Die Adler können auch normalMannheim - Wolfsburg 4:0

Zwei Tore in Überzahl, eins bei gleicher Anzahl und eigentlich das letzte in Unterzahl, auch wenn es als Empty-Net-Tor in die Statistik eingeht, 41:27 Schüsse, Torhüter Felix Brückmann – Wolfsburgs bester Mann – Adler-Torhüter Dennis Endras mit einem Shutout, ohne dass er allzu viel dafür tun musste, außer seine normale Leistung abzurufen, alle Punkte zusammengefasst: Es sieht schlecht aus für die Grizzlies aus Wolfsburg. Der Abnutzungskampf gegen vier ausgewogene Adlerreihen, zwei Niederlagen nach Drei-Tore-Führungen in den letzten beiden Spielen zeigten gestern Abend deutliche Wirkung.
Wolfsburg, mit nur noch dreieinhalb Reihen angereist, wirkte schon im ersten Drittel müde, körperlich oder psychisch oder beides – das sei dahingestellt –, die stereotype Aussage von Wolfsburgs Trainer Pavel Gross nach der zweiten Niederlage in Wolfsburg, „es war nur ein Spiel, in Spiel drei geht es von vorne los, die letzten Spiele spielen keine Rolle mehr“, klingt eher nach Trotz, zumindest seine Spieler haben das nicht verinnerlicht, sah man das Spiel gestern Abend. Alle Feldspieler der Grizzlies waren permanent zu weit von ihren Gegenspielern entfernt, das Forechecking fand nur sehr gebremst statt, war manchmal auch sinnlos, weil unkoordiniert, die wichtigen Zweikämpfe wurden meist verloren. Das gab den Adlern Platz, und diesen Raum nutzten sie auch, sie wirkten in ihrem Kombinationsspiel sogar manchmal arrogant, in manchen Situationen führten sie die Grizzlies vor. Zum Glück vergaßen sie nicht das Toreschießen, sechs bis sieben hätten es sein müssen, aber vier reichen bekanntlich auch zum Sieg. Andrew Joudrey und Jochen Hecht mit schönen Moves und coolem Abschluss sorgten dafür im lange so schmerzlich vermissten ausgezeichneten jeweiligen Powerplay, Youngster Mirko Höfflin erzielte sein Tor, wie es seine Art ist zu spielen, ohne lange zu fackeln zog er ab, übrigens die einzige Szene, in der der sensationell haltende Wolfsburger Torhüter Felix Brückmann etwas unglücklich aussah. Der „Empty Netter“ aus dem eigenen Drittel blieb Denis Reul vorbehalten, der in dieser Saison Quantensprünge in Sachen Technik und Beweglichkeit unter Beweis stellt.
Zum Ende des Spiels bekam dann noch Grizzly Sergej Stas seinen Lohn für sein das ganze Spiel andauernde, fortwährende Sticheln mit Stockunterstützung gegen Mannheims Topscorer Glen Metropolit – eine Grenze, die Stas überschritt, die im Eishockey selten ohne Folgen bleibt, folgt man einem der ungeschriebenen Gesetze in diesem Sport: Der Topscorer der gegnerischen Mannschaft ist tabu. Einer der beiden „Life Guards“ von Metropolit, in diesem Fall Brandon Yip, stellte ihn Sekunden vor Schluss und teilte ihm in Form von zwei, drei Geraden mit, was davon zu halten ist. Das veranlasste Wolfsburgs Trainer Pavel Gross, unbekannte, aber laute Worte in Richtung Mannheimer Bank oder den am Ausgang stehenden Schiedsrichtern zu formulieren, wahrscheinlich ob der in seinen Augen unsinnigen Aktion kurz vor Schluss oder ob der Leistung der Schiedsrichter, die Richtung passte für beide Möglichkeiten. Mannheims Coach Geoff Ward mit NHL-Play-off-Erfahrung in dieser Disziplin (Boston, Stanley Cup), der weiß, wann der richtige Zeitpunkt für Klärung solcher Dinge ist, reagierte mit Händen in den Hosentaschen und leicht vorgestülpter Unterlippe. Pavel Gross hat wohl seinen Meister in Sachen Coaching gefunden. Gross sagte jedoch in der Pressekonferenz, an die Mannheimer Bank habe er keine Worte gerichtet.
Am Donnerstag findet Spiel vier in Wolsburg statt, in der Verfassung, in der sich die Grizzlies gestern Abend präsentierten, heißt das: der Wischmopp schaut um die Ecke.
Tore:
1:0 (9:55) Andrew Joudrey (Matthias Plachta, Daniel Richmond/5-4)
2:0 (31:23) Mirko Höfflin (Frank Mauer, Kurtis Foster)
3:0 (40:41) Jochen Hecht (Brandon Yip, Kai Hospelt/5-4)
4:0 (49:12) Denis Reul (Martin Buchwieser/ENG)
Schiedsrichter: Marian Rohatsch/Gordon Schukies
Strafen: Mannheim 18 + 10 (Brandon Yip), Wolfsburg 18 + 10 (Sergej Stas)
Zuschauer: 13.600