchstens im
Mittelfeld.» Bei den Stehplätzen habe man nicht nur auf einen Aufschlag
verzichtet, sondern gar eine neue Kategorie «Lehrlinge» geschaffen. «Mit
dieser Preisgestaltung kommen wir unserer sozialen Verantwortung nach, denn es
soll niemand vom Spengler Cup ausgeschlossen werden.» Schliesslich seien es die
Fans, welche die einmalige Stimmung am Spengler Cup prägen.
Obwohl die Spiele mit HCD-Beteiligung bereits ausverkauft
sind, gibt es für die Hälfte aller Spiele (inklusive Final) noch Tickets.
Diese sind entweder beim Ticketcorner oder an der Tageskasse in der Eishalle
Davos erhältlich. Für die bereits ausverkauften Spiele wird zudem ein kleines
Kontingent an Stehplätzen über die Tageskasse in den Verkauf gelangen.
Die aktuellen Tabellenplätze der vier Klubteams
Die Kölner Haie belegen trotz massiven Verletzungssorgen mit
67 Punkten aus
34 Spielen den 2. Platz in der DEL. Auch Sparta Prag hat sich nach dem Anfang
Dezember erfolgten Trainerwechsel vom 8. auf den 4. Tabellenrang (32 Spiele/
54 Punkte) verbessert. Weniger gut läuft es zur Zeit TPS Turku, das mit
30 Punkten aus 32 Spielen in der finnischen SM-Liga nur auf Rang 9 und damit
nicht auf einem Playoff-Rang liegt. Ansprechend, aber etwas unkonstant
präsentierten sich im Dezember die Leistungen des HC Davos. Der Schweizer
Meister weist deshalb gleich viele Punkte wie der Leader ZSC Lions und der
zweitplatzierte HC Lugano auf (alle 41 Punkte), hat aber drei Spiele respektive
eine Partie mehr bestritten.