Die Branche feiert sichGala des deutschen Eishockeys

Dass es bei der Wahl zum Trainer des Jahres, Nürnbergs Coach Rob Wilson, mit den Trainern der positiven Überraschungen der Saison, der Augsburger Mike Stewart und Bremerhavens Thomas Popiesch, durchaus noch andere, mindestens ebenbürtige Kandidaten gab – geschenkt. Dass die vielgelobte TV-Präsenz über Telekom Eishockey insbesondere zu Beginn der Saison nicht wenige Fans an den Rand des Wahnsinns gebracht hat – nicht von Belang.
Holger Speckahn moderierte mit Sidekick Patrick Ehelechner, der leicht übernächtigt vom Marathon-Spiel in Straubing am Abend zuvor angereist war. Die beiden spielten sich die Bälle meist gekonnt zu, dazu kamen von einigen Ausgezeichneten, Laudatoren und Funktionären ein paar herrliche Anekdoten und markige Sprüche.
Christian Ehrhoff, Laudator für seinen Jugendtrainer Peter Kaczmarek, der in der Kategorie Funktionäre in die Hall of Fame aufgenommen wurde, erzählte, wie er eben jenem Kaczmarek versehentlich den Puck ins Gesicht schoss, dieser aber trotz Platzwunde das Training ohne mit der Wimper zu zucken weiter leitete. Patrick Ehelechner berichtete von seinem Coach Benoit Laporte, der ihn in einer Mannschaftssitzung für eine Niederlage in Iserlohn verantwortlich machte – obwohl Ehelechner das Spiel als Ersatzkeeper auf der Auswechselbank verbrachte. Bundestrainer Marco Sturm teilte die Erinnerung an seinen ersten Arbeitstag als Spieler des KEC, der auf den Donnerstag vor Karneval fiel. Kollege Tino Boos habe ihn direkt nach der Landung in die lokalen Gebräuche zu Karneval eingeführt. Ob dabei alkoholische Getränke im Spiel waren, ließ sich nicht mehr zweifelsfrei ermitteln. Wild Wing Simon Danner, der die Robert-Müller-Fairplay-Trophäe für Schwenningen als fairstes Teams der Liga entgegennahm, und „Rookie des Jahres“ Maxi Kammerer von der DEG, sahen ihre Auszeichnungen als kleines Trostpflaster für eine Saison, die weder am Rhein noch am Neckarursprung so richtig zufriedenstellend („Wenigstens eine Trophäe“).
Emotionaler Höhepunkt war sicher die Laudatio von Anja Reimer für ihren Gatten Patrick, der zum dritten Mal in vier Jahren als Spieler des Jahres – und zudem noch als bester Stürmer des Jahres – ausgezeichnet wurde. Sie offenbarte, dass sie nicht viel von Eishockey versteht und beschrieb ihn als äußerst engagierten Bowler, der akribisch an seiner Wurftechnik feilt – vor allem aber immer noch der gleiche bodenständige, bescheidene Mensch sei, in den sie sich vor 15 Jahren verliebt hat. Den Beleg dafür lieferte Patrick Reimer später selbst: Am Ende des Abends auf seine stattliche Trophäensammlung angesprochen, sagte er: „Naja, einen Anbau für die vielen Pokale wie Zlatan Ibrahimovic brauche ich noch nicht. Vor allem hat er mehr Team-Trophäen als ich, da wird's bei mir jetzt mal langsam Zeit.“
Die kleinen Geschichten rund um die Großen des deutschen Eishockeys machten diesen Abend so besonders und bereits Appetit auf die nächste Ausgabe im kommenden Jahr.